So kannst du Vögel richtig identifizieren
Die Vogelbestimmung ist anfangs herausfordernd. Schritt für Schritt lässt sich das Wissen jedoch aufbauen. Tipps dazu findest du hier.
So funktioniert'sDie Grundlagen der Vogelbestimmung
Körperform und Größe
Die wichtigsten Merkmale, die auf den ersten Blick zu erfassen sind, sind die Größe und Form des Vogels. Doch gerade die Größenbestimmung des Vogels erweist sich als weitaus komplexer, da etwa stark vergrößernde Fernrohre, Kontraste und Hintergründe zu Verzerrungen in der Wahrnehmung führen können. Bei der Körperform ist darauf zu achten, wie dieser allgemein aufgebaut ist und ob Hals, Schwanz oder Beine gewisse Auffälligkeiten aufweisen bzw. in welchem Verhältnis sie zueinanderstehen. Im Flug kann neben der Silhouette auch das Flugmuster entscheidende Hinweise geben: Fliegt der Vogel alleine oder im Trupp? Fliegt er wellenförmig oder geradlinig?
Topographie von Vögeln
Zur Bestimmung eines Vogels ist es wichtig, optische Merkmale zu erkennen und zu kombinieren. Dazu ist es hilfreich, sich erst einmal die Topographie (Körperteile und Gefiederpartien) des Vogels zu verinnerlichen.
Schwanzform und Schnabelform
Im Flug ist der Schwanz (Stoß) eines Vogels in der Regel gut erkennbar und kann mit einem kurzen Blick bereits wichtige Informationen zur Einordung in eine Gruppe oder zur Artbestimmung liefern. Die Schnabelform gibt einerseits einen Hinweis zur Bestimmung, andererseits verrät sie auch viel über die Nahrungsökologie des Vogels. Mit der Zeit lernt man, welche Schnabelform z. B. für Ammern charakteristisch ist und kann bei einer unbekannten Ammern-Art gleich rückschließen, dass es sich um einen Vertreter aus eben jener Vogelfamilie handelt.
Federkleid
Das Gefieder der Vögel ist zwar auf den ersten Blick meist eindeutig zu bestimmen, allerdings gibt es hier sogar innerhalb einer Art selbst große Unterschiede: So ist bei zahlreichen Vogelarten etwa die Färbung von Männchen und Weibchen unterschiedlich, indem die Gefiederfärbung des Männchens meist prächtiger und farbenfroher ist, als jene des Weibchens. Bestimmungsbücher, die nur auf die männlichen Merkmale von Vogelarten eingehen, sind hier nicht hilfreich.
Zudem haben Vögel nicht von klein auf dasselbe Gefieder, denn dieses wird im Lebenszyklus der Vögel (Sommer vs. Winterkleid / Jugend- vs. Alterskleid) und auch während der Brutzeit (Pracht- vs. Schlichtkleid) mehrmals gewechselt („Mauser“). Letzteres kann man schon bei Haussperlings-Männchen gut beobachten: Während sie im Frühling ihr doch sehr buntes Prachtkleid tragen, sind sie nach der Mauser weitaus blasser gefärbt.
Lebensraum, Verhalten, Jahreszeit & Tageszeit
Der Jahreszyklus der Vögel ist als wandernde Tierart von Natur aus vorgegeben: Rund 2/3 aller heimischen Brutvögel sind nämlich Zugvögel – ab dem Spätsommer ziehen sie in ihre Überwinterungsgebiete hauptsächlich in den Süden und kehren im Frühjahr wieder in die Brutreviere zurück. Hintergrundwissen zum Zugverhalten der jeweiligen Art kann bei der Einschätzung helfen, ob die Beobachtung einer gewissen Art zum aktuellen Zeitpunkt realistisch sein kann. Gewisse Vogelarten weisen auch spezifische Verhaltensweisen - etwa bei Bewegungsabläufen, der Nahrungssuche oder dem Aktivitätsrhythmus - auf. Dasselbe gilt auch für den Lebensraum, da Vögel gewisse artspezifische Ansprüche in Bezug auf Ernährung und Nistplatzauswahl haben.
