Greifvögel

Werfen Sie einen Blick auf unsere Aktivitäten zum Schutz von Kaiseradler, Rotmilan, Rohrweihe & Co.

Greifvögel üben aufgrund ihrer spektakulären Lebensweise seit jeher eine Faszination auf den Menschen aus. Sie stehen oft an der Spitze der Nahrungskette gelten als wertvolle Zeiger für intakte Ökosysteme und Lebensräume. Sowohl historisch als aktuell polarisieren Greifvögel und dem Bild des faszinierenden Spitzenprädators steht das veraltete wie auch tief verwurzelte Feindbild des Konkurrenten gegenüber. Die dadurch begründete direkte und indirekte Verfolgung führte im 19. und 20. Jahrhundert gemeinsam mit Lebensraumverlusten und dem Einsatz von Pestiziden wie DDT dazu, dass die Bestände vieler Greifvogelarten in Österreich zusammenbrachen und manche sogar ausgerottet wurden.

Durch das Erstarken des Naturschutzes ab den 1970er Jahren, die damit einhergehende Verschärfung der Naturschutzgesetze sowie den Bemühungen von NGOs und Behörden konnten sich die Bestände vieler Arten wieder erholen. Selbst lokal ausgestorbene Arten wie der Kaiseradler und der Seeadler sind seit Ende der 1990er Jahre wieder als Brutvögel nach Österreich zurückgekehrt. Trotz dieser positiven Entwicklungen sind der Großteil der Greifvogelarten in Österreich nach wie vor gefährdet, einige wenige Arten sogar noch ausgestorben. Illegale Verfolgung durch Vergiftung, Abschuss und Fallenstellung stellt weiterhin eine Bedrohung dar, daneben nimmt die Bedeutung von Lebensraumverlust und Kollisionen mit Windrädern, Stromleitungen, Eisenbahn und Autos in den letzten Jahren zu.

Um dem entgegenzuwirken, setzen wir von BirdLife Österreich eine Vielzahl von Maßnahmen um, die auf wissenschaftlicher Forschung, praktischen Naturschutzmaßnahmen und der Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und politischen Entscheidungsträger:innen basieren. Hier sind die wichtigsten Aktivitäten zusammengefasst:

Forschung und Monitoring

Eine zentrale Säule unserer Arbeit ist die wissenschaftliche Forschung. Mit regelmäßigen Monitoringprogrammen verfolgen wir die Bestandsentwicklung gefährdeter Greifvogelarten. Neben bundesweiten Erhebungen für Kaiseradler und Sakerfalke führen wir auch regionale Monitorings beispielsweise für Rotmilan, Wiesenweihe, Rohrweihe und Rotfußfalke durch.

Für Forschung und Monitoring setzen wir auch moderne Techniken wie die GPS-Telemetrie ein. Die gewonnenen Erkenntnisse helfen uns, gezielte Schutzmaßnahmen zu entwickeln und deren Wirksamkeit zu überprüfen. Sie sind eine grundlegende Voraussetzung, um viele andere Aktivitäten zielgerichtet und effizient zu planen.

Neben Grundlagenuntersuchungen versuchen wir mit Hilfe unserer Daten auch konkrete Fragestellungen zu beantworten. So analysieren wir beispielsweise die Bewegungen von Kaiser- und Seeadlern in einzelnen Regionen, um die Nutzung von Ausgleichsflächen in Windparkgebieten zu untersuchen.

Schutzprojekte

Unsere Schutzprojekte sind gezielt auf die lokalen Bedürfnisse der einzelnen Greifvogelarten ausgerichtet. Ein Beispiel dafür ist unser Schutzprojekt für den Rotmilan in Oberösterreich. Hier begleiten wir die positive Bestandsentwicklung in der Region durch ein Bestandsmonitoring, gezielten Nistplatzschutz und die Analyse der Todesursachen. Im Rahmen eines großen Wiesenvogelschutzprojekts im burgenländischen Hanság werden die Nester der Wiesen- und Rohrweihe lokalisiert, um Nestverluste durch die landwirtschaftliche Nutzung zu verhindern.

Im Zuge unseres Artenschutzprogramms Kaiseradler wird ein Netzwerk an Bewirtschafter:innen, Jäger:innen und Horstbetreuer:innen betreut bzw. laufend ausgebaut, das sich um die Erfassung und den Schutz des wachsenden Kaiseradlerbestands im Osten Österreichs bemüht.

Zur Bekämpfung der illegalen Verfolgung setzen wir vor allem auf großräumige Projekte, wie aktuell das internationale Projekt wildLIFEcrime, in dem wir eine Vielzahl an Maßnahmen durchführen, um die Sterblichkeit seltener, aber auch häufigerer Greifvogelarten nachhaltig zu reduzieren.

