
Schwalben schützen
Erfahren Sie alles zum Schutz von Rauch- und Mehlschwalbe.
Haus und HofSchwalbenschutz
Die beiden häufigsten Schwalbenarten in Österreich, die Mehlschwalbe und die Rauchschwalbe, haben sich eng an den Menschen angeschlossen. Sie kommen in ganz Österreich vor und brüten fast ausschließlich in und an Gebäuden und sind dabei auf schwalbenfreundliche Hausbesitzer:innen angewiesen. Aber nicht nur bei der Brutplatzsuche und beim Nestbau sollte man sie unterstützen, auch das Insektenangebot ist für sie von großer Bedeutung.
Eine dritte Schwalbenart, die Felsenschwalbe, wurde in Österreich erst in den letzten Jahrzehnten zum Gebäudebrüter. In Ortschaften kann man sie vor allem in Vorarlberg, Kärnten, Tirol und Salzburg antreffen, in Ober- und Niederösterreich sind bis jetzt keine Bruten an Häusern bekannt.
Merkmale, Nest und Brutplatz
Mehlschwalbe: oben schwarz mit weißem Bürzel, unterseits einheitlich rein weiß, Schwanz seicht gegabelt.
Nest: Lehmnest (Viertelkugel), das bis auf eine kleine Einflugöffnung geschlossen ist.
Brutplatz: außen an Gebäuden unter Dachvorsprüngen oder ähnlichen Strukturen, wo das Nest vor Regen geschützt ist. Es wird direkt in den Winkel zwischen Wand und Vorsprung geklebt. Bevorzugt werden Plätze in mindestens 4 m Höhe. Essentiell ist die freie Zuflugsmöglichkeit von schräg unten. Verputzte Wände werden vor nackten Ziegelmauern und Holz bevorzugt, wobei die Nester auf rauen Verputzen besser haften als an sehr glatten. Sie brütet oft in großen Kolonien.
Ankunft am Brutplatz: Mitte April
Rauchschwalbe: oberseits schwarz mit metallisch blauem Schimmer, unterseits weiß mit schwarzem Brustlatz und rostroter Kehle und Stirn, Schwanz tief gegabelt mit langen „Schwanzspießen“. Vorsicht: Bei jungen Rauchschwalben ist dieses Merkmal noch nicht so prägnant ausgebildet, die Schwanzspieße sind im Jugendkleid noch kurz.
Nest: oben offenes, napfförmiges Lehmnest, in dem zur Verstärkung Halme, Pflanzenfasern und Tierhaare (z.B. einzelne Pferdeschweif-Haare) eingebaut werden.
Brutplatz: fast ausschließlich in Gebäuden, hauptsächlich in Vieh- oder Pferdeställen mit freiem Einflug durch gekippte Fenster; manchmal auch in überdachten Hauseinfahrten oder unter kleineren Brücken. Meist setzt sie das Nest auf vorspringende Balken oder Simse auf, zur Not reicht ein großer Nagel als Unterstützung. Der Platz sollte gut vor Zugluft geschützt sein.
Ankunft am Brutplatz: Anfang April
Felsenschwalbe: oberseits braungrau, unterseits beigebräunlich, seicht gegabelter Schwanz mit weißen Flecken (am gespreizten Schwanz sichtbar).
Nest: oben offenes napfförmiges Lehmnest.
Brutplatz: Felswände unter Felsvorsprüngen oder außen an Gebäuden unter Dachvorsprüngen, Balkonen oder ähnlichen vor Regen geschützten Stellen.
Ankunft am Brutplatz: Anfang April




