Vogelsichtungen

Seltene Gäste in Österreich: Vogel-Highlights im Juli und August

Filip Reiter, Lisa Lugerbauer, Norbert Teufelbauer06.09.2025
Eine Schmarotzerraubmöwe auf Besuch in Österreich.
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In unserer monatlichen Reihe "Seltene Gäste in Österreich: Vogel-Highlights im..." stellen wir eine Auswahl der spannendsten Vogelbeobachtungen des letzten Monats vor, die auf ornitho.at bis zum letzten Tag des jeweiligen Monats gemeldet wurden. Ausnahmsweise haben wir die Monate Juli und August in dieser Ausgabe zusammengefasst. Diese Meldeplattform dient dazu, wissenschaftlich verwertbare bzw. naturschutzrelevante Daten über Vögel in Österreich zu sammeln. Die Dokumentationen zur Sichtung sehr selten auftretender Vogelarten werden regelmäßig von der Avifaunistischen Kommission Österreich (AFK) überprüft. Bei aktuellen Meldungen ist das noch nicht erfolgt; die Nennung hier erfolgt daher mit Vorbehalt. Über die Ergebnisse ihrer Arbeit veröffentlicht die AFK regelmäßig Berichte auf ihrer Website.

Manche glauben, die Sommermonate Juli und August wären die langweiligsten zum Beobachten, aber so stimmt das nicht – Im Juli können spannende Arten beim „Übersommern“ in Österreich beobachten werden, und im August geht der herbstliche Vogelzug so richtig los! Dann steigt die Wahrscheinlichkeit in Österreich seltene Arten zu entdecken.

Ein Sommer voller Schreitvögel

Neben zahlreichen Sichtungen von Kuhreihern (Bubulcus ibis) in den Bundesländern Burgenland, Steiermark, Kärnten, Nieder- und Oberösterreich sowie Vorarlberg konnten vereinzelt auch Rallenreiher (Ardeola ralloides) beobachtet werden – vor allem rund um den Neusiedler See, aber auch an kleineren Gewässern außerhalb des Burgenlands.

Besonders eindrucksvoll war die Zahl der Kuhreiher: Auf der Graurinderkoppel im Burgenland wurden an einem Tag bis 71 Individuen in der Nähe der weidenden Wasserbüffel gezählt.

Zwischen 3. und 9. August konnte zudem ein Sichler (Plegadis falcinellus) im Seewinkel/B an unterschiedlichen Standorten beobachtet werden.

Seltene Seeschwalben

Eine Vogelgruppe, bei der im Sommer auffällig häufig „seltene“ Arten in Erscheinung traten, waren die Seeschwalben. Neben mehreren Lachseeschwalben (Gelochelidon nilotica) in Niederösterreich und im Burgenland wurden auch Zwergseeschwalben (Sternula albifrons) im Burgenland im Neusiedler See-Gebiet sowie vereinzelt im Rheindelta/V beobachtet. Darüber hinaus gelangen Nachweise von Brandseeschwalben (Thalasseus sandvicensis) im Burgenland, in der Steiermark sowie in Kärnten und Vorarlberg. Jedes Jahr ist im Sommer auch mit Raubseeschwalben (Hydroprogne caspia) zu rechnen – und auch heuer enttäuschte die Art nicht: Sie wurde in fast allen Bundesländern, außer in Tirol nachgewiesen.

Schmarotzerraubmöwe auf Besuch

Schmarotzerraubmöwen (Stercorarius parasiticus) werden in Österreich nur selten, aber doch fast jedes Jahr beobachtet. Heuer gelangen Nachweise am Neusiedler See/B, an der Donau im Bezirk Perg/OÖ sowie im Rheindelta/V – am Neusiedler See konnten sogar zwei Individuen gesichtet werden. Die Art zählt zu den insgesamt vier in Österreich nachgewiesenen Raubmöwen (Skua, Spatelraubmöwe, Schmarotzerraubmöwe, Falkenraubmöwe). Unter ihnen ist sie die am häufigsten beobachtete, während die Skua die größte Seltenheit darstellt – zuletzt konnte diese 2017 nachgewiesen werden. Im August wurden am Bodensee/V mehrfach nicht auf Artniveau bestimmte Raubmöwen gemeldet – das kommt öfter vor, insbesondere wenn auf großen Wasserflächen Vögel in großer Distanz vorbeiziehen und Fotobelege schwierig zu erstellen sind.

Zwei Highlights für die Steiermark

In der Steiermark gelang heuer der erst vierte Nachweis eines Graubrust-Strandläufers (Calidris melanotos). Entdeckt wurde er auf einer Fläche nahe Fürstenfeld – einem Gebiet, das immer wieder für seltene Vogelarten bekannt ist. Außerhalb der Steiermark konnte die Art im Sommer auch im Rheindelta/V beobachtet werden.

Ein weiteres Highlight war die Beobachtung eines Grünlaubsängers (Phylloscopus trochiloides) am Grundlsee. Das Verbreitungsgebiet dieser in Österreich extrem selten auftretenden Vogelart erstreckt sich von Ostsibirien bis zur deutschen Ostsee, die nächsten Brutnachweise liegen in Deutschland, Tschechien und der Slowakei. Auch in der Schweiz hat die Art schon ausnahmsweise gebrütet.

