Misteldrossel (Turdus viscivorus)
Österreichs größte Drossel
Die größte heimische Drossel macht ihrem Namen „Misteldrossel“ alle Ehre, weil sie im Winterhalbjahr nicht nur gerne Mistelbeeren frisst, sondern sie gegenüber Nahrungskonkurrenten auch regelmäßig verteidigt.
Lebensraum: Nadel- und Mischwälder mit hochstämmigen Altholzbeständen, Parks, große Gärten, Alleen.
Keine Gefährdung: Ampelliste: Grün
Zugverhalten: Teilzieher, ein Teil der nördlichen Populationen überwintert in Mitteleuropa
Kennzeichen
Die Misteldrossel ist die größte unter den heimischen Drosseln. Die graubraune Oberseite kontrastiert zur weißlichen bis rahmfarbenen Unterseite, die ein unregelmäßiges Fleckenmuster aufweist. Die dunklen Flecken sind an Kinn und Kehle zugespitzt, an der Vorderbrust dreieckig und weiter hinten rundlich oval oder nierenförmig. Außerdem haben Misteldrosseln einen hellen vertikalen Wangenfleck, an den Brustseiten befindet sich häufig ein dunkler Fleck. Die graubraunen Flügelfedern weisen schmale helle Ränder auf. Unterflügeldecken, Achselfedern und Schwanz-Ecken sind weiß - ein gutes Erkennungsmerkmal fliegender Misteldrosseln.
Verwechslungsgefahr
Die zum Verwechseln ähnliche Singdrossel ist deutlich kleiner und an der Oberseite nicht graubraun, sondern mittelbraun gefärbt. Ferner sind bei fliegenden Singdrosseln rostbeige Unterflügeldecken zu erkennen (bei Misteldrosseln sind sie weiß). Singdrosseln weisen unterseits generell pfeilförmige Flecken auf, Misteldrosseln haben an Brust und Bauch runde Flecken. Der Ruf der Singdrossel klingt deutlich weicher und ist viel leiser (meist „tsip“-Rufe) als die trockenen und lauten „zer`r`r`r`r`r“-Rufe der Misteldrossel. Der gänzlich verschiedene Gesang der Singdrossel besteht aus meist zwei- bis dreisilbigen Elementen, die üblicherweise zwei- bis dreimal wiederholt werden, z.B. „Judith, Judith, Judith“, „Krokodül, Krokodül“.
Stimme
Der Gesang der Misteldrossel klingt ähnlich wie jener der Amsel, jedoch wehmütiger und er besteht meist aus kurzen, variablen und lauten Strophen sowie kurzen Pausen. Der Ruf besteht aus einem lang gezogenen, trockenen Scharren, das etwa wie „zer`r`r`r`r`r“ klingt.
Nahrung
Die Nahrung wird meist am Boden aufgenommen, vorzugsweise auf kurzrasigen Wiesen oder Weiden. Während im Frühjahr und Sommer animalische Kost verspeist und an Junge verfüttert wird (Regenwürger, Schnecken, Käfer, Heuschrecken, Ameisen, usw.), ändert sich die Nahrung ab dem Spätsommer hin zu vorwiegend vegetarischer Kost: Vogelkirschen, Brombeeren, Früchte von Holunder, Kernobst, Schneeball, Weißdorn, Eberesche und die namensgebenden Misteln.
Wissenswertes
Mistelbeeren reifen im November und Dezember. Sie sind klebrig-schleimig und werden hauptsächlich durch Misteldrosseln und Seidenschwänze verbreitet. Die gefressenen Beeren werden nur zum Teil verdaut. Die unverdauten Anteile mit den Samen gelangen nach der Darmpassage im noch keimfähigen Zustand auf die Zweige.
Verhalten
Typisch für die Misteldrossel ist die aufrechte Haltung während des Hüpfens und Laufens auf dem Boden, bei Erregung wird der Schwanz ruckartig angehoben. Ihr Flug ist wellenförmig, weil nach längeren Schlagphasen die Flügel für kurze Zeit angelegt werden. Der Reviergesang wird von hohen Singwarten vorgetragen. Das Nest befindet sich im Bergwald meist auf Nadelbäumen, in Niederungen häufiger auf kräftigen Ästen von Laubbäumen. An der Jungenaufzucht beteiligen sich beide Elternteile. Grundsätzlich ist diese Art wenig gesellig, ab Juli sind aber auch größere Trupps unterwegs. Im Winter werden beerentragende Bäume und Sträucher mitunter gegen Artgenossen vehement verteidigt.
Helfen
Um Misteldrosseln zu unterstützen, empfiehlt es sich, beerentragende Gehölze anzupflanzen und bereits bestehende alte Streuobstwiesen und Waldwiesen zu erhalten. Mit dem Verzicht auf Pestizide unterstützt man die Biodiversität und kann somit auch die Nahrungsgrundlage der Misteldrossel sichern.