Rohrweihe
Circus aeruginosus




Status
regelmäßiger Brutvogel
Bestandstrend
Zunehmend
Rote Liste (AT)
Gefährdung droht
Bestandszahl
350 – 500 brütende Weibchen
Ampelliste
Gelb
Rote Liste (weltweit)
Least concern (LC)
Wie erkenne ich eine Rohrweihe?
Die Rohrweihe ist die größte Weihe und ähnelt in der Größe einem Bussard, ist jedoch schlanker, langschwänziger und schmalflügeliger. Von den anderen heimischen Weihen (Korn- und Wiesenweihe, s.u.) unterscheidet sie sich vor allem durch die Färbung (Männchen „dreifarbig“, Weibchen dunkel, ohne ausgeprägtes Streifenmuster), außerdem sind die Flügel breiter und runder, während der Schwanz etwas kürzer und breiter ist. Für alle Weihen typisch ist der Segelflug mit den v-förmig angehobenen Flügeln.
Ziehende Weihen sind von ferne an den im Gleitflug V-förmig erhobenen Flügeln und dem langen (im Gegensatz zu Adlern und Bussarden) aber nie gespreizten Schwanz leicht anzusprechen.
Die adulten Männchen haben einen hellgrauen Schwanz und große hellgraue Felder zwischen der schwarzen Flügelspitze und dem braunen Gefieder der Flügeldeckfedern sowie der Oberseite. Ihr heller Kopf ist dunkel gestrichelt, und die Ohrdecken sind dunkler, jedoch nicht allzu auffällig. Die Unterseite des Körpers ist hell rotbraun mit einer deutlichen dunklen Strichelung im Vorderkörper. Von unten betrachtet ein markantes Erkennungsmerkmal ist der starke Kontrast zwischen der schwarzen Flügelspitze und der ansonsten hellen Flügelunterseite.
Die adulten Weibchen und die Jungvögel sind einander ähnlich und schwerer zu unterscheiden. Sie sind gewöhnlich einfarbig dunkelbraun, mit hellgelben Abzeichen im Kopf und Schulterbereich. Adulte Weibchen haben eine mäßig dunkelbraune Grundfärbung und hellbeiger Fleck erstreckt sich vom Kopf oft weit in den Schulterbereich hinein. Jungvögel hingegen sind zu Beginn ausgesprochen dunkel (tief „kochschokoladenbraun“) und die hellen, eher orange überhauchten Abzeichen sind meist recht klein, beschränken sich auf den Kopf oder fehlen ganz. Nach der ersten Mauser (nach etwa einem Jahr) sind bei den jüngeren Tieren dann erste Merkmale des Alterskleids und damit das Geschlecht erkennbar. Sowohl Männchen als auch Weibchen tragen dann ein Übergangskleid, das Merkmale von Alt- und Jungvögeln kombiniert.
Wird häufig verwechselt mit
Von weitem mit Schwarzmilan und Zwergadler der dunklen Morphe zu verwechseln. Unter schwierigen Lichtbedingungen sind kreisende Rohrweihen im Flugbild auch dem Mäusebussard ähnlich, der aber einen deutlich kürzeren, oft gespreizten Schwanz zeigt. Auch eine Verwechslung mit der Kornweihe ist möglich – im Flug von unten unterscheiden sich die Männchen durch den abgesetzten Kopf der Kornweihe sowie den dunkleren Unterbauch der Rohrweihe. Die Weibchen der Kornweihe mit ihrer kräftigen Streifung sind, ebenso wie jene der Wiesenweihe, keinem Kleid der Rohrweihe sonderlich ähnlich.
Stimme
Die Balzflüge des Männchens werden von kläglich quäkenden Lauten begleitet, die ansteigend beginnen und dann abfallen, wie „kuäh“, „quiehj“ und „klijä“. Diese Rufe, die an die Stimmen von Sturmmöwen oder Kiebitzen erinnern, können bis zu 2 Kilometer weit gehört werden und werden manchmal in lockerer Reihenfolge geäußert. Bei der Revierverteidigung ruft das Männchen normalerweise „kuik“ oder „quik“. Beide Geschlechter warnen durch Reihen von Lauten wie „kekekeke“ oder „kikekikekike“, die den Rufen von Turmfalken ähneln.
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Lebensraum
Der Nistplatz der Rohrweihe ist an Röhricht gebunden, hier bevorzugt sie die dichtesten und höchsten Teile des Röhrichts. Meldungen von Bruten in Getreideäckern sind in Österreich nach wie vor selten, jedoch mit zunehmender Tendenz.
Das Jagdgebiet erstreckt sich weit über die nähere Brutplatzumgebung hinaus. Je nach Verfügbarkeit nutzt sie dabei die offene Agrarlandschaft (Äcker, aber auch Viehweiden, Weingärten etc.) oder Feuchtgebiete (Verlandungszonen, Seerosen- und Teichbinsengesellschaften, selten auch offene Wasserflächen).
Nahrung
Das Nahrungsspektrum der Rohrweihe ist sehr divers. Es umfasst hauptsächlich kleine Säugetiere und Vögel, ist jedoch stark vom Lebensraum abhängig. Die Beute setzt sich in Feuchtgebieten zu bis zu 70–80 % aus Singvögeln und (zumeist jungen) Wasservögeln zusammen. Zur Brutzeit schlägt sie vor allem Küken und Nestlinge und frisst auch Eier.