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Mehlschwalben, Rauchschwalben und Felsenschwalben.
Hilfe für die Schwalben
Nester und Brutplätze schützen
Schwalben sind sehr brutortstreu und beziehen oft über Jahre hinweg die gleichen Brutplätze. Deswegen ist es sehr wichtig, die Nester und auch die Brutstandorte zu erhalten. Schwalbennester sind als dauerhafte Niststätten gesetzlich geschützt. Witterungsbedingte Schäden an den Nestern über dem Winterhalbjahr werden in der neuen Brutsaison ausgebessert. Der Erhalt von natürlich gebauten Nestern muss jedenfalls immer Vorrang haben. Damit die Nester an der Wand gut haften, empfiehlt sich die Verwendung von rauen Verputzen, an glatten Außenwänden hilft ein 15 cm breiter Streifen mit Rauputz unterhalb des Dachvorsprunges.
Für Nistmaterial sorgen
Schwalben sammeln als Nistmaterial lehmige Erde oder Lehm aus Wasserlacken oder von Gewässerufern. Diese Plätze sollten nicht weiter als 300 m vom Neststandort entfernt sein, besser natürlich weniger weit. Eine zentrale Schutzmaßnahme für Schwalben ist es deshalb, Gatschlacken auf unbefestigten Wegen zu erhalten, ebenso kleine Gewässer mit flachen, unbewachsenen Uferzonen, optimalerweise auf lehmigem Boden. Während sommerlicher Trockenperioden ist es hilfreich, solche Gatschlacken rund um Hof und Haus durch Gießen feucht zu halten.
Künstlich angelegte Schwalbenlacken in der Nähe der Brutplätze sind eine perfekte Quelle für Nistmaterial und lassen sich ganz einfach selber machen (Bauanleitung). Falls lehmiger Boden vorhanden ist, reicht auch eine flache Mulde, die man regelmäßig bewässert, an humusreichen Stellen reichert man den Boden mit Lehm an. Die Vegetation rund um die Lacke sollte niedrig gehalten werden. Wer nicht so viel Platz oder keinen geeigneten offenen Boden rund ums Haus hat, kann Lehm in einem flachen Gefäß anbieten und feucht halten. Das macht selbst auf Terrassen Sinn, wenn freier Zuflug gewährleistet ist.
Falls Sie einen Teich haben oder anlegen, sorgen Sie für einen flachen, unbewachsenen Uferbereich.
Konfliktvermeidung
Da die jungen Schwalben ihre Hinterlassenschaften einfach über den Nestrand fallen lassen, sammelt sich unter jedem Schwalbennest unweigerlich Kot an. Wenn das an dieser Stelle stört, bringt man unter dem Nest ein Kotbrettchen an, das diesen auffängt. Es sollte mindestens 30 cm tief sein und etwa 50-90 cm unterhalb des Nestes platziert werden. Wenn es zu knapp darunter angebracht wird, dann kann es den Nistplatz unattraktiv machen.

Werben Sie in Ihrer Nachbarschaft um Verständnis für Schwalben und werden Sie mit eigenen Schutzmaßnahmen zu Schwalbenbotschafter:innen!
Nisthilfen
Kunstnester kommen vor allem dann zum Einsatz, wenn man Schwalben an einen neuen Brutplatz locken will. Man bietet sie auch an, wenn man Schwalben von neuralgischen Stellen weglocken will, an denen sie zu bauen beginnen. Sie sollten jedoch im besten Fall nur eine Initialzündung sein und es sollte Schwalben jedenfalls ermöglicht werden, selbst ihre Nester zu errichten.
Kunstnester sind im Handel erhältlich, BirdLife Österreich hat auch Kooperationen mit mehreren Werkstätten aufgebaut, die solche anfertigen.
Nisthilfen und Kotbretter können hier bestellt werden:
Niederösterreich: Dorfgemeinschaft Wienerwaldsee (https://dg-wienerwald.at/home#c12) per Mail an werkstattwienerwald@dg-wienerwald.at
Burgenland: Förderwerkstätte RETTET DAS KIND Eisenstadt (www.rettet-das-kind-bgld.at) per Mail an fws.e@rettet-das-kind-bgld.at
Burgenland: Förderwerkstätte RETTET DAS KIND Oberpullendorf (www.rettet-das-kind-bgld.at) per Mail an fws.op@rettet-das-kind-bgld.at
Tirol (Nisthilfen für Mehlschwalben): per Mail an katharina.bergmüller@birdlife.at für die Lebenshilfe Tirol (https://lebenshilfe.tirol/)
Alternativ kann man Nester mit etwas Geschick auch selber bauen.
Rauchschwalben, die ihr Nest meist auf eine Unterlage aufsetzen, kann man mit Nistbrettchen unterstützen.
Schwalben kommen ab Anfang (Rauch- und Felsenschwalbe) bzw. Mitte April (Mehlschwalbe) am Brutplatz an – spätestens dann sollten die Nisthilfen hängen. Künstliche Nisthilfen sollten zumindest alle paar Jahre gereinigt werden. Wenn sie leicht erreichbar z. B. auf einer überdachten Terrasse angebracht sind, kann man sie auch jährlich im Herbst reinigen.
Der richtige Platz für Nisthilfen
Nisthilfen für Mehlschwalben bringen Sie möglichst hoch außen an Gebäuden unter Dachvorsprüngen, in Loggien oder ähnlichen von oben regengeschützten Stellen an. Wichtig ist der freie Zuflug von schräg unten, wählen Sie deshalb keinen Platz, wo Bäume nahe am Gebäude stehen.
Nisthilfen für Rauchschwalben bringen Sie in Ställen an, in denen zur Brutzeit von April bis August ständig freier Zuflug gewährleistet ist. Wichtig ist ein vor Zugluft geschützter, etwas dunklerer Platz, (auch nicht in der Nähe von Ventilatoren oder Lüftungen) etwa 15-20 cm unterhalb der Decke. Auch in überdachten Hofeinfahrten oder während der Brutzeit zugänglichen Geräteschuppen können Nisthilfen angeboten werden.
Nisthilfen für Felsenschwalben (Sie können dafür Rauchschwalben-Nisthilfen verwenden) bringen Sie außen an Gebäuden unter einem breiten Dachvorsprung an.
Speziell für Mehlschwalben
„Schwalbenhäuser“ erhöhen das Nistplatzangebot für Mehlschwalben in der Nähe von bestehenden Kolonien oder bieten alternative Brutplätze, falls ein Gebäude entfernt werden muss. Bringen Sie dort einige Kunstnester an, lassen Sie aber auch freie Plätze, damit die Schwalben selber bauen können. Wichtig ist die ausreichende Höhe und freier Zuflug von beiden Seiten und auch eine Stelle, an der potentielle Nesträuber nicht hochklettern können. Zudem sollte das Schwalbenhaus so ausgerichtet werden, dass die Nester möglichst windgeschützt sind. Für eine erfolgreiche Besiedelung ist das Vorhandensein von nistenden Mehlschwalben in der Umgebung hilfreich. Im Frühjahr bei Rückkehr der Schwalben aus dem Winterquartier kann der Einsatz von Mehlschwalben-Klangattrappen beim Schwalbenhaus unterstützend wirken. Eine Schwalbenlacke in der Nähe erhöht die Attraktivität!
Download Merkblatt Schwalbenhaus

