Seltene Gäste in Österreich: Vogel-Highlights im Juni

In unserer monatlichen Reihe "Seltene Gäste in Österreich: Vogel-Highlights im..." stellen wir eine Auswahl der spannendsten Vogelbeobachtungen des letzten Monats vor, die auf ornitho.at bis zum letzten Tag des jeweiligen Monats gemeldet wurden. Diese Meldeplattform dient dazu, wissenschaftlich verwertbare bzw. naturschutzrelevante Daten über Vögel in Österreich zu sammeln. Die Dokumentationen zur Sichtung sehr selten auftretender Vogelarten werden regelmäßig von der Avifaunistischen Kommission Österreich (AFK) überprüft. Bei aktuellen Meldungen ist das noch nicht erfolgt; die Nennung hier erfolgt daher mit Vorbehalt. Über die Ergebnisse ihrer Arbeit veröffentlich die AFK regelmäßig Berichte auf ihrer Website.
Nachdem der Mai zahlreichen Vogelbeobachter:innen mit diversen Seltenheiten eine Freude gemacht hat, kehrt nun der Frühsommer ein. Doch auch dieser hat Österreich einmal mehr eine beeindruckende Vielfalt seltener Vogelarten beschert.
Greifvogelmonat Juni
Traditionell ist der Juni ein hervorragender Monat zum Entdecken seltener Greifvogelarten. Dies bewahrheitete sich auch in diesem Jahr. Gleich zwei Schreiadler (Clanga pomarina) konnten in Niederösterreich beobachtet werden – ein Individuum in der Feuchten Ebene/NÖ, und ein weiteres im Weinviertel/NÖ. Ebenfalls in der Feuchten Ebene zeigte sich Anfang des Monats ein Zwergadler (Hieraaetus pennatus) der hellen Morphe. Sowohl am Dobratsch/K, als auch in den Gailtaler Alpen/K und in Pößnitz/Stmk konnten vergangenen Monat Schlangenadler (Circaetus gallicus) entdeckt werden. Mit Voranschreiten des Sommers treffen in Österreich zahlreiche übersommernde Gänsegeier (Gyps fulvus) ein, unter diesen kann sich mitunter auch eine noch seltenere Art verstecken: Sowohl in den Stubaier Alpen/T, als auch in der Glocknergruppe/K/Sbg/T konnten jeweils zwei Mönchsgeier (Aegypius monachus) von zahlreichen Interessierten beobachtet werden. Ebenfalls aus dem Karwendel/T wurde ein Rötelfalke (Falco naumanni) auf ornitho.de gemeldet. Laut dem Beobachter ist der Vogel nach Österreich geflogen. Bei Anerkennung durch die AFK würde dies den ersten Tiroler Nachweis darstellen. Im Ibmer Moor/OÖ konnte ein BirdLife-Mitarbeiter bei einer Bruterfolgskontrolle von Wiesenbrütern mit einem Gleitaar (Elanus caeruleus) einen weiteren seltenen Greif entdecken.
Außergewöhnliche Seeschwalben und Limikolen
Auch zum Beobachten seltener Seeschwalben eignet sich der Juni üblicherweise perfekt. So konnten an einigen Orten Zwergseeschwalben (Sternula albifrons) entdeckt werden. Sowohl im Rheindelta/V, als auch im Seewinkel/B waren zumindest zwei Individuen anwesend, aber auch in Hohenau/NÖ und am unteren Inn/OÖ ließ sich die Art beobachten. Gleich 15 Lachseeschwalben (Sterna nilotica) konnten am Völkermarkter Stausee/K beobachtet werden. Dabei handelt es sich um einen der größten aus Österreich gemeldeten Trupps. Ende des Monats wurde am selben Ort nochmals eine Lachseeschwalbe gefunden. Am Unteren Riegersburger Teich/N, am Rudmannser Teich/N und im Seewinkel/B hielt sich jeweils eine Küstenseeschwalbe (Sterna paradisaea) auf, und auch Brandseeschwalben (Thalasseus sandvicensis) wurden mehrfach gesichtet. In Kärnten konnten am Millstätter See/K und am Faaker See/K je ein Individuum, und am Wörthersee/K gleich fünf Individuen beobachtet werden. Darüber hinaus erfreuten im Rheindelta/V zwei, und im Seewinkel/B vier Brandseeschwalben die Beobachter:innen. Zwar klingt der starke Durchzug der Limikolen Ende Mai ab, dennoch konnten auch aus dieser Artengruppe noch seltene Vertreter nachgewiesen werden. Eine Pfuhlschnepfe (Limosa lapponica) verweilte im Seewinkel/B, und ebendort wurden auch zwei Rotflügelbrachschwalben (Glareola pratincola) im Prachtkleid entdeckt.

