Vogelschutz

Fast ausgestorben – nun singt sie wieder in Oberösterreich!

Dr. Susanne Schreiner29.09.2025
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BirdLife Österreich: Erfolg für das Artenschutzprojekt Heidelerche - Zukunft der Feldbewirtschaftung ist jedoch entscheidend

Wien, Linz, 29. September 2025 –Zur Jahrtausendwende galt die vormals weit verbreitete „Nachtigall des Mühlviertels“ in OÖ. als akut vom Aussterben bedroht. Ihr gelegentlich auch in der Nacht vorgetragener, melodiöser Gesang war beinahe verstummt. Um dem drohenden Verlust entgegen zu wirken, startete 2016 das Artenschutzprojekt Heidelerche, organisiert von BirdLife Österreich und dem Naturpark Mühlviertel, mit Mitteln des Landes OÖ und der EU. Mit dem Ergebnis: Der zehnjährige Einsatz für diesen charakteristischen Singvogel der Mühlviertler Hügellandschaften hat sich gelohnt. Von wenigen Einzelpaaren hat sich der Landesbestand auf 70 bis 100 Paare erholt.

Als am Boden brütender Vogel hat die Heidelerche (Lullula arborea) durch die über Jahrzehnte an Intensität zunehmende Bewirtschaftung von Wiesen und Feldern stark gelitten. Bei ihrem jahreszeitlich frühen Brüten ab Ende März gingen die meisten Bodennester und Jungvögel durch maschinelle Feldbewirtschaftung im Frühling verloren. Aufgrund starker Düngung verdichtete Wiesen- und Feldvegetation verhindert zudem ihre Nahrungssuche am Boden. Die Folgen waren dramatische Bestandseinbrüche ab den 1980er Jahren.

„Die Untersuchungen von acht engagierten Vogelkundler:innen ergaben nun, dass die Heidelerchen im Mühlviertel aktuell über 90 Prozent ihrer Nester in Getreidefeldern und ähnlichen Feldkulturen anlegen. Das unterscheidet sie hier gravierend von der größeren Population in Ostösterreich, die überwiegend in Weingärten brütet“, berichtet Hans Uhl, Artenschutzexperte von BirdLife Österreich.

Förderangebote für landwirtschaftliche Betriebe

„Der daraus ableitbare, spezielle Schutzbedarf hat in zwei Förderangebote für landwirtschaftliche Betriebe gemündet“, so Uhl. Finanziert durch die Abteilung Naturschutz des Landes OÖ.

Neben der dauerhaften Förderung wichtiger Landschaftselemente (z. B. unversiegelte Feldwege, ungedüngte Wegraine etc.) wurden von maschineller Bewirtschaftung gefährdete Nester geortet und direkt geschützt. Dies gelang vor allem durch Verzögerung der Feldbewirtschaftung bis zum Ausfliegen der Jungvögel. 15 Betriebe beteiligten sich an den Maßnahmen. Über 62 Heidelerchen-Nester blieben so vor Zerstörung bewahrt. In zahlreichen weiteren Fällen schützten Landwirte, ohne Inanspruchnahme von Fördergeldern die Nester, nach Beratung durch Mitarbeiter:innen von BirdLife Österreich.

Erfolge in Zahlen

Die Erfolge des Schutzprojektes sind höchst erfreulich. Ein jährliches Monitoring auf 46 km² Untersuchungsfläche stellte seit 2016 eine Verdopplung der Heidelerchen-Bestände auf 50 Paare im Jahr 2025 fest (+ 92%). Allerdings verliefen die regionalen Trends unterschiedlich. Während sich im zentralen Mühlviertel (Alberdorf und Umgebung) die größten Zuwächse fanden, erholten sich die Bestände östlich davon im Naturpark Mühlviertel bislang nur auf sehr niedrigem Niveau (5 Paare). Hier gilt das Vorkommen weiter als stark gefährdet. In andere Gebiete kehrten die Heidelerchen nach jahrzehntelanger Absenz vereinzelt wieder zurück, z. B. in Ried/Riedmark, Bad Leonfelden und St. Agatha.

Bedeutung der Feldbewirtschaftung

Da die Heidelerche wärmebegünstigte Lebensräume bevorzugt, profitiert sie derzeit von der Klimaerwärmung beziehungsweise den trockenen Frühjahren. „Die Ergebnisse des Artenschutzprojektes belegen jedoch eindrucksvoll, dass auch die Art und Weise der Feldbewirtschaftung im Mühlviertel künftig das Schicksal der Heidelerche mitbestimmen wird“, so Hans Uhl. Denn: Aktuelle Trends der landwirtschaftlichen Nutzungen geben Anlass zur Sorge! Vielerorts nimmt die Bewirtschaftungsintensität im Getreidebau weiter zu, wie durch dichte Getreidemischkulturen oder die Zunahme des Maisanbaues.

„Derartige Nutzungsformen werden die - bezüglich geeigneter Brutplätze - anspruchsvolle Heidelerche aus manchen Gebieten wieder zurückdrängen! Die immer noch kleine Population des Mühlviertels dürfte künftig sowohl günstigen als auch ungünstigen Faktoren stark ausgesetzt sein!“, so Hans Uhl. BirdLife Österreich setzt sich deshalb für eine konsequente Fortführung dieses Artenschutzprojektes ein, um neuerlichen Bestandseinbrüchen vorzubeugen.

Das Schutzprojekt für die Heidelerche wurde im Rahmen des LE-Projektes „Artenschutz- und Monitoringprojekte zur Erhaltung und Förderung von Vogelarten des Kulturlands“ (Laufzeit 2023-2025) von der EU kofinanziert und in Kooperation mit der Abteilung Naturschutz des Landes Oberösterreich abgewickelt. Es verfolgt das Ziel, die Bestände dieser bedrohten Vogelart zu monitoren und durch Schutzmaßnahmen ihren positiven Erhaltungszustand zu begünstigen.

Rückfragehinweis

Dr. Susanne Schreiner, Pressesprecherin BirdLife Österreich 1150 Wien, Diefenbachgasse 35/1/6 Mobil: +43 (0) 699 181 555 65 susanne.schreiner@birdlife.at

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