Lautäußerungen
Lautäußerungen von Vögeln kann man in zwei Hauptgruppen unterteilen: Gesang und Rufe. Dies sind wertvolle, akustische Bestimmungshilfen. Beim Erlernen der Vogelartenkenntnis sollte auf die Erkennung der Vogelstimmen großen Wert gelegt werden. Vor allem im Wald ist eine gute Stimmkenntnis hilfreich und nötig, da optische Sichtungen oftmals ausbleiben. Fangen Sie klein an und nehmen Sie sich für den Beginn nur drei bis vier Vogelstimmen als Lernziel pro Exkursion vor. Wiederholen Sie das Gelernte regelmäßig.
Gesänge sind in der Regel komplizierter aufgebaut als Rufe, es gibt aber auch ganz einfach strukturierte Gesänge. Die beiden wichtigsten Funktionen des Gesanges sind die Abgrenzung des Reviers und das Anlocken von Partnern. Beides geschieht in vielen Fällen gleichzeitig, es gibt aber auch spezielle Formen des Gesanges für den jeweiligen Zweck, etwa wenn Mariskensänger oder Nachtigallen nachts eigene Strophen einbauen, die vor allem den nächtlich ziehenden Weibchen gelten. Auch eigene Formen des Balzgesanges, mit denen die Weibchen vor der Paarung umworben werden, kommen häufig vor.
Rufe sind meist nur ein- oder zweisilbig und insgesamt viel einfacher aufgebaut. Sie können unterschiedlichste Bedeutungen haben und eine Vogelart hat in der Regel viele verschiedene. Wichtig sind z. B. Bettelrufe oder Standortrufe von Jungvögeln, Lockrufe von Altvögeln für ihre Jungen, Warnrufe bei Anwesenheit von Fressfeinden, Balzrufe, aggressive Rufe gegenüber Artgenossen und auch Zugrufe zum Zusammenhalt von gemeinsam ziehenden Gruppen. Dabei gibt es detailreichste Differenzierungen, etwa eigene Warnrufe für verschiedene Feinde, aber auch Rufe, die nicht nur die eigenen Artgenossen verstehen, sondern auch andere Vögel.
ChecklisteVorgehen bei der Artbestimmung
1. Optische Merkmale
Welche Gestalt hat der Vogel?
Welche Flügelform hat der Vogel im Flug?
Welche Schwanzform hat der Vogel?
Welche Gefiederfärbung hat der Vogel? Hat er auffällige Gefiedermerkmale, z.B. am Flügel?
Hat der Vogel eine Kopfzeichnung?
Welche Schnabelform hat der Vogel?
Wie sehen die Füße aus?
Größe, Größenvergleich zu anderen Vögeln (Achtung wegen Schwierigkeit der Einschätzung auf Distanz)
2. Akustische Merkmale, Stimme
Gesänge, Rufe, Trommeln, …
3. Verhalten und Fortbewegung
Wie fliegt der Vogel? Alleine, im Trupp, in Formation; geradlinig, wellenförmig, …?
Legt er spezielles Verhalten bei der Nahrungssuche an den Tag?
Zeigt der Vogel ein spezielles Balzverhalten?
Wie startet der Vogel vom Wasser? Mit Anlauf, senkrecht, ... ?
Wie liegt der Vogel im Wasser?
Ist der Vogel alleine oder im Trupp?
Zusatzinformationen: Lebensraum, Jahreszeit, Tageszeit
Beweisfotos und Belegaufnahmen
Machen Sie, wenn möglich, Fotos oder Stimm-Aufnahmen von unbekannten/seltenen Vögeln. Selbst Handyfotos können bei der Bestimmung hilfreich sein. Stören oder beunruhigen Sie den Vogel dabei jedoch nicht. Dies ermöglicht eine Nachbestimmung zu einem späteren Zeitpunkt und hilft, Übung zu bekommen.
Seltene Vögel sollten an die Avifaunistische Kommission Österreich unter https://www.birdlife-afk.at/ gemeldet werden.
Häufige Garten- und Siedlungsvögel
Nützliche Downloads zum Selbststudium
13.11.2024
Tonaufnahmen
MP3-Audiodateien der 70 häufigsten Vogelarten in Österreich
Die Tonaufnahmen umfassen je Vogelart Informationen über wichtige Erkennungsmerkmale, Verwechslungsgefahren mit anderen Arten, Gesang und Rufe sowie das Vorkommen und den Lebensraum der Art in Österreich.
13.11.2024
Schriftstücke