Feld- und Wiesenvögel
Erfahren Sie, wie wir die Vögel unseres Kulturlandes, unserer Felder und Wiesen schützen.
Wie wir Feld- und Wiesenvögel schützen
Von allen Vogelartengruppen geht es den Feld- und Wiesenvögeln am schlechtesten. Sie leiden vor allem unter der Intensivierung der Landwirtschaft und dem Lebensraumverlust im ländlichen Raum. Feldlerche, Rebhuhn und Kiebitz, die einst im Ackerland häufig waren, nehmen seit Jahrzehnten im Bestand immer drastischer ab. Dasselbe Schicksal erleiden Braunkehlchen, Baumpieper oder auch Goldammer in Wiesengebieten.
Um dem entgegenzuwirken, setzen wir von BirdLife Österreich eine Vielzahl von Maßnahmen um, die auf wissenschaftlicher Forschung, praktischen Naturschutzmaßnahmen und der Zusammenarbeit mit landwirtschaftlichen Betrieben und politischen Entscheidungsträger:innenn basieren. Hier sind die wichtigsten Aktivitäten zusammengefasst:
Forschung und Monitoring
Wir führen regelmäßige Bestandsaufnahmen und Monitoring-Programme durch, um die Entwicklung der Feld- und Wiesenvogelpopulationen zu überwachen. Der Farmland Bird Index (FBI), der aus den Daten des von BirdLife Österreich durchgeführten Brutvogelmonitorings seit 1998 jährlich berechnet wird, ist ein wesentlicher Indikator zur Bewertung des Zustands der Kulturlandvögel und des landwirtschaftlichen Förderprogramms. Außerdem werden derzeit in Salzburg, Oberösterreich und Burgenland wichtige Wiesenvogel-Vorkommen in regelmäßigen Abständen kartiert, und die Bestände prioritärer Arten wie Wiesenweihe, Sumpfohreule werden zusätzlich lokal erhoben.
Diese fachlichen Erkenntnisse daraus sind die Grundlage für zielgerichtete Schutzmaßnahmen und politische Überzeugungsarbeit.
Schutzprojekte und Habitatmanagement
Ein zentraler Ansatz ist die Umsetzung konkreter Schutzprojekte, die darauf abzielen, die Lebensräume von Feld- und Wiesenvögeln zu erhalten und zu verbessern. Dies beinhaltet Maßnahmen wie:
Anlage von Blühstreifen, Sutten und Brachen: Diese bieten Brutplätze, Nahrung und Deckung für Vögel und Insekten. Blühstreifen sind besonders wichtig für Arten wie das Rebhuhn und die Feldlerche.
Entbuschung von Offenlandlebensräumen: Sehr seltene Bodenbrüter wie der Brachvogel oder die Bekassine brüten nur abseits von Gehölzgruppen, um Nester und Jungvögel vor Prädatoren zu schützen. Dort wo diese Arten noch Vorkommen, bemühen wir uns gezielt um eine Verbesserung des Lebensraumes.
Aktiver Schutz von Nestern: Wir schützen regelmäßig die Nester des am Boden brütenden Kiebitz, da diese von landwirtschaftlichen Maschinen leicht überrollt werden können. Wenn man sie kennzeichnet, können Landwirt:innen die Brutplätze umfahren und so bewahren.
Flächenkauf: Wir versuchen sukzessive landwirtschaftlich genutzte Flächen zu kaufen, diese werden im Sinne der Vogelwelt extensiv bewirtschaftet (späte Mahd, reduzierte/keine Düngung und Pestizidverzicht). So schaffen wir möglichst sichere Refugien für bedrohte Arten.
Zusammenarbeit mit Landwirt:innen
Bäuerinnen und Bauern spielen eine Schlüsselrolle beim Schutz von Feld- und Wiesenvögeln. Wir arbeiten vielerorts mit ihnen zusammen, um naturverträgliche Bewirtschaftungsmethoden zu fördern. Dazu gehören:
Beratung: Im Rahmen von gezielten Artenschutzprojekten erhalten Landwirt:innen Unterstützung bei der Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen.
