Sumpf- und Wasservögel

Gewinnen Sie einen Eindruck, wie wir Sumpf- und Wasservögel schützen.

Die überwiegend in Feuchtgebieten, Still- oder Fließgewässern lebenden „Sumpf- und Wasservögel“ umfassen insgesamt 73 Vogelarten, wovon über 60 % einen hohen oder sehr hohen Schutzbedarf aufweisen. Im Winter und am Durchzug sind sogar weit über 100 Arten auf Gewässerlebensräume angewiesen, was deren hohe Bedeutung unterstreicht. Der Schutz von Sumpf- und Wasservögeln ist daher eines unserer wichtigsten Anliegen.

Wissenschaftliche Forschung und Monitoring

Wasservögel begeistern seit jeher Vogelkundler:innen. Entsprechend stellt die internationale Wasservogelzählung (IWC), in Österreich koordiniert von uns, das am längsten bestehende ehrenamtliche Monitoringprogramm dar. Aber auch die ornithologische Bedeutung der Stillgewässer als Brutlebensraum wurde bereits vor 30 Jahren von BirdLife Österreich erhoben, und wird nun in den Jahren 2024 und 2025 im Rahmen eines Stillgewässer-Projekts wiederholt. In zahlreichen österreichischen Feuchtgebieten sowie an vielen Still- und Fließgewässern kommt es zu regelmäßigen Kartierungen und Zählungen regional oder überregional bedeutender Brutvorkommen. Neben diversen Monitoringaktivitäten im Neusiedler See-Seewinkel Gebiet sind beispielsweise regelmäßige Untersuchungen im Bleistätter Moor (Kärnten) oder am Unteren Inn (Oberösterreich) zu nennen.

Weiters werden artspezifische Erhebungen wie z.B. des Graureiher jährlich in mehreren Bundesländern durchgeführt. Andere Beispiele für Monitoring von prioritären Arten in Gewässerlebensräumen sind das Rotsternige Blaukehlchen in Salzburg oder der Flussuferläufer am Tiroler Inn. Aber auch in Auwäldern wie den Tullnerfelder Donauauen führten wir Bestandserhebungen zur Bewertung von Managementmaßnahmen durch.

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Lebensräume in Gefahr – sitzen unsere Sumpf- und Wasservögel bald auf dem Trockenen?

Schutzprojekte und Habitatmanagement

Insbesondere die Sumpf- und Wasservögel sind in ihren Vorkommen an geeignete Lebensraumstrukturen angewiesen. Dementsprechend positiv reagieren ihre Bestände auf Neuschaffung oder Aufwertung entsprechender Lebensräume. Folgende Maßnahmen haben wir in den letzten Jahren umgesetzt:

  • Wiederherstellung von Abbruchkanten und Uferanrisse: In Kärnten werden jeden Winter zahlreiche potentielle Brutwände für Eisvögel und Uferschwalben an Fließgewässern von Freiwilligen bearbeitet und aufbereitet. Auch in Niederösterreich wie z. B. an der Schwechat wurden so geeignete Brutplätze geschaffen.

  • Bereitstellung von Brutflößen: An unseren Flüssen sind kaum natürliche Inseln als sichere Brutplätze vorhanden, diese können durch Brutflößen mit Schotterauflage simuliert werden. Mit diesen künstlichen Flößen für Flussseeschwalben am Unteren Inn in Oberösterreich können wir dem Abhilfe schaffen.

  • Anlage von Tümpel und Sutten: Durch Entwässerungen und natürliche Sukzession sind viele offene Wasserflächen in unserer Landschaft verloren gegangen. In wichtigen Brutgebieten von Bekassine oder Tüpfelsumpfhuhn schaffen wir neue Brutmöglichkeiten.

  • Entbuschung: Durch das Entfernen von Gehölzstrukturen halten wir in Feuchtgebieten die Landschaft für bodenbrütende Feuchtgebietsarten offen, das sichert z. B. dem Großen Brachvogel ein geeignetes Bruthabitat.

  • Besucherlenkung: An naturnahen Flussufern mit Schotterbänken kommt es oft zu Konflikten zwischen Freizeitnutzung und den bodenbrütenden Flussuferläufern und -regenpfeifern. Mit Öffentlichkeitsarbeit und Aufstellen von Schildern versuchen wir störungsfreie Zonen zu schaffen.

