Wildtierkriminalität

Sie haben einen toten Vogel gefunden und es besteht Verdacht auf Wildtierkriminalität? Bitte melden Sie uns Ihren Verdacht.

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Wildtierkriminalität: kurz & knapp

  • Wildtierkriminalität richtet sich in Österreich besonders gegen Greifvögel, Falken, Eulen und verschiedene geschützte Säugetiere.

  • Häufig geht es nicht um die Trophäen! Tiere werden vielmehr getötet, da sich Menschen durch ihre Anwesenheit in ihrer Lebensweise gestört oder bedroht fühlen.

  • Meistens werden die Tiere erschossen, durch ausgelegte Köder vergiftet oder in Fallen gefangen.

  • Diese Tötungen sind eine bedeutende Bedrohung für viele gefährdete Arten.

  • BirdLife Österreich setzt sich für bessere Prävention ein, klärt auf und unterstützt die Polizei bei Ermittlungen, um Wildtierkriminalität zurückzudrängen.

  • Meldungen von Verdachtsfällen sind unverzichtbar, um Straftaten gegen seltene Arten aufzudecken.

Was ist Wildtierkriminalität?

Wildtierkriminalität ist ein Teilbereich der Umweltkriminalität. Sie umfasst die unrechtmäßige Entnahme oder Schädigung von geschützten wildlebenden Tieren und damit in Verbindung stehende Tathandlungen. Dieser Begriff deckt eine Vielzahl von Delikten mit unterschiedlichen Motiven ab, darunter der Fang, Handel und Besitz geschützter Wildtiere sowie deren Verletzung und Tötung. Oft hört man von Wildtierkriminalität im Zusammenhang mit der Wilderei an Elefanten, Nashörnern, Vögeln, Reptilien u.v.m. in Afrika und Asien. Die illegale Verfolgung von geschützten Tieren ist aber in Wirklichkeit ein globales Phänomen und gefährdet viele Arten in beinahe allen Regionen der Erde. Bei Vögeln finden illegale Tötungen in Mitteleuropa meist durch Vergiftung, Abschuss oder Fang mit Fallen statt.

Häufige Motive in Österreich

Während in vielen Teilen der Welt besonders der lukrative Handel mit gefährdeten Arten oder ihren Bestandteilen im öffentlichen Fokus steht, sind in Österreich Konflikte zwischen dem Schutz von Wildtieren und menschlichen Nutzungsansprüchen das vermutlich bedeutendste Motiv für Rechtsbrüche. Vermeintliche Konkurrenz zwischen Greifvögeln und der Jagd sowie Schäden an Vieh-, Fisch- und Kleintierzuchten aufgrund fehlender Präventionsmaßnahmen stellen in Österreich nach bisherigen Beobachtungen die wichtigste Motivation für die Täter:innen dar. Derartige Gesetzesübertretungen haben teils gravierende Auswirkungen auf Arten, sind nicht zu tolerieren und können auch Gefängnisstrafen zur Folge haben.

Gefahr für den Vogelschutz

Viele der verfolgten Arten, wie beispielsweise der Kaiseradler und der Seeadler, waren durch intensive Nachstellung lange ausgerottet und sind erst vor wenigen Jahrzehnten zurückgekehrt. Ihre Bestände sind nach wie vor verhältnismäßig klein und durch illegale Verfolgung ernsthaft bedroht. BirdLife setzt sich daher intensiv für den Schutz dieser Arten ein, was auch die Bekämpfung von Wildtierkriminalität voraussetzt.

Anzahl verletzt oder getötet aufgefundener „Greifvögel“ in Zusammenhang mit Fällen von Wildtierkriminalität in Österreich im Zeitraum Oktober 2016 bis Dezember 2022, aufgeschlüsselt nach Artzugehörigkeit [Quelle: Hohenegger et al. (2023), siehe Literaturhinweise unten]

Anzahl verletzt oder getötet aufgefundener „Greifvögel“ in Zusammenhang mit Fällen von Wildtierkriminalität in Österreich im Zeitraum Oktober 2016 bis Dezember 2022, aufgeschlüsselt nach Artzugehörigkeit [Quelle: Hohenegger et al. (2023), siehe Literaturhinweise unten]

Herausforderungen bei der Erfassung und Ahndung illegaler Greifvogelverfolgung

Die Erfassung von Wildtierkriminalität gestaltet sich äußerst schwierig. Oft werden Opfer nur zufällig gefunden oder es handelt sich um besenderte Individuen, deren Bewegungen überwacht werden. Da die Tiere schnell in der Landschaft „verschwinden“ und nicht immer sofort tot sind, wird die Nachverfolgung zusätzlich erschwert. Eine systematische Erfassung oder Suche ist nicht möglich, da große Teile Österreichs betroffen sind und die Taten vielfach auf Privatgrund begangen werden.

Wird ein Fall entdeckt, ist spezialisiertes Wissen notwendig, um die Fälle richtig zu erkennen und zu dokumentieren. Die Sicherung der Beweismittel ist ebenfalls komplex und erfordert spezielle Kenntnisse. Misstrauen gegenüber Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und spezialisierten Behörden verhindert manchmal, dass Fälle korrekt erkannt bzw. abgewickelt werden.

