Vogelfotografie

Die Vogelfotografie erfreut sich wachsender Beliebtheit, doch mit diesem Trend nehmen auch Störungen zu, die einen weiteren Stressfaktor für unsere Vogelwelt darstellen. Wir appellieren an alle Fotograf:innen – ob Hobby oder Profi – das Wohl der Tiere immer an erste Stelle zu setzen.

Warum fotografiere ich Vögel?

Für viele ist die Vogelfotografie eine Erweiterung der Vogelbeobachtung – sei es zur Bestimmung unbekannter Arten oder zum Festhalten seltener Beobachtungen. Andere wiederum sind gezielt auf der „Jagd“ nach dem perfekten Bild oder leben gar hauptberuflich von der Fotografie. Gemeinsam haben die allermeisten Vogelfotografie-Begeisterten aber sicher, dass sie eine Bewunderung für Vögel empfinden und ihnen der Schutz wichtig ist. Bevor man sich also für ein besseres Bild in eine für Vögel riskante Situationen begibt, sollte man sich fragen, warum man Vögel fotografiert und ob es wirklich notwendig ist, die Tiere verstärkt zu stören. Die Antwort darauf sollte immer „Nein“ lauten, denn derartiges Verhalten widerspricht dem Vogelschutzgedanken, der uns antreibt.

Vögel brauchen Ruhe

Unsere gefiederten Freunde mögen es nicht, wenn man ihnen allzu nahe kommt. Natürlich ist das von Vogelart zu Vogelart unterschiedlich, manchmal gar von Individuum zu Individuum. Eine allgemeine Richtschnur ist daher schwer zu definieren. So tolerieren Vogelarten des Siedlungsraums (z.B. Rauchschwalben) Menschen oft sogar in direkter Nestnähe ohne Anzeichen einer Verhaltensänderung, andere Arten hingegen flüchten auf mehrere hundert Meter. Deshalb ist es überaus wichtig, sich mit der Zielvogelart auseinanderzusetzen, um sie im ersten Schritt überhaupt zu finden und im zweiten möglichst störungsfrei zu fotografieren. Neben der Artzugehörigkeit beeinflusst auch die Jahreszeit die Störungsempfindlichkeit der Arten stark. Insbesondere während der Jungenaufzucht sowie in Notzeiten (Schlechtwettereinbrüche, Hochwinter) können Vögel eine stark verminderte Fluchtdistanz haben. Gerade zu diesen Zeiten sind die Arten aber besonders störungsanfällig! Sie flüchten nur nicht, um ihre Brut nicht im Stich zu lassen bzw. um wertvolle Energie zu sparen. Auch in der Zeit von der Nestanlage bis zum Schlupf der Jungvögel sind die meisten Arten sehr störungsempfindlich und geben das Nest mitunter nach einmaligem Aufscheuchen auf.

Verhalten im Feld

Zwar reagieren viele Vögel auf Störungen mit typischem Warnverhalten, dass man mit einiger Erfahrung auch gut erkennt, oft ist es aber schwer zu sagen, welche Folgen eine Störung für einen Vogel hat. So wird man bei manchen Arten gar nicht mitbekommen, dass man sie gerade vom Nest gescheucht hat, während bei einer anderen Art lautes, auffälliges Warnverhalten bei der geringsten Beunruhigung geäußert wird.

Auf der sicheren Seite ist man meist, wenn man auf Fotopirsch ein ähnliches Verhalten wie durchschnittliche Naturnutzer:innen an den Tag legt. Solange man sich auf regelmäßiger frequentierten Wegen aufhält und nicht zu lange an einzelnen Punkten verweilt, können Vögel diese Störung meist gut einordnen, da sie dem typischen, gewohnten Verhaltensmuster von Menschen folgt. Obwohl es kontraintuitiv erscheint, entstehen viele besonders gute, spektakuläre Vogelbilder an Orten, die recht stark von Menschen besucht sind. In solchen Situationen legen Vögel oftmals ein besonders natürliches Verhalten an den Tag, weil sie keine Gefahr wahrnehmen. In störungsarmen Lebensräumen reicht hingegen oft die stille Anwesenheit eines ruhig sitzenden Menschen aus, um Vögel in Alarmbereitschaft zu versetzen.

Seltene Brutvögel und „Raritäten“

Besonderheiten, wie ausgesprochen seltene Brutvögel oder auch Irrgäste, verleiten immer wieder Personen dazu, dem Vogel bis zur Flucht auf den Leib zu rücken. Wir möchten deshalb eindringlich dazu aufrufen, die seltenen Vogelarten in Österreich mit Bedacht zu beobachten. Vermeiden Sie es, in die Südoststeiermark zu reisen, um das letzte Brutpaar der Blauracken zu fotografieren oder bei Meldungen von seltenen Vögeln in Österreich Fahr- und Zutrittsverbote zu missachten, nur um ein Foto zu ergattern. Ein aktuelles Beispiel dafür ist die Kappenammer im Steinfeld im Frühling 2024, bei der heftigere Störungen durch Beobachter:innen und Fotograf:innen erfolgten. Bitte halten Sie sich immer an die ausgewiesenen Wege und respektieren Sie das Wegegebot, um die Vögel und ihren Lebensraum zu schützen. Bedenken Sie auch, dass ein seltener Gastvögel vielleicht wenig störungsempfindlich erscheint, im selben Lebensraum aber diverse andere Vogelarten durch respektloses Verhalten massiv beunruhigt werden.

