Die Nexinger Fischteiche, ein toller Lebensraum für viele Vogelarten.

Projekt Stillgewässer in Österreich

Ein Projekt zur Erfassung der Bestände von Wasservogelarten und zur Analyse der Veränderungen von Stillgewässern in den vergangenen 30 Jahren.

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Feuchtgebiete und Stillgewässer zählen zu den wertvollsten Lebensräumen für die heimische Vogelwelt. Von den aktuell 218 in Österreich vorkommenden Brutvogelarten sind 56 Arten unmittelbar mit Stillgewässern, deren Verlandungszonen sowie Feuchtgebieten verknüpft – das entspricht über 30 Prozent aller Brutvögel. Besonders alarmierend ist, dass zwei Drittel aller Sumpf- und Wasservögel einen hohen Schutz- und Handlungsbedarf aufweisen. Umso wichtiger ist es, den Zustand dieser Lebensräume genau zu kennen. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf das neue Renaturierungsgesetz, das vorsieht, 30 Prozent der Lebensräume wieder in einen guten ökologischen Zustand zu versetzen.

Ornithologische Bewertung österreichischer Gewässer – damals und heute

Bereits vor rund 30 Jahren führte BirdLife Österreich gemeinsam mit dem Umweltbundesamt eine umfassende ornithologische Bewertung der heimischen Gewässer durch. Dabei wurden die Gewässer nach einem Punkteschema analysiert: 107 davon hatten zumindest eine regionale Bedeutung für die Vogelwelt, 39 wurden als national bedeutsam eingestuft. Die Punkte ergaben sich vor allem aus dem Vorkommen gefährdeter Vogelarten, ergänzt durch Zusatzbewertungen für Artenvielfalt, Bestandsgröße sowie den Anteil am österreichischen beziehungsweise am jeweiligen Bundeslandbestand.

In den vergangenen zwei Jahren konnten wir von BirdLife Österreich – getragen vom enormen Engagement zahlreicher Mitglieder – diese Erhebung im Rahmen eines durch den Biodiversitätsfonds geförderten Projekts erneut durchführen. Ziel war es nicht nur, aktuelle Daten zum Zustand der Stillgewässer zu erheben, sondern auch einen Vergleich mit den historischen Ergebnissen zu ermöglichen. Auf diese Weise lassen sich Entwicklungen sichtbar machen, Handlungsbedarfe klar benennen und fundierte Grundlagen für den Schutz dieser wertvollen Lebensräume schaffen.

Ergebnisse der Erhebungen 2024-2025

Veränderungen bei den Zielarten

  • Von den ursprünglich 38 Zielarten der ersten Studie ist nur der Rothalstaucher als gesicherter Brutvogel verschwunden.

Unterschiede Zielarten zwischen den Bundesländern

Die Anzahl an gesichert brütenden Zielarten unterscheidet sich deutlich zwischen den Bundesländern. Burgenland mit 32 und Oberösterreich mit 28 Arten führen das Ranking an. In einer mittleren Gruppe liegen Steiermark (22), Vorarlberg (22), Salzburg (21), Niederösterreich (20) und Kärnten (18). Deutlich geringer ist die Zahl der gesichert brütenden Zielarten in Tirol mit 13 und in Wien mit 12. Insgesamt zeigt sich damit ein klares Ost–West-Gefälle, das insbesondere mit den geringeren Vorkommen in alpinen Regionen zusammenhängt. Eine Ausnahme bildet Vorarlberg, wo dank des Bodensees vergleichsweise viele Zielarten vorkommen.

  • Östliche Bundesländer: größter Artenreichtum.

  • Alpenraum / höhere Lagen: deutlich geringere Artenzahl.

  • Vorarlberg: Ausnahme durch den Bodensee, der viele Zielarten beherbergt.