Speziell für Rauchschwalben
„Schwalbenwinkel“ unterstützen Rauchschwalben bei der Ansiedlung in offenen Ställen. In modernen Laufställen in Offenbauweise wird es für Rauchschwalben oft zu zugig und schwer, einen geeigneten Nistplatz zu finden. Schwalbenwinkel (an 2 Seiten offene, 18x18x18 cm große Boxen aus sägerauem Holz, deren Boden vorne diagonal abgeschnitten ist) helfen ihnen dabei. Sie werden an der Decke oder hoch an der Wand so angebracht, dass die offene Seite dem Licht und der Zugluft abgewandten ist. Es sollten immer mehrere Schwalbenwinkel (mit und ohne Kunstnester) angebracht werden.

Nistbrettchen aus sägerauem Holz mit den Maßen von ca. 18x18 cm bilden passende Unterlagen für Rauchschwalbennester. Wenn sie senkrecht an der Wand angebracht werden, sollten sie unten eine Leiste als Aufsitzhilfe haben.

Gefahren vermeiden
Ungeschützte Glasscheiben in der Nähe von Nestern können für Schwalben zur tödlichen Gefahr werden. Machen Sie sie durch geeignete Markierungen sichtbar bzw. bringen Sie Nisthilfen nicht an neuralgischen Stellen an und achten Sie auch bei der Errichtung von Schwalbenhäusern darauf.
Klebefallen für Fliegen, wie sie manchmal noch in Ställen verwendet werden, können zur Falle für Rauchschwalben werden. Verzichten Sie also darauf! Die Schwalben reduzieren vielmehr selbst die Fliegenmenge im Stall.
Wenn bei Ihnen Rauchschwalben im Stall oder in anderen geschlossenen Räumen brüten, schließen Sie während der Brutzeit nicht das Fenster, das als Zuflug dient.
Futter für Schwalben
Alle Schwalbenarten brauchen ein reiches Angebot an Fluginsekten. Fördern Sie dieses mit Blühflächen, naturnahen, blumenreichen Naturwiesen und gestalten Sie Grünräume und Gärten dementsprechend naturnah mit heimischen Pflanzenarten. Verzichten Sie auf Insektizideinsatz. Ein Beispiel: Ein wichtiger Bestandteil der Nahrung von Mehlschwalben sind Blattläuse (erwachsene Tiere, die sich fliegend verbreiten) – mit Blattlausbekämpfung durch Gift nehmen Sie also ihren Schwalben das Futter weg!
Auch die Erhaltung von Gewässern und Feuchtgebieten fördert das Insektenangebot. Zudem zeigen Schwalben einen engen Bezug zu Beweidung und Viehhaltung – extensive Beweidung fördert das Blütenangebot und die Weidetiere und ihr Dung ziehen Insekten an. Daher sind Viehweiden besonders gute Plätze, um Schwalben bei der Jagd zu beobachten.
Dieser Beitrag wurde im Rahmen des Projektes „Vogel-Oasen im Siedlungsraum als nachhaltige Bildungs-Initiative“, unterstützt vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Klima und Umweltschutz, Wasserwirtschaft und Regionen, erstellt.
