Auf Österreichs Wiesen und Feldern ist es leise geworden. Sehr viel leiser als noch vor zwei Dekaden. Der Vogelgesang ist mancherorts regelrecht verstummt, denn die meisten der 23 wichtigsten Vogelarten der Kulturlandschaft sind weniger, zum Teil sehr viel weniger, geworden: In Österreich ging die heimische Vogelpopulation auf Wiesen und Äckern in den letzten 20 Jahren im Schnitt um rund 40 Prozent zurück, bei einzelnen Arten wie der Grauammer, Girlitz oder Rebhuhn gar um bis zu 90 Prozent. Zwar hat sich der Rückgang aktuell auf niedrigem Niveau stabilisiert, dennoch ist dies noch lange kein Zeichen zum Aufatmen.
BirdLife überwacht die Vogelbestände
Die Bestandsüberwachung häufiger Brutvögel ist in vielen Ländern Europas Standard. Aktuell laufen derartige Programme in 28 europäischen Ländern. In Österreich betreibt BirdLife Österreich das so genannte „Brutvogel-Monitoring“. Ziel ist es, die Bestände 66 häufiger Brutvogelarten langfristig zu überwachen. Die erste Zählung fand im Jahr 1998 statt, aktuell liegen die alljährlichen Ergebnisse bis zum Jahr 2019 vor. Mehr als die Hälfte der 66 heimischen Brutvogelarten zeigen eine überwiegend negative Entwicklung, 1/4 der Arten weist einen stabilen Bestandstrend auf und nur rund 1/6 der Arten nahm in ihren Beständen zu.
Vogelsterben in der Kulturlandschaft
Besonders negativ entwickeln sich die wichtigsten 23 Vertreter der Kulturlandschaft. Das wird im so genannten Farmland Bird Index errechnet. Dieser besagt, dass seit 1998 rund 40% der Vögel der Kulturlandschaft verloren gegangen ist. Besonders starke Bestandsabnahmen zeigen die Grauammer, dessen Bestand um 91% sank, gefolgt von Girlitz mit einem Minus von 85% und dem einst allerorts angetroffenen Rebhuhn mit einem Minus von 84%. Auch die Turteltaube, Vogel des Jahres 2020, kämpft ums Überleben: Minus 62% seit 1998 und minus 29% gegenüber dem Vorjahr.
Ursachen für den alarmierenden Rückgang
Der Rückgang der Vögel der Kulturlandschaft hängt mit der Intensivierung der Landwirtschaft zusammen: Frühes und häufiges Mähen der Wiesen, Verlust von Hecken, Feldrainen und Einzelbäumen, Rückgang von Ackerbrachen nimmt den Vögeln sichere Brutplätze: Die Bewirtschaftung durch schwere Maschinen und die häufige Wiesenmahd zerstört die Gelege der Vögel, die auf landwirtschaftlichen Flächen ihre Nester bauen. Außerdem setzt der Einsatz von Pestiziden im Ackerbau und Obstbau Honig- und Wildbienen, Schmetterlingen und Heuschrecken zu. Sie wiederum bilden die Nahrungsgrundlage für Vögel.
Lösungsansätze
"Hoffnungsinseln" für Vögel
BirdLife schafft durch den gezielten Ankauf von Flächen und Umsetzung wichtiger Naturschutzmaßnahmen "Hoffnungsinseln" für gefährdete Feld- und Wiesenvögel: Dank der Spenden vieler Unterstützer konnten in den letzten Jahren Grundstücksankäufe und Naturschutzmaßnahmen im Waldviertel, an der March und im Hartberger Gmoos geschaffen werden. Dieses Netz an Naturschutz-Flächen soll Hoffnung geben und vor allem im Kleinen zeigen, was im Großen möglich ist!
Mehr Informationen zum Thema "Feld- und Wiesenvögel" finden Sie auch in unseren Podcastepisoden. Hören Sie rein!
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