Besondere Greifvogelarten

Anfang Juli glückte in Salzburg die Beobachtung eines Adlerbussards (Buteo rufinus) – ein toller Nachweis dieser Art! Dass sich Adlerbussarde so weit in den Westen verirren, ist äußerst selten. Im Juli und August wurde die Art zudem im Burgenland und in Niederösterreich gesichtet.

Ebenfalls in Salzburg, aber auch in Kärnten, konnte im Sommer rund um den Großglockner regelmäßig zwei Mönchsgeier (Aegypius monachus) beobachtet werden, die auch auf Auswilderungsprogramme zurückgehen können.

Der Sommer brachte auch zahlreiche Sichtungen von Schlangenadlern (Circaetus gallicus): Nachweise gelangen in Vorarlberg, Nieder- und Oberösterreich, im Burgenland sowie in Kärnten.

In Niederösterreich wurde zudem ein Gleitaar (Elanus caeruleus) entdeckt.

Ein Schreiadler (Clanga pomarina) wiederum konnten sowohl im Süd- als auch im Mittelburgenland beobachtet werden, möglicherweise handelte es sich dabei um dasselbe Individuum.

Ein seltener Schreiadler wurde im Juli 2025 im Mittelburgenland fotografiert.
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Auch einige Zwergadler (Hieraaetus pennatus) wurden über die Sommermonate im Burgenland und Niederösterreich gesichtet.

Ein fulminanter Abschluss der Sommermonate

Am 31. August wurde ein diesjähriger Grasläufer (Calidris subruficollis) im Seewinkel/B entdeckt. Bei dieser Vogelart handelt es sich um einen Brutvogel aus dem arktischen Nordamerika, wobei diese regelmäßig in Westeuropa auftritt. Weiter östlich ist sie selten. Der Grasläufer ist nach dem Graubrust-Strandläufer die zweithäufigste amerikanische Limikole in Europa.

Weitere spannende Sichtungen

In Kärnten und Vorarlberg kam es im Sommer zu Sichtungen von Blauracken (Coracias garrulus) – in Vorarlberg handelte es sich um einen einzelnen Nachweis, bei dem ein diesjähriger Vogel dokumentiert wurde.

Im Norden Oberösterreichs wurde im Juli ein Schwarzstirnwürger (Lanius minor) entdeckt.

Zur klassischen Zugzeit im August konnten auch heuer wieder Ortolane (Emberiza hortulana) beobachtet werden: zwei in der Steiermark und einer in Niederösterreich.

Ebenfalls im August gelang im Südburgenland der Nachweis einer Zitronenstelze (Motacilla citreola).

Gefangenschaftsflüchtling?

Am Ossiacher See wurde den ganzen Sommer hindurch eine Kurzschnabelgans (Anser brachyrhynchus) gemeldet. Diese Vogelart tritt in Österreich als Wildvogel am ehesten in den Wintermonaten auf, bei diesem Vogel handelt es sich vermutlich um einen Gefangenschaftsflüchtling.

Disclaimer

Vogelbeobachtung soll Freude bereiten – aber stets im Einklang mit dem Wohl der Vögel! Ein verantwortungsvolles Verhalten ist dabei unerlässlich. Absichtliche Störungen, das Beineinträchtigen von Lebensräumen sowie das bewusste Aufscheuchen oder Anlocken von Vögeln durch Klangattrappen lehnen wir entschieden ab. Eine „bessere“ Beobachtung oder ein vermeintlich „perfektes“ Foto rechtfertig so ein Verhalten unter keinen Umständen! Bitte bleiben Sie auf ausgeschriebenen und regelmäßig genutzten Wegen und vermeiden Sie das Betreten von Privatgrundstücken oder geschützten Flächen ohne Erlaubnis. Unbedachtes Verhalten kann nicht nur die beobachteten Vögel belasten, sondern auch andere Arten in der Umgebung unnötig stressen. Darüber hinaus sollten Sie als Naturliebhaber:in mit gutem Beispiel vorangehen. Rücksichtnahme ist der Schlüssel zu einem harmonischen Naturerlebnis!

Wir legen Ihnen zudem nahe, Ihre Anreise so klimafreundlich wie möglich zu gestalten – idealerweise ohne CO₂-Emissionen. Nutzen Sie öffentliche Verkehrsmittel, gehen Sie zu Fuß oder fahren Sie mit dem Fahrrad. Wenn eine Fahrt mit dem Auto notwendig ist, bilden Sie doch Fahrgemeinschaften – gemeinsam Vögel zu beobachten macht nicht nur mehr Freude, sondern schont auch die Umwelt!

Wir bedanken uns an dieser Stelle bei Samuel Schnierer und Benjamin Schedl für ihre Fotos!

Beobachtungen wildlebender Vogelarten können an BirdLife über die Meldeplattform www.ornitho.at gemeldet werden. Bei sehr seltenen Vogelarten (oder Unterarten) sollte zusätzlich auch eine Dokumentation bei der Avifaunistischen Kommission von BirdLife erfolgen. Die Überprüfung durch die Kommission ist die Grundlage für die weitere Verwendung dieser Beobachtungen (z. B. in Publikationen aller Art). Welche Arten gemeldet werden sollten, ist hier ersichtlich.