Bedeutung der Gewässer nach Regionen

Bei den national bedeutenden Gewässern steht das Burgenland einsam an der Spitze: 13 Standorte erreichen diese höchste Bewertungsstufe, darunter der Neusiedler See mit dem Höchstwert von 714 Punkten. Eine zweite Gruppe bilden Niederösterreich, Oberösterreich und Kärnten, die jeweils 7–8 national bedeutsame Gewässer aufweisen. Dahinter folgen Steiermark, Salzburg, Vorarlberg und Wien, die jeweils über mindestens ein national bedeutendes Gewässer verfügen. Lediglich das ausgeprägte Bergland Tirol erreicht diese Kategorie nicht. Ein etwas anderes Bild zeigt sich bei den regional bedeutenden Gewässern. Hier führt Niederösterreich mit Abstand (32 Standorte, die fast alle im Waldviertel liegen), gefolgt von Oberösterreich (10), Kärnten (9), der Steiermark (8) sowie Salzburg (6). Das Burgenland (10) liegt in dieser Kategorie im Mittelfeld, während die westlichen Bundesländer sowie Wien nur vereinzelte regionale Standorte beisteuern. In der Gesamtschau kristallisieren sich zwei Schwerpunkte heraus: Zum einen das Burgenland als klar dominierendes Bundesland in der höchsten Kategorie, zum anderen Niederösterreich als das Land mit der größten Zahl an regional bedeutsamen Stillgewässern. Gemeinsam mit Oberösterreich und Kärnten bilden diese beiden Länder das Rückgrat der österreichweiten Stillgewässerbewertung. Ergänzend treten bedeutende Einzelstandorte in allen übrigen Ländern hinzu – vom Bodensee in Vorarlberg über den Lechstau Pflach in Tirol, das Weidmoos in Salzburg und die Ausgleichsfläche Großwilfersdorf in der Steiermark bis hin zum Mühlwasser in Wien. Damit ist letztlich jedes Bundesland mit mindestens einem höherwertigen Standort vertreten.

  • Hoher Anteil regional/national bedeutsamer Gewässer: Burgenland hat mit Abstand die meisten national bedeutenden Gewässer, die größte Anzahl an regional bedeutenden Gewässern liegt in Niederösterreich.

  • Überwiegend lokal eingestufte Standorte: Tirol, Vorarlberg, Salzburg.

Herausragende Gewässer Österreichs

Die 3 Top-Gewässer sind also der Neusiedler See, der Bodensee sowie der Innstausee Obernberg.

Weitere wichtige Gewässer:

  • große Stauseen in Oberösterreich und Kärnten

  • zahlreiche Fischteiche im Waldviertel

Veränderungen im Vergleich nach mehr als 30 Jahren

(siehe Dvorak et al. 1994)

Rückgänge durch Freizeitnutzung

  • Randalpenseen in Kärnten und Oberösterreich: Hier haben in den vergangenen Jahrzehnten Freizeitnutzungen gravierende Auswirkungen gezeigt.

  • Blässhuhn und Haubentaucher: Bestände sind dramatisch eingebrochen, vor allem durch den Rückgang der Schilfgürtel infolge motorisierten Bootsbetriebs.

  • Höckerschwan: Zeigt sich anpassungsfähiger und hat in den letzten Jahren leicht zugenommen.

Positive Entwicklungen an Stauseen

  • Natürliche Sukzession: An großen Stauseen, etwa am Unteren Inn in Oberösterreich, haben sich durch natürliche Entwicklungsprozesse Lebensräume gebildet, die mit natürlichen Stillgewässern vergleichbar sind.

  • Gezielte Naturschutzmaßnahmen: Am Völkermarkter Stausee wurden durch Investitionen – z. B. die Anlage von Inseln – wertvolle Lebensräume geschaffen. Diese Maßnahmen haben die Stauseen zu wichtigen Hotspots der Vogelbeobachtung gemacht.

Negative Entwicklungen an anderen Gewässertypen

  • Waldviertler Fischteiche: Veränderungen in der Bewirtschaftung führten zu einem deutlichen Rückgang der Vogelvielfalt.

  • Seewinkler Lacken: Sinkender Grundwasserspiegel aufgrund übermäßiger landwirtschaftlicher Nutzung hat viele Lacken als Wasservogellebensraum entwertet, einige Lacken sind in den letzten 30 Jahren sogar vollständig verlandet.

Folgen des Temperaturanstiegs

  • Gebirgsseen: In höheren Lagen profitieren Arten wie Zwergtaucher, Blässhuhn oder Reiherente von der Ausdehnung der Verlandungszonen.

  • Fazit: Die positiven Effekte im Gebirge können die Verluste in tieferen Lagen jedoch bei weitem nicht ausgleichen.

Die Erhebung soll künftig in kürzeren Abständen wiederholt werden – nicht erst nach weiteren 30 Jahren.

Ausblick und Monitoring

Im Rahmen des Projekts wurde ein Monitoringkonzept erarbeitet, das die Grundlage für den dauerhaften Schutz von Stillgewässern bildet. Künftige Erhebungen sollen in kürzeren Abständen erfolgen und gezielt die Mechanismen der Bestandsveränderungen – Lebensraum, Klima, Landnutzung und Störung – analysieren. Nur so lassen sich wirksame Schutzmaßnahmen entwickeln und umsetzen.

Dieses Projekt wird durch den Biodiversitätsfonds des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft gefördert.