Mit seinen 40-46 Zentimetern Länge ist der Schwarzspecht (Dryocopus martius) in etwa so groß wie eine Krähe. Unverwechselbar ist auch sein Aussehen: Er besitzt ein kohlrabenschwarzes Gefieder, wobei der Scheitel des Männchens ganz rot ist und das Weibchen einen roten Fleck am Hinterkopf besitzt. Sogar bei Jungvögeln kann man aufgrund der Ausdehnung der Rotfärbung des Scheitels bereits erkennen, ob es Männchen oder Weibchen sind. Auffällig auch das helle Auge, das zum schwarzen Gefieder kontrastiert.
Ein besonders lauter Trommler
Wo der Schwarzspecht einen Wald sein Zuhause nennt, wird man ihn auch hören. Sein Flugruf „krrück-krrück-krrück“ schallt weit durch den Wald. Der Sitzruf mit einem klagenden „(kliöh)“ ist weithin das ganze Jahr über zu hören. Nur zur Brutzeit, frühestens ab Jänner, ruft er die lange Rufreihe „kwi-kwi-kwi-kwikwikwikwik“ (nicht unähnlich dem Grünspecht), mit der er zusammen mit dem Trommeln sein Revier absteckt. So beeindruckend der Specht aufgrund seiner großen Gestalt ist, so ist sein Trommeln nicht minder beeindruckend: Sehr laut, kräftig und viel länger als beim Buntspecht.Seine Flugbahn ist geradlinig und nicht bogenförmig wie bei anderen Spechten.
Der Schwarzspecht kommt in unterschiedlichen Waldtypen, von den Tieflagen bis in den Bergwald vor. In Wien konzentriert sich sein Brutvorkommen auf die großen, zusammenhängenden Wälder. Aus diesem Grund ist auch der Wienerwald weitestgehend flächig besiedelt. Aufgrund seiner riesigen Reviere von meist etwa 400 Hektar gibt es in Wien „nur“ geschätzte 30 bis 50 Brutpaare des „Hohlkran“, wie er auf Wienerisch auch genannt wird.
Stammstarke Bäume gesucht!
Gibt es in einem Wald alte Buchen, so wird der Schwarzspecht seine Nisthöhle bevorzugt darin anlegen Ansonsten ist er bei der Wahl der Baumart für die Anlage der Höhle nicht wählerisch, nur eine gewisse Stammstärke muss der Baum aufweisen. Mit ihren kräftigen Schnäbeln hacken sowohl das Männchen als auch das Weibchen innerhalb von zwei bis vier Wochen ein bis zu 60 Zentimeter tiefes Loch in den Stamm. Dahinein legt das Weibchen frühestens im März, meistens im April, meist drei bis fünf spitzovale, weiß glänzende Eier. Der Schwarzspecht übernimmt jedoch auch gerne alte Höhlen aus den Vorjahren sowohl zum Brüten als auch zum Schlafen.
Die Familie bleibt nach dem Ausfliegen der Jungen nur mehr ein bis eineinhalb Monate beisammen, bevor sich die Jungspechte ihre eigenen Reviere suchen.
Während der Schwarzspecht seine Bruthöhle hoch oben am Baumstamm einrichtet, sucht er häufig am Stammfuß nach seiner bevorzugten Nahrung: Ameisen und deren Larven. Ebenso auf seinem Speiseplan stehen holzbewohnende Käfer, Hautflügler, Schmetterlingsraupen, Spinnen, kleine Schnecken und sehr selten auch Beeren und Früchte. Mit kräftigen Hieben wird die Rinde in großen Stücken weggehackt oder bei toten Bäumen weggestemmt. Charakteristischerweise hinterlässt er rechteckige, großflächige Hackspuren.
Wohnraum für gefiederte Nachmieter
Aufgrund dieser Nahrungsansprüche ist der Schwarzspecht auf zumindest zahlreiche stehengebliebene vermoderte Baumstümpfe und einige von Insekten befallene Bäume angewiesen. Optimal ist ein naturnaher Altholzbestand, in welchem er ausreichend Nahrung vorfinden kann. Aus diesem Grund und auch weil der Schwarzspecht Wohnungsschaffender für viele Nachmieter ist – unter anderem nutzen Hohltauben oder Dohlen seine verlassenen Höhlen – ist das Belassen von Altholzinseln im Wald eine wichtige Schutzmaßnahme für den imposanten Specht und viele andere Vögel.
Fotos: (c) W. Kantner; M Dvorak; M. Püschl (Pixabay)