"Achten Sie beim Fotografieren auf Anzeichen wie Warnrufe oder Verhaltensänderungen. Wenn Sie vermuten, einen Vogel zu stören, ziehen Sie sich bitte so schnell wie möglich zurück!"

Johannes Hohenegger

Fachbereich Naturchutz

Anzeichen, dass sich ein Vogel gestört fühlt

Bereits die bloße Anwesenheit von Fotograf:innen kann von Vögeln als Störung empfunden werden, was ihre Fitness, und damit Lebenserwartung und Fortpflanzungserfolg, negativ beeinflussen kann. Stresshormone, die durch solche Störungen freigesetzt werden, wirken sich direkt auf die Qualität des Geleges aus und senken die Überlebenschancen der Jungvögel. Wenn ein Vogel sein Verhalten ändert, aufmerksam wird oder seinen Standort immer weiter verlegt, sollte man ihn keinesfalls weiter verfolgen. Stattdessen empfiehlt es sich, sich leise und langsam zurückzuziehen. Alarmrufe sind – insbesondere zur Brutzeit – ein klares Signal, dass es höchste Zeit ist, sich umgehend zu entfernen! Besonders sensibel ist die Vogelfotografie am Nistplatz: Schon kleinste Veränderungen in der Umgebung können den Stress der Vogeleltern erhöhen und ihr Fütterungsverhalten beeinträchtigen, was den Jungvögeln schaden könnte. Wenn ein Vogel also aufgeregt rufend umherhüpft oder dabei sogar Futter im Schnabel trägt, versuchen Sie die Störung so schnell wie möglich zu beenden. Solang die Vogeleltern mit der „Feindabwehr“ beschäftigt sind, können sie weder Nahrung suchen, noch ihre Brut versorgen.

Start in die Vogelfotografie

Wer neu in der Vogelfotografie ist, sollte mit häufigen Arten in der Umgebung beginnen. Denn diese sind meist auch an Menschen gewöhnt, sei es der Hausrotschwanz, der auf dem Dachbalken über der Terrasse brütet, oder die Amsel, die das Nest im nächsten Gebüsch unweit der Haustüre baut. Orte wie das heimische Vogelhäuschen oder ein naher Park sind ebenso ideal, um die ersten Erfahrungen zu sammeln.

Nutzen Sie freie Tage für Naturbeobachtungen und nutzen Sie unser Veranstaltungsprogramm, um mehr über die „Fotomodelle“ zu lernen.

Wann ist die beste Zeit für die Vogelfotografie?

Die besten Zeiten für die Vogelfotografie sind die frühen Morgenstunden, besonders im Winter und Frühling, wenn die Vögel aktiv sind und weiche Lichtstimmungen vorherrschen. Grundkenntnisse in Ornithologie helfen, die Vögel zu entdecken und erfolgreich zu fotografieren. Dabei ist das Wissen über die Phänologie (das jahreszeitliche Auftreten) und das Verhalten zentral. Beachten Sie: Gegen Ende der Brutsaison in den Sommermonaten wird es in der Vogelwelt ruhiger, in dieser Zeit ist es einfacher, sich auf häufige Arten wie Finken und Meisen zu konzentrieren. Mit dem Start des herbstlichen Vogelzugs wird es für Fotograf:innen wieder "spektakulärer".

Kohlmeise und Rotkehlchen auf Kamera.
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Die richtige Perspektive wählen

Ein einheitlicher, neutraler Hintergrund und Augenhöhe mit dem Vogel sind entscheidend für ein gelungenes Bild – Nicht umsonst robben Fotograf:innen an Gewässern oft am Boden herum. Die Installation einer Vogeltränke oder einer gut platzierten Futterstelle kann sehr hilfreich sein.

Nutzen Sie auch die Möglichkeiten der Bildbearbeitung, um das Beste aus Ihren Aufnahmen herauszuholen. Programme zur Nachschärfung und Farbanpassung können dabei hilfreich sein, denn auch moderne Kameras können den Eindruck im Feld nicht immer ganz realistisch wiedergeben. Beachten Sie zudem, ausreichend „Platz rund um den Vogel“ zu lassen, um Ausschnitte gegebenenfalls den jeweiligen Formaten der Social Media Plattformen anzupassen, sofern Sie dort posten wollen.

Equipment

Für den Start reicht eine Digital- oder Bridgekamera mit ausreichendem Zoom. Teureres Equipment kann die Arbeit maßgeblich erleichtern, erfordert aber auch Geduld und Übung. Unabhängig von der Kamera sind Brennweiten von mindestens 300 mm KB (Kleinbildäquivalent) zu empfehlen, um den Vögeln ausreichend Privatsphäre zu lassen. Denken Sie bei längeren Sessions an Stative, Ersatzakkus und passende Tarnkleidung.