Bei entsprechendem Angebot, so bspw. in den Agrarlandschaften des Wald- und Weinviertels, kann jedoch auch ein größerer Teil der Nahrung aus Säugetieren bestehen: Ganz überwiegend werden dann Kleinsäuger, vor allem Wühlmäuse der Gattung Microtus, erbeutet. Auch größere Beute wie Ziesel oder junge Kaninchen und Hasen wird hin und wieder genommen. Einzigartig unter den Weihen jagt die Rohrweihe außerdem gelegentlich Schlangen (vor allem Wassernattern) sowie Frösche und Fische. Auch Aas ist Teil des Nahrungsspektrums der Rohrweihe.
Verhalten
Die Rohrweihe überrascht ihre Beute gewöhnlich im niedrigen Suchflug, indem sie geschickt Gelände- und Vegetationsstrukturen nutzt. Um die Beute zu greifen, stürzt sie mit ausgestreckten Fängen und hochgestellten Flügeln hinab, oft nach kurzem Rütteln oder Schweben. Etwa bei einem von zwölf Stößen macht sie Beute; viele Stöße dienen möglicherweise lediglich dazu, die Reaktion eines Beutetieres zu testen. Ist dieses gesund und aktiv, wird der Angriff selten wiederholt.
Die Flugspiele der Rohrweihe dienen sowohl der Reviermarkierung als auch der Paarbildung. Sie beginnen, wenn das Männchen oder Weibchen über dem Brutplatz kreist und der Partner sich dazugesellt. Das Männchen steigt oft bis zur Sichtgrenze auf und steigert dabei seine Fluggeschwindigkeit durch kräftige Flügelschläge. Es vollzieht weite Kreise und stürzt dann plötzlich mit angewinkelten Flügeln nach unten, um sich zu fangen und steil wieder aufzusteigen. Während dieses Manövers sind häufige Überschläge oder Rollen zu beobachten. Die Flugspiele werden von durchdringenden Rufen begleitet, die weit hörbar sind.
Haben Sie das gewusst?
"BirdLife hat für ein Projekt 25 Rohrweihen mit GPS-Sendern versehen, um Todesraten und Todesursachen zu erfassen sowie mehr über deren Raum- und Habitatnutzung zu erfahren. Der Abzug erfolgte im Zeitraum von Ende August bis Anfang Oktober und dauerte in die rund 4.000 km entfernten Überwinterungsgebiete etwa vier Wochen. Einzelne Individuen meisterten die Strecke sogar in weniger als 20 Tagen. Durch die Besenderung konnten Tageszugleistungen von bis zu 800 km sowie Flüge in Höhen von 6.000 m über dem Meeresspiegel (etwa 3.000 m über Grund) dokumentiert werden."
Matthias Schmidt, MSc
Fachbereich Naturschutz
Was kann ich tun?
Für den Schutz der Rohrweihen ist die Erhaltung von Schilf- und Feuchtgebieten als Brutplatz wichtig. Bei Feldbruten ist es notwendig, eine Schutzzone von etwa 0,5 Hektar um den Horst einzurichten, die bis zum Flüggewerden der Jungen nicht gemäht werden darf. Werden Feldbruten beim Dreschen entdeckt, kann ein niedriger Zaun um das Nest herum aufgestellt werden, um Bodenprädatoren fernzuhalten.
Sollten Sie tote oder verletzte Greifvögel unter verdächtigen Umständen finden, bitten wir Sie, uns diese umgehend über meldung@wildlifecrime.at, die Hotline +43 660 869 2327 oder unsere anonyme Meldeplattform zu melden!
Verbreitung
Die Rohrweihe ist ein verbreiteter bis häufiger Brutvogel in den Tief- und Hügellandschaften vom nördlichen Waldviertel bis ins Mittelburgenland. Ihren Verbreitungsschwerpunkt hat sie im Schilfgürtel des Neusiedler Sees. Im Tiefland Oberösterreichs ist sie ein spärlich verbreiteter Brutvogel und abseits davon kommt es im südöstlichen Alpenvorland sowie im Rheintal zu Bruten.
Diese Verbreitungskarte stammt aus dem Österreichischen Brutvogelatlas 2013-2018 der 2024 im Verlag des Naturhistorischen Museums Wien erschienen ist.

Eigenschaften
- Familie
- Habichtartige (Accipitridae)
- Gattung
- Weihen (Circus)
- Zugverhalten
- Zugvogel, ausnahmsweiser Jahresvogel
- Überwinterungsort
- Nigeria bis Senegal, sehr selten Mitteleuropa
- Länge
- 48 – 56 cm
- Spannweite
- 110 – 130 cm
- Gewicht
- 405 – 800 g
- Höchstalter EURING
- 20 Jahre
- Brutort
- in dichtem Röhricht, seltener in Wiesen, Raps- und Getreidefeldern
- Jahresbruten
- 1
- Gelegegröße
- 4 –5 Eier (selten 2 – 8)
- Brutdauer
- 31 – 36 Tage
- Nestlingszeit
- 26 – 30 Tage