Vogelschutz

Neue Höhen für den Kaiseradler

Dr. Susanne Schreiner28.08.2025
Ein Kaiseradler fliegt am Himmel mit blauem Hintergrund.
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PRESSEAUSSENDUNG

BirdLife Österreich: Weiterer Anstieg der Bestände und erfolgreiche Brutsaison 2025

Wien, 28.08.2025 – Die natürliche Wiederbesiedlung Österreichs durch den Kaiseradler (Aquila heliaca) schreitet voran. In der heurigen Saison brachten 50 Brutpaare insgesamt 81 Jungvögel zum Ausfliegen. In zwölf Fällen konnten die Elternvögel sogar drei Jungvögel großziehen.

„Unsere intensiven Schutzbemühungen tragen Früchte und die heimische Population an Kaiseradlern wächst stetig“, weiß Matthias Schmidt, Greifvogelexperte von BirdLife Österreich: „Wir konnten heuer 58 Reviere zählen, das sind gut zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Bei der Erfassung der Art setzten wir auf ein breites Netzwerk von engagierten Greifvogelenthusiasten, denen an dieser Stelle auch für den Einsatz herzlich gedankt sei.“

Bruterfolg

Die Hauptbrutgebiete der heimischen Kaiseradler liegen in den niederösterreichischen Tieflagen: Hier hielten sich 40 der 50 brütenden Kaiseradlerpaare auf. Adler bauen ihre Horste sowohl im offenen Kulturland als auch in den Wäldern. „In den Auwäldern, in denen sich rund ein Fünftel der Bruten befinden, ist der Bruterfolg deutlich höher als im offenen Kulturland. Wir gehen davon aus, dass die Vögel dort weniger Störungen ausgesetzt und damit besser geschützt sind“, so Schmidt. Bei der Futtersuche nutzen die Adler dennoch das offene Kulturland. Auffällig war, dass bei 24 Prozent, also bei rund einem Viertel aller heurigen Bruten, je drei Jungvögel zu verzeichnen war. Im Durchschnitt waren es zwei Jungvögel je Paar, die erfolgreich aufgezogen wurden.

Besonderheiten

„Sehr ungewöhnlich ist, dass einige Kaiseradler-Paare erst sehr spät zu brüten begonnen haben, sodass ihr Jungen nach wie vor in den Horsten sitzen, während sie normalerweise ab Mitte Juli bereits flügge sind und das Nest verlassen“, berichtet der Experte.

Generell breitet sich die Kaiseradlerpopulation weiter nach Westen hin aus. In NÖ an der Grenze zu OÖ findet sich das weltweit westlichste bekannte Brutpaar dieser Art.

Bedrohungen

Wenn auch das Positive in der Brutsaison 2025 überwiegt, so gab es doch auch einige negative Aspekte: Aufgrund der Stürme im Juni und Juli stürzten mehrere Horste mitsamt den Jungvögeln ab. „Der Großteil der Jungvögel überlebte die Abstürze unverletzt und wurde in den meisten Fällen von den Elterntieren am Boden weiterversorgt“, berichtet Matthias Schmidt: „In einem Fall haben engagierte Ornitholog:innen die Jungvögel mittels Zusatzfütterungen unterstützt, sodass sie überleben konnten.“

Aber auch Vergiftungen, Abschüsse und Kollisionen mit Windkraftanlagen und Zügen mussten die Vogelschützer in dieser Saison feststellen. „In unserer vom Menschen geprägten Landschaft lassen sich Kollisionen nur bedingt vermeiden, im Idealfall durch vorausschauende Planung und das Freihalten von Kerngebieten, in denen die Greifvogeldichte besonders hoch ist“, so Schmidt: „Illegale Verfolgung ist hingegen sinnlos und unnötig!“

Seit der letzten Brutsaison wurde ein Kaiseradler erschossen (Brutvogel Norbert im August 2024 in der Gemeinde Pamhagen, Burgenland) und ein zweiter Kaiseradler verschwand spurlos (besendeter Kaiseradler im Mai 2025 westlich von St. Pölten, Niederösterreich – Presseinformation vom 02.06.2025 unter https://www.birdlife.at/presse/). Die Dunkelziffer dürfte jedoch deutlich höher liegen. Diese Fälle zeigen, dass Greifvogelverfolgung nach wie vor ein dramatisches Problem für die Zukunft des Kaiseradlers und anderer Greifvogelarten darstellt.

„Der Verlust jedes einzelnen Tieres schmerzt und stellt eine erstzunehmende Gefahr für den Bestand dar, so Matthias Schmidt von BirdLife Österreich abschließend: „Wildtierkriminalität ist kein Kavaliersdelikt!“

Meldemöglichkeiten

Für eine lückenlose Aufklärung sind Hinweise aus der Bevölkerung essenziell. Wer verdächtige Beobachtungen im Zusammenhang mit Wildtierkriminalität macht oder Hinweise auf illegale Tötung geschützter Arten hat, wird gebeten, sich zu melden. Jede Information kann helfen, die Täter:innen zur Rechenschaft zu ziehen.

• 🚨 Polizei: 059 133 60 33 33

• 📞 BirdCrime-Hotline: +43 660 869 2327

• 📧 E-Mail: meldung@wildlifecrime.at

• 🕵️‍♀️ Anonyme Meldeplattform

Weiterführende Links:

Das Projekt wildLIFEcrime – wildLIFEcrime

Grenzüberschreitendes EU-LIFE-Projekt „wildLIFEcrime“

Im Rahmen des EU-geförderten wildLIFEcrime-Projekts (LIFE22-GIE-DE-wildLIFEcrime) arbeiten 13 Organisationen aus Österreich und Deutschland an der Reduktion der Wildtierkriminalität. Eine Koalition aus Naturschutzverbänden, Polizei, Universitäten, Behörden und Veterinärmedizinern setzt sich für den besseren Schutz gefährdeter Arten ein, wodurch dieses Projekt bis 2028 dazu beitragen soll, die Wildtierkriminalität in Deutschland und Österreich zu reduzieren.

Rückfragehinweis

Dr. Susanne Schreiner 1150 Wien, Diefenbachgasse 35/1/6 Mobil: +43 (0) 699 18155565 susanne.schreiner@birdlife.at

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