Stammgast-Raritäten und seltene Singvögel
Zum „Dauergast“ unter den Seltenheiten hat sich in den vergangenen Monaten die Eiderente (Somateria mollissima) im Rheindelta/V entwickelt und auch die Zwergsumpfhühner (Zapornia pusilla) im Seewinkel/B waren weiterhin anwesend. Ebenso war der Rallenreiher (Ardeola ralloides) mit drei Individuen in Kärnten und je einem in der Steiermark, Vorarlberg und in Niederösterreich im Juni wieder gut vertreten. In der Steiermark konnten nördlich des Grundlsees zwei Grünlaubsänger (Phylloscopus trochiloides) in der letzten Junidekade festgestellt werden.
Haben Sie das gewusst?
"Der Grünlaubsänger (Phylloscopus trochiloides) brütet in Laub- und Mischwäldern von Nordosteuropa über Russland bis nach Sibirien und Zentralasien. In Österreich tritt die Art vereinzelt zwischen Mai und Juli auf."

Redaktionsteam
Heuer kam es nicht zu einem größeren Einflug von Rosenstaren (Pastor roseus), aber dennoch erreichten einzelne Vögel im Juni das südöstliche Österreich. Sowohl in Oberpullendorf/B, als auch an den Königsdorfer Teichen/B konnten jeweils zwei Individuen beobachtet werden. Dazu kam ein Vogel im Hanság/B und drei am Flughafen Graz-Thalerhof/Stmk. Schließlich konnte am Neusiedlersee in Weiden am See/B eine Blauracke (Coracias garrulus) entdeckt werden, und eine Zaunammer (Emberiza cirlus) in Haiming/T stellte einen raren Nachweis für das Bundesland Tirol dar.
Disclaimer
Vogelbeobachtung soll Freude bereiten – aber stets im Einklang mit dem Wohl der Vögel! Ein verantwortungsvolles Verhalten ist dabei unerlässlich. Absichtliche Störungen, das Beineinträchtigen von Lebensräumen sowie das bewusste Aufscheuchen oder Anlocken von Vögeln durch Klangattrappen lehnen wir entschieden ab. Eine „bessere“ Beobachtung oder ein vermeintlich „perfektes“ Foto rechtfertig so ein Verhalten unter keinen Umständen! Bitte bleiben Sie auf ausgeschriebenen und regelmäßig genutzten Wegen und vermeiden Sie das Betreten von Privatgrundstücken oder geschützten Flächen ohne Erlaubnis. Unbedachtes Verhalten kann nicht nur die beobachteten Vögel belasten, sondern auch andere Arten in der Umgebung unnötig stressen. Darüber hinaus sollten Sie als Naturliebhaber:in mit gutem Beispiel vorangehen. Rücksichtnahme ist der Schlüssel zu einem harmonischen Naturerlebnis!
Wir legen Ihnen zudem nahe, Ihre Anreise so klimafreundlich wie möglich zu gestalten – idealerweise ohne CO₂-Emissionen. Nutzen Sie öffentliche Verkehrsmittel, gehen Sie zu Fuß oder fahren Sie mit dem Fahrrad. Wenn eine Fahrt mit dem Auto notwendig ist, bilden Sie doch Fahrgemeinschaften – gemeinsam Vögel zu beobachten macht nicht nur mehr Freude, sondern schont auch die Umwelt!
Wir bedanken uns an dieser Stelle bei Charel Klein und Waltraud Kis für ihre Fotos!
Beobachtungen wildlebender Vogelarten können an BirdLife über die Meldeplattform www.ornitho.at gemeldet werden. Bei sehr seltenen Vogelarten (oder Unterarten) sollte zusätzlich auch eine Dokumentation bei der Avifaunistischen Kommission von BirdLife erfolgen. Die Überprüfung durch die Kommission ist die Grundlage für die weitere Verwendung dieser Beobachtungen (z. B. in Publikationen aller Art). Welche Arten gemeldet werden sollten, ist hier ersichtlich.









