Rotmilan in Oberösterreich im Aufwind, aber mit Risiko


PRESSEAUSSENDUNG
Wien, Linz 17. Oktober 2025 – Der Rotmilan (Milvus milvus) hat seinen Platz in Oberösterreich gefunden. Steigende Bestandszahlen und gute Fortpflanzungsraten zeigen, dass jahrelange Schutzbemühungen Früchte tragen. Untersuchungen zu den Todesursachen zeigen aber auch den hohen Anteil illegaler Verfolgung. Diese Ergebnisse liefert ein aktueller Bericht von BirdLife Österreich zum Artenschutzprojekt Rotmilan in Oberösterreich, das im Rahmen des LE-Projekts „Artenschutz- und Monitoring-Projekte zugunsten gefährdeter Kulturlandschaftsvögel in OÖ“ 2023-25 durchgeführt wurde.
Seit 2016 brüten in Oberösterreich wieder Rotmilane. Seither wirddiese Wiederbesiedlungswelle praktisch von Beginn an durch Schutz- und Erhebungsmaßnahmen unter der fachlichen Leitung von BirdLife Österreich begleitet - seit 2017 in Form eines Artenschutzprojekts in Zusammenarbeit mit dem Land Oberösterreich, Abteilung Naturschutz.
„Der Rotmilan konnte sich inzwischen auf weite Bereiche des außeralpinen Oberösterreichs mit Schwerpunkt auf dem Alpenvorland und dem Mühlviertler Hochland ausbreiten“, so Florian Billinger, Projektleiter bei BirdLife Österreich: „trotz und gebremst durch die immer noch verbreitete und anhaltende illegale Tötung der Vögel durch Vergiftung und Abschuss.“
Landesbestand und Entwicklung
Die Verbreitungsschwerpunkte des Rotmilans in Oberösterreich liegen im hügeligen, wald- und wiesenreichen Alpenvorland sowie im ähnlich strukturierten Mühlviertler Hochland. Der Brutbestand des Rotmilans in Oberösterreich beträgt gegenwärtig 80 bis 120 Paare.
Bestand und Siedlungsdichte, Fortpflanzungserfolg
Die Beobachtungen zeigen: In der dreijährigen Projektzeit kam es auf den untersuchten Flächen zu einem Anstieg der Rotmilan Reviere um rund 30 % und auch die Fortpflanzungsrate befindet sich weiterhin auf einem stabilen Niveau. Durchschnittlich konnten im Projektzeitraum 1,7 flügge Jungvögel pro Brutversuch festgestellt werden.
„Diese positive Entwicklung fügt sich ins Bild der immer noch stattfindenden Besiedlung des nördlichen Alpenvorlands durch den Rotmilan“, weiß Florian Billinger: „Die Verbreitung der Rotmilane schreitet weiter voran in Richtung Nordost und der Anteil erfolgreich brütender Paare steigt.“
Telemetrie und Todesursachen
Mittels Telemetrie können Todesursachen ermittelt werden. Seit 2019 wurden in Kooperation mit dem Projekt LIFE EUROKITE insgesamt 40 Nestlinge mit GPS-Sendern versehen. „Von den elf Individuen mit bekannter Todesursache wurden vier Vögel sehr wahrscheinlich oder nachweislich illegal getötet, vier von Beutegreifern geschlagen und drei starben an anderen Todesursachen.
„Unter Vorbehalt der begrenzten Stichprobe zeigen diese Zahlen, dass die illegale Tötung eine Haupttodesursache der in Oberösterreich lebenden Rotmilane darstellt“, so Billinger. Drei der vier illegalen Tötungen erfolgten in Oberösterreich, in zwei Fällen wurde das verbotene Insektizid Carbofuran im Rachen bzw. Magen-Darm-Trakt festgestellt.
Illegale Verfolgung in Oberösterreich
Im Zeitraum 2017-2025 wurden in Oberösterreich 17 illegale Tötungen von Rotmilanen bekannt. Als häufigste Todesursache gilt die Vergiftung mit dem verbotenen Insektizid Carbofuran.
Allein im ersten Halbjahr 2025 wurden zwei Fälle illegaler Verfolgung in Oberösterreich entdeckt: „Ein Rotmilan wurde am 05.05.2025 tot in Kirchberg/Mattighofen aufgefunden, nur rund 2.200 Meter entfernt vom Fundort eines im Jahr 2023 ebenfalls illegal getöteten Rotmilans in Auerbach/Höring“, so Billinger. Laut toxikologischem Befund war der Kropf des Vogels mit Fleischresten und kristallinen Partikeln gefüllt, wobei sich letztere als Carbofuran herausstellten. Zusätzlich wurde bei der Röntgenuntersuchung eine Schrotkugel in der Schwanzregion des Tieres festgestellt, ein eindeutiges Indiz für einen zurückliegenden, illegalen Abschussversuch.
„Der zweite tote Rotmilan wurde Anfang März von einem aufmerksamen Jäger in Gaspoltshofen (Bezirk Grieskirchen) tot aufgefunden und an die Behörden gemeldet“, so der Experte. Auch hier ergab die toxikologische Untersuchung eine klare Diagnose: Carbofuranvergiftung.
Resümee
Die positive Entwicklung der Rotmilane in Oberösterreich wird wohl deutlich durch die fortlaufende illegale Verfolgung des Rotmilans gebremst. „Die Dunkelziffer der tatsächlich illegal getöteten Rotmilane muss weitaus höher als die bekannten Fälle sein. Daher müssen wir von einem ernsthaftem Gefährdungsfaktor für die Brutpopulation ausgehen.“, so Florian Billinger und weiter: „Nur umfassende Bewusstseinsbildung und eine konsequente Verfolgung solcher Straftaten werden dieses Problem eindämmen können.“ BirdLife Österreich bittet daher auch die Bevölkerung und insbesondere die Jägerschaft darum, Hinweise auf illegale Tötung geschützter Tiere zu melden. Jede Information kann helfen, die Täter:innen zur Rechenschaft zu ziehen.
Meldemöglichkeiten
Für eine lückenlose Aufklärung sind Hinweise aus der Bevölkerung essenziell. Wer verdächtige Beobachtungen im Zusammenhang mit Wildtierkriminalität macht oder Hinweise auf illegale Tötung geschützter Arten hat, wird gebeten, sich zu melden. Jede Information kann helfen, die Täter:innen zur Rechenschaft zu ziehen.
📞 BirdCrime Hotline: +43 660 869 2327
📧 E-Mail: meldung@wildlifecrime.at
Das Artenschutzprojekt Rotmilan in Oberösterreich ist Teil des LE-Projekts: Artenschutz- und Monitoringprojekte zugunsten gefährdeter Kulturlandschaftsvögel in OÖ, 2023-2025 und wird unterstützt durch die Abteilung Naturschutz des Landes OÖ und die Europäische Union.

Rückfragehinweis
Dr. Susanne Schreiner, Pressesprecherin BirdLife Österreich 1150 Wien, Diefenbachgasse 35/1/6 Mobil: +43 (0) 699 181 555 65 susanne.schreiner@birdlife.at
Beigefügtes Foto sowie die Inhalte der Pressemappe stehen Ihnen bei Angabe des angeführten Fotoautors/der angeführten Fotoautor:in © und im Zusammenhang mit dieser Aussendung zur Verfügung.