Bei der Ermittlung der Täter:innen treten zusätzliche Schwierigkeiten auf. Die Beweisführung ist sehr herausfordernd, da Zeug:innen selten bereit sind, auszusagen. Die Täte:innen sind oft fest in der lokalen Gemeinschaft verwurzelt, was die Aufklärung weiter behindert. Auch die bestehenden Kontrollsysteme (v. a. Jagdaufsicht) funktionieren nur bedingt und bieten keinen ausreichenden Schutz.

Obwohl viele Greifvogelarten seit Jahrzehnten unter Schutz stehen, wurde Wildtierkriminalität lange Zeit kaum aufgedeckt oder ernsthaft verfolgt. Den zuständigen Behörden fehlte daher die nötige Erfahrung, um die Komplexität der Fälle richtig einzuschätzen. Selbst im Falle von Verfahren wurden dann teils nur milde Strafen ausgesprochen; einige Prozesse endeten aufgrund von formalen Fehlern mit Freisprüchen. Zudem haben NGOs keinen Zugang zu den Verfahren, da ihnen die Parteienstellung fehlt.

Lösungswege

Effektive Maßnahmen zur Bekämpfung von Wildtierkriminalität erfordern ein tiefes Verständnis der ursächlichen Konflikte sowie spezialisierte Kenntnisse und die Zusammenarbeit aller beteiligten Akteur:innen. BirdLife setzt sich daher bereits seit 2016 in mehreren Projekten gezielt mit der Thematik auseinander und arbeitet eng mit verschiedenen Behörden und Organisationen, u. a. der Polizei und dem WWF, zusammen. Der Aufbau von Expertise und Ressourcen entlang der gesamten Strafverfolgungskette sowie vor allem die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für das Problem haben bereits zu einem beachtlichen Bewusstseinswandel in der Gesellschaft geführt. Aktuell werden die nötigen Maßnahmen in einem internationalen LIFE-Projekt gemeinsam mit 12 anderen Organisationen aus Österreich und Deutschland umgesetzt. Informationen zu den geplanten und laufenden Aktivitäten finden Sie auf der Seite zum Projekt „wildLIFEcrime“. Wenn Sie hingegen mehr über unsere praktische Arbeit an Tatorten und die Erkennung von Wildtierkriminalität erfahren wollen oder einen Verdacht melden möchten, klicken Sie hier.

Weitere Informationen

01.12.2024

Wildtierkriminalitäts-Bericht von BirdLife Österreich und WWF Österreich (2023)

Traurige Bilanz: Über 200 Wildvögel wurden in den Jahren 2016 bis 2022 Opfer illegaler Verfolgung – ebenso wie 16 streng geschützte Säugetiere. Der Bericht gibt Auskunft über den Anteil verschiedener Tötungsmethoden, die betroffenen Arten sowie über geografische Hotspots.

01.12.2024

Dokumentierte Todesursachen von Kaiseradlern in Österreich – Stand Februar 2024

Der Bericht analysiert die Daten der 52 seit der Wiederbesiedlung Österreichs hier tot (bzw. schwerst verletzt) gefundenen Kaiseradler und gibt damit einen Überblick über die Bedeutung verschiedener Verlustursachen für die Kaiseradlerpopulation.

01.12.2024

Illegale Verfolgung von Greifvögeln – Ein Wegweiser für die Strafverfolgung

Die Studie fasst die komplexe rechtliche Situation um das Thema Wildtierkriminalität gegen Greifvögel zusammen und zeigt auf, welche verwaltungsstraf- und strafrechtlichen Normen unter welchen Bedingungen zur Anwendung kommen können.

01.12.2024

Leitfaden für pathologische Untersuchungen bei Verdachtsfällen von illegaler Wildtierverfolgung

Der Leitfaden soll den mit der Untersuchung Veterinär:innen helfen, potenzielle Verfolgungsfälle von Greifvögeln und anderen Wildtier-Arten effizient und sachgemäß zu bearbeiten. Damit wird auch gewährleistet, dass den ermittelnden Behörden im Verfahren eine vollständige Dokumentation vorliegt.

13.11.2024

Leitfaden für Ermittlungen bei der illegalen Verfolgung von Greifvögeln

Dieser Leitfaden soll ermittelnden Polizeibeamt:innen helfen, potenzielle Verfolgungsfälle von Greifvögeln oder anderen Wildtieren effizient und sachgemäß zu bearbeiten, bietet aber auch für die Interessierte einen Überblick über Schritte zur Dokumentation und Sicherung von Beweismitteln.

13.11.2024

Wildtierkriminalitätsbericht 2020

Dieser Bericht fasst den Wissensstand zur Wildtierkriminalität zusammen, zeigt anhand gemeldeter Fälle betroffene Gebiete auf und gibt der Öffentlichkeit Einblick in die Lage. Die erste Auflage wurde 2023 mit neuen Daten umfassend überarbeitet und neu veröffentlicht.