
Lichtverschmutzung und Vogelschutz
Lichter in Siedlungen, Gärten und auf Balkonen schafft Atmosphäre und Sicherheit – bergen aber Risiken für Vögel.
Licht ausLichtverschmutzung und die Auswirkungen auf unsere Vogelwelt
Lichter in unseren Siedlungen, an unseren Häusern, in Gärten oder an Balkonen geben uns ein Gefühl von Sicherheit und schaffen Wohlfühl-Atmosphäre. Doch für unsere Vogelwelt können sie Gefahren mit sich bringen.
Was bedeutet Lichtverschmutzung?
Unsere Umgebung wird nachts zunehmend heller und zwar global um 2 – 8% jährlich. Es leuchten Schaufenster, Werbeschilder, Gebäudefassaden und vieles mehr. Der nächtliche Sternenhimmel ist mittlerweile an nur mehr sehr entlegenen Orten wirklich gut sichtbar. Künstliche Beleuchtung, die den Nachthimmel aufhellt und die natürlichen Lichtverhältnisse verändert, wird unter dem Begriff "Lichtverschmutzung" zusammengefasst. Zunehmende Lichtverschmutzung ist ein globales Phänomen, welches schwerwiegende Probleme für Vögel, aber auch viele andere Tierarten mit sich bringen kann. Studien deuten darauf hin, dass sich künstliche Beleuchtung in der Nacht auch negativ auf die menschliche Gesundheit auswirken kann.
Einfluss auf unsere Vogelwelt
Für Vögel ist Licht ein Zeitgeber, künstliches Licht in der Nacht beeinflusst ihren Tag/Nacht-Rhythmus. Das kann zu tages- und jahreszeitlichen Verschiebungen von Reviergesang und Brut führen. Bei Vogelarten, die auch häufig in unseren Gärten zu finden sind, wie Amseln, Rotkehlchen, Kohl- und Blaumeisen, kann es demzufolge zu einem früheren Brutbeginn kommen. Eine negative Auswirkung auf den Bruterfolg kann nicht ausgeschlossen werden. Zudem ziehen ca. 80% aller Zugvögel nachts. Sie orientieren sich neben dem Magnetfeld der Erde auch am Sternenhimmel. Die Masse des (Sing-)Vogelzugs in Österreich erfolgt in Form des Breitfrontzuges. Topographiebedingt kann es aber vor allem im Alpenraum zu lokalen Verdichtungen kommen (z.B. an Alpenpässen). Aber auch große Flusstäler können als wichtige Leitlinien fungieren. Hell leuchtende Strukturen, wie beleuchtete Türme, Hochhäuser oder Sendemasten, können für ziehende Vögel irritierend und anziehend wirken. Nachts beleuchtete Objekte wie Ruinen, Burgen und Schlösser, aber auch Hotelkomplexe, Berghütten oder Gipfelkreuze können in Bereichen mit hohem Vogelzugaufkommen besonders problematisch sein, da sie oft die einzigen Lichtpunkte in einer sonst eher dunklen Umgebung darstellen. Vor allem bei schlechten Witterungsverhältnissen wie Nebel, Schneefall oder Nieselregen können künstliche Lichtquellen zur Desorientierung der Vögel führen. Neben tödlichen Kollisionen mit den beleuchteten Strukturen kann es zum Umkreisen des Lichtkegels bis zur völligen Erschöpfung kommen. Der beleuchtete Post Tower in Bonn oder der Hauptbahnhof in Berlin zeigen beispielhaft, wie Lichtverschmutzung zum Tod von tausenden Zugvögeln während der Hauptzugzeit führen kann. Aber nicht nur sehr hohe Bauwerke können kritisch sein, auch an wenige Stockwerke hohen innerstädtischen Wohngebäuden, aber auch an kleinen Häusern und Hütten in dunklerer Umgebung wurden zahlreiche nächtliche Kollisionen beobachtet. Auch die eigene Beleuchtung im und rund ums Haus kann zur Vogelfalle werden!
Bitte Licht aus!
In Österreich gibt es für Außenbeleuchtung in den meisten Fällen keine gesetzliche Regelung. Es gibt jedoch eine Reihe an Normen die gewisse Mindeststandards festlegen. Eine wichtige Grundlage bildet die ÖNORM O 1052 „Lichtemissionen – Messung und Beurteilung.
Viel muss auf Gemeindeebene passieren. Doch auch Sie können mit einfachen Mitteln zur Reduktion der Lichtverschmutzung beitragen und unserer Vogelwelt unter die Flügel greifen. Hier die wichtigsten Maßnahmen für den Privathaushalt und den öffentlichen Raum:
Die beste Maßnahme ist Licht aus! Schalten Sie nachts Beleuchtungen im Außenbereich ab, wenn Sie diese nicht benötigen. Bereits Solar-Lichter als Dekoration können störend sein.
Wenn Beleuchtung notwendig ist, dimmen Sie diese.
Versuchen Sie Dauerbeleuchtung zu vermeiden oder ersetzen Sie diese durch Bewegungsmelder.
Wenn Außenbeleuchtung von Nöten ist, achten Sie darauf, dass der Lichtstrahl nach unten gerichtet ist („Full-Cut-off-Leuchten“) und montieren Sie Lampen möglichst niedrig, das reduziert die Fernwirkung des Lichts. Am besten eignen sich abgeschirmte Leuchten mit geschlossenem Gehäuse.
Anstrahlung von Objekten sollte, wenn erforderlich, immer von oben erfolgen
Als Leuchtmittel für den Außenbereich eignen sich am besten Hochdruck-Natriumdampflampen oder warmweiße LED-Lampen. Achten Sie bei LEDs bitte auf die Farbtemperatur. Verwenden Sie eher warmweißes bis gelbliches Licht (ca. 1800 – 3000 Kelvin Farbtemperatur mit möglichst geringen Blauanteil im Spektrum). Leuchtmittel mit Emissionen unterhalb von 500nm und oberhalb von 680nm, wie Kaltweißes Licht sollten nicht eingesetzt werden
Auch Innenbeleuchtung kann nach außen Abstrahlen und nach Einbruch der Dunkelheit für Vögel anziehend wirken. Jalousien oder lichtdichte Vorhänge können leicht Abhilfe schaffen.
Effektbeleuchtungen von Bauwerken und der Einsatz von sogenannten „Skybeamer“ sollten vermieden werden. Die Anstrahlung von Naturobjekten wie Bäume, Gewässer und Felsformationen sollten zur Gänze unterlassen werden!
Ein naturnaher Lebensraum bleibt in der Nacht dunkel, daher ist es wichtig, das Licht auszuschalten! Diese Maßnahme dient nicht nur dem Schutz unserer gefiederten Freunde, sondern trägt auch zum Energiesparen bei, was wiederum hilft, die Klimakrise einzudämmen. Zusätzlich werden dadurch Kosten gesenkt, was unserem Geldbörserl zu Gute kommt.
Für ausführliche Informationen empfehlen wir „Österreichischer Leitfaden Außenbeleuchtung“ und die Broschüre „Vogelfreundliches Bauen mit Glas und Licht“
Auf der Website der Umweltberatung finden sie weitere nützliche Links: https://www.umweltberatung.at/lichtverschmutzung-betriebe Dieser Beitrag ist im Rahmen des Projektes "Vogel-Oasen im Siedlungsraum als nachhaltige Bildungsinitiative", gefördert durch das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Klima und Umweltschutz, Wasserwirtschaft und Regionen, entstanden.