Ihre Spende hilft

Kaiseradler und viele andere geschützte Greifvogelarten brauchen dringend Ihre Hilfe. Bitte helfen Sie uns, sie zu schützen!

Politische Überzeugungsarbeit

Der Schutz von Greifvögeln erfordert auch politische Maßnahmen. Wir setzen uns zum Beispiel für naturverträgliche Lösungen im Bereich der erneuerbaren Energien ein, insbesondere bei der Windkraft. Durch das Einbringen unseres Fachwissens bei Windkraftzonierungen oder die Entwicklung und Etablierung von Erhebungsleitfäden tragen wir dazu bei, dass Maßnahmen zum Schutz der Greifvögel in der Planung und Umsetzung von Windkraftanlagen berücksichtigt werden. Darüber hinaus arbeiten wir an Lösungen für Stromleitungen, um das Risiko von Kollisionen und Stromschlägen für Vögel zu minimieren.

Auch im Kampf gegen Wildtierkriminalität haben wir wichtige Erfolge auf politischer Ebene erzielt. Durch Informationsveranstaltungen, etwa für Jäger:innen und Behördernvertreter:innen, sowie unser Engagement für die Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen konnten wir wichtige Fortschritte (bspw. verbindliche Schwellenwerte für die Strafbarkeit von Wildtierkriminalität) erreichen und die Durchsetzung der Rechtsgrundlagen in der Praxis verbessern.

"Die Wiederkehr seltener Greifvögel durch die Verringerung der direkten Verfolgung ist eine Erfolgsgeschichte des Vogelschutzes. Damit es dabei bleibt, setzen wir uns dafür ein, dass menschengemachte Gefahren für Greifvögel minimiert werden."

Alexandra Dürr, MSc

Institutionelle Zusammenarbeit

Greifvogelschutz kann nur durch intensive Zusammenarbeit mit verschiedenen Stakeholdern und Institutionen gelingen. Je nach Schwerpunkt kooperieren wir mit Landwirt:innen, der lokalen Jäger:innenschaft, Windkraftbetreibenden, Behörden wie Polizei und Amtstierärzt:innen und Auffangstationen wie der Eulen- und Greifvogelstation Haringsee.

Ein zentrales Beispiel ist die Bekämpfung von Wildtierkriminalität, die eine enge Zusammenarbeit zwischen NGOs, staatlichen Stellen und Strafverfolgungsbehörden erfordert. Wir haben hier ein starkes Netzwerk, das auf gegenseitigem Vertrauen und einem effektiven Austausch von Fachwissen beruht, und im aktuellen wildLIFEcrime-Projekt gemeinsam an der Thematik arbeitet. Durch präventive Maßnahmen, die Sammlung von Verdachtsmeldungen und Unterstützung der Behörden bei der Fallbearbeitung tragen wir dazu bei, die Strafverfolgung von Wildtierkriminalität zu optimieren. Gemeinsam mit den Partnerorganisationen verbessern wir die Abläufe, von der Beweismittelsicherung über pathologische Untersuchungen bis hin zur Klärung offener Rechtsfragen. Unter anderem unterstützt unsere speziell ausgebildete BirdLife-Hundestaffel die Polizei beim Aufspüren von illegalen Giftködern und Kadavern, was die Aufklärung und Prävention entscheidend voranbringt.

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Öffentlichkeitsarbeit und Bildung

Eine breite Sensibilisierung der Öffentlichkeit ist entscheidend, um den Schutz der Greifvögel langfristig zu sichern. Mit gezielten Medienkampagnen und Social-Media-Aktionen klären wir über die illegale Greifvogelverfolgung auf, fördern die gesellschaftliche Ächtung solcher Taten und erhöhen die Bereitschaft, Verdachtsfälle zu melden. Darüber hinaus thematisieren wir weitere menschengemachte Gefährdungsfaktoren, insbesondere Lebensraumverlust durch bzw. Kollisionen mit Windkraftanlagen, und versuchen auf diesem Wege die Bereitschaft für vogelschutzgerechte Planung von Infrastrukturvorhaben zu fördern.

Daneben entwickeln wir Informationsmaterialien und führen Bildungsprogramme durch. Diese richten sich sowohl an die breite Öffentlichkeit als auch an Landnutzer:innen wie Landwirt:innen, Jäger:innen oder die Polizei und Staatsanwaltschaften. In Workshops und Schulungen vermitteln wir Wissen über Greifvögel, ihre Bedeutung für das Ökosystem und Methoden zur Konfliktbewältigung.