Sodalacken des Seewinkels drohen zu verschwinden – mit ihnen die Krickente!


PRESSEAUSSENDUNG
Wien, 26. September 2025 – Aktuell halten sich etwa 5.000 Krickenten (Anas crecca) im Seewinkel auf, einem Rast- und Mauserplatz von internationaler Bedeutung für diese Entenart. In früheren Jahren waren es allerdings bis zu 25.000. Ausschlaggebend für das Einfinden der Krickenten ist der Wasserstand der Lacken im Seewinkel. Der ökologische Zustand der Sodalacken hat sich in den letzten 30 Jahren massiv verschlechtert. Das hat negative Auswirkungen auf das Überleben des Jahresvogels 2025, der stellvertretend für alle dort auf ihrem Herbstzug durchziehenden Vogelarten steht, für die die Lacken überlebenswichtig sind.
Die pannonischen Sodalacken zählen zu den bedeutendsten Rastplätzen Zentraleuropas. Verschwinden sie, verlieren die Vögel ihre wichtigste Tankstelle auf dem Weg in ihre Überwinterungsgebiete. Sie finden dann keine oder zu wenig Nahrung mit fatalen Konsequenzen für ihr Überleben.
Auftreten während des Herbstzugs
Außerhalb der Brutzeit kommt es an manchen Orten zu großen Ansammlungen von Krickenten, die aus den weiter nördlich gelegenen Brutgebieten kommen, um ihr Gefieder zu erneuern (zu mausern). Um den hohen Energiebedarf dafür decken zu können, benötigt die Krickente störungsarme, nahrungsreiche, seichte Gewässer zur Futtersuche.
„Der Seewinkel ist für die Krickente als Mauser- und Rastplatz am Herbstzug von überragender Bedeutung. Hier rasteten noch vor zehn bis 15 Jahren von September bis November regelmäßig rund 15.000, in guten Jahren sogar bis zu bis zu 25.000 Vögel“, sagt Seewinkel-Experte Michael Dvorak von der Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich.
Die Zählungen der letzten Wochen ergaben hingegen nur 5.000 bis 8.000 Krickenten und in den trockenen Jahren 2020-2022 waren es sogar noch viel weniger. Zehntausende Krickenten mussten sich in diesen Jahren also alternative Rastplätze suchen, die es jedoch in der weiteren Umgebung fast nicht mehr gibt.
Zustand der Langen Lacke
Obwohl 2023 das zweitniederschlagsreichste Jahr dieses Jahrtausends war und auch 2024 sowie 2025 in Bezug auf die Regenmengen im langjährigen Mittel liegen, sind knapp die Hälfte der rund 30 verbliebenen Lacken nach wie vor in einem extrem schlechten Zustand. „Das betrifft vor allem die bis vor kurzem noch als „Vogelparadies par excellence“ geltende Lange Lacke, die schon zu einem Drittel verschwunden ist und deren Wasserstand auch im Frühjahr nur mehr minimal ist“, so Dvorak. Bis etwa 1990 wurde sie zusätzlich zu den Niederschlägen auch von Grundwasser gespeist, weshalb die Lange Lacke auch - wenn überhaupt - damals nur ausnahmsweise austrocknete. „Sobald es wieder zu einer längeren Trockenphase kommt, ist zu befürchten, dass sie gänzlich verschwindet, bzw. an ihrer Stelle eine „Gstetten“ entsteht, ein Schicksal, das vor ihr schon dutzende Lacken im Seewinkel genommen haben“, so Dvorak.
Lackensterben und Maßnahmen
Die Grundwassersituation im Seewinkel hat sich in den letzten Jahrzehnten ständig verschlechtert. „Intensive Landwirtschaft, ganz besonders dann, wenn sie vermehrt auf Kulturen setzt, die einen hohen Wasserbedarf haben, verträgt sich nur schlecht mit dem Fortbestand eines derartig fragilen Ökosystems wie den Sodalacken des Seewinkels“, weiß der Experte. Dazu komme, dass die Situation der Landwirtschaft bereits aus klimatischen Gründen angespannt sei. „Die Grundwasserentnahmen zur Bewässerung im Seewinkel müssen daher ab sofort in einem Maß erfolgen, das den Fortbestand der wenigen verbliebenen Sodalacken gewährleistet“, fordert Michael Dvorak: „Erste Maßnahmen dazu, wie die Festsetzung von ökologisch verträglichen Grenzwerten für die Grundwasserpegelständen und der Einbau von Wasseruhren bei den Feldbrunnen zur Kontrolle der entnommenen Wassermengen sind in Planung, von einer flächendeckenden Umsetzung kann aber noch keine Rede sein! Die aktuell relativ günstige Niederschlagssituation gibt uns noch eine allerletzte Chance Maßnahmen nachzuholen, die schon vor Jahrzehnten nötig gewesen wären!“, meint Dvorak und warnt zugleich: „Die nächste Trockenphase kommt bestimmt: Dann könnte es bereits zu spät sein und dieses Naturjuwel wäre für immer verloren!“
Chancen durch Renaturierung
„Um die Krickente zu schützen, müssen wir ihre wenigen verbliebenen Lebensräume erhalten, sowie die von uns Menschen versursachten Schäden an Feuchtgebieten reparieren und zerstörte Feuchtgebiets-Ökosysteme wiederherstellen! Den idealen Rahmen dafür bietet die EU-Verordnung zur Wiederherstellung degradierter Ökosysteme (Nature Restauration Law) - nicht nur, um das Überleben des Jahresvogels 2025 zu sichern, sondern auch zur Bewahrung unserer Lebensgrundlage!“, so BirdLife Österreich.
Rückfragehinweis
Dr. Susanne Schreiner, Pressesprecherin BirdLife Österreich 1150 Wien, Diefenbachgasse 35/1/6 Mobil: +43 (0) 699 181 555 65 susanne.schreiner@birdlife.at
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