  • Flächenankauf: Mit eigenen Flächen in wichtigen Feuchtlebensräumen können wir langfristig Brutplätze erhalten und gestalten

Politische Überzeugungsarbeit

Da wir als Organisation meist nur punktuell wirken können, versuchen wir zusätzlich Einfluss auf die gesetzlichen Rahmenbedingungen zum Erhalt von Feuchtlebensräumen und deren prioritäre Arten zu nehmen.

  • Grundwasserentnahmen Seewinkel: Die zahlreichen Sodalacken dieses international bedeutenden Gebiets für Limikolen und andere Arten sind weniger durch die zunehmende Trockenheit als die übermäßige Entnahme von Grundwasser für die Landwirtschaft bedroht. In Gesprächen mit politischen Entscheidungsträger:innen zeigen wir diese Problematik auf, um eine Änderung der Entnahmegrenzen zu bewirken.

  • Schilfgürtel Neusiedler See: Das Auflassen von Schilfschneiden hat in den letzten Jahrzehnten zum Zusammenbruch des Schilfgürtels in immer größeren Bereichen geführt. Wir zeigen auf, dass gezieltes Abbrennen zu einer Verjüngung führen kann.

  • Die europäische Verordnung zur Wiederherstellung der Natur betrifft in großem Ausmaß Feuchtlebensräume und Moore, und wurde 2024 nach jahrelangem Ringen beschlossen. Wir haben den Prozess mit Öffentlichkeitsarbeit (Social media Postings, Presseaussendung und Unterstützung einer Petition) begleitet, und dadurch auch die öffentliche Wahrnehmung mitgestaltet. Auch die Umsetzung der Verordnung werden wir durch Lieferung von Daten und Gesprächen in entsprechenden Gremien im Auge haben.

  • Fischfresser-Abschüsse: Graureiher, Kormorane und Gänsesäger sind vor allem vielen Fischern als unliebsame Konkurrenten ein Dorn im Auge, weshalb regelmäßige Abschüsse gefordert und getätigt werden. Mit fachlicher Argumentation fordern wir, dass damit die Brutbestände der Vögel nicht geschädigt werden dürfen.

"Die Wiedervernässung von Mooren und Feuchtgebiete erhält nicht nur eine Vielzahl bedrohter Vogelarten, sondern leistet einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz durch die Speicherung von Kohlenstoff".

Bernhard Paces, MSc

Öffentlichkeitsarbeit

Im Fokus unserer Öffentlichkeitsarbeit steht, ein Bewusstsein für die Bedeutung von Feuchtlebensräumen zu schaffen – sowohl als Lebensraum für bedrohte Arten, als auch für wichtige Ökosystemleistungen wie Retentionsräume, Wasser- oder Kohlenstoffspeicher. Ein Beispiel ist der Vogel des Jahres 2025: die Krickente. Von dieser einst sehr verbreiteten Art brüten nur mehr weniger als 100 Brutpaare in Österreich, sie steht für das laufende Verschwinden von Feuchtgebieten aus unserer Landschaft. Im Laufe des Jahres werden in Presseaussendungen und über unsere Social Media Kanäle verschiedene Aspekte der Lebensraumansprüche der Krickente beleuchtet.

Erfolgsgeschichten und Herausforderungen

Besonders erfreulich war die Entwicklung der Flussseeschwalben am Unteren Inn – ein entsprechendes BirdLife-Artenschutzprojekt konnte den OÖ-Bestand der Flussseeschwalbe innerhalb von 2 Jahren von 2-4 Paaren auf 19 Paare erhöhen. Im Ibmer Moor profitierten bis zu 5 Paare der stark bedrohten Bekassine von Renaturierungen, was auf eine Stabilisierung des Bestands hoffen lässt. Allerdings werden von vielen Landnutzer:innen Feuchtgebiete immer noch als nutzlos und mühsam empfunden, weshalb sie weiterhin stark unter Druck stehen. Wir hoffen daher auf eine erfolgreiche Umsetzung der Wiederherstellungsverordnung!