Zusammenarbeit mit Bauernverbänden: nachhaltiger wirtschaftende Betriebe fühlen sich oft ebenso im Stich gelassen von der EU-weiten und nationalen Agrarpolitik wie Naturschützer:innen. Gemeinsam mit Verbänden wie ÖBV, Erde&Saat oder BioAustria stellen wir Forderungen für eine natur- und sozialverträglichere Landwirtschaft auf.
Schulungen: Bei Exkursionen und (teilweise verpflichtenden) Schulungen zeigen wir Landwirt:innen den Zusammenhang zwischen Bewirtschaftung und Artenvielfalt auf, und informieren über mögliche Fördermaßnahmen.
Politische Überzeugungsarbeit
Ein wichtiger Aspekt unserer Arbeit ist die Einflussnahme auf politische Entscheidungen. Wir setzen uns auf nationaler und EU-Ebene für agrarpolitische Rahmenbedingungen ein, die auch den Schutz von Feld- und Wiesenvögeln zu fördern vermögen. Dies beinhaltet:
Auf EU-Ebene fordern wir gemeinsam mit BirdLife Europe die Integration von Biodiversitätszielen in die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP).
In Österreich setzen wir uns gemeinsam mit anderen Umweltorganisationen für die Bereitstellung angemessener Anreize im Rahmen des ÖPUL (Österreichisches Agrarumweltprogramm) ein, die die Naturschutzleistungen der Landwirt:innen fair abgelten.
Die Wirkung der GAP, besonders des ÖPUL auf Vögel bewerten wir regelmäßig in vom Landwirtschaftsministerium beauftragten Evaluierungsstudien, deren Ergebnisse wir wiederum in unsere Verhandlungen zur Weiterentwicklung des Förderprogramms einfließen lassen.
Der Austausch mit Entscheidungsträgern und Stakeholdern findet in verschiedenen Gremien statt, wie z.B. dem GAP-Begleitausschuss, dem GAP-Biodiversitätsbeirat oder der Vernetzungsstelle „Netzwerk Zukunftsraum Land“.
"Bauern und Bäurinnen, die mit der Natur wirtschaften, müssen für ihre Mühen auch fair entlohnt werden!"
Dr. Katharina Bergmüller
Öffentlichkeitsarbeit und Bildung
Um das Bewusstsein für die Bedeutung des Schutzes von Feld- und Wiesenvögeln zu schärfen, betreiben wir umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit. Dazu gehören:
Kampagnen und Veranstaltungen: Mit Presseaussendungen, Social-Media-Beiträgen, Newslettern und anderen öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen versuchen wir, die breite Öffentlichkeit zu informieren und für die Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen für bedrohte Arten zu sensibilisieren. Mit unserem „Vogel des Jahres“ machen wir jedes Jahr auf eine bedrohte Vogelart – oft eine Feld- und Wiesenvogelart – aufmerksam. Erst 2023 wurde das Braunkehlchen zum „Vogel des Jahres“ gewählt, ein Bewohner extensiver Wiesen. 2024 folgte die Grauammer, eine Vogelart, die auf Brachen angewiesen ist.
Bildungsprogramme: Wir führen Workshops und Exkursionen durch und entwickeln und verbreiten Broschüren, um wichtigen Gruppen (insbesondere Landwirt:innen) Wissen über Feld- und Wiesenvögel und deren Schutz zu vermitteln.
Erfolgsgeschichten und Herausforderungen
Durch unsere Vogelschutzarbeit konnten sich z. B. in einigen Gebieten im Burgenland, Tirol oder Kärnten stabile Braunkehlchen-Populationen halten. Im Südburgenland sind die Bestandszahlen der Zwergohreule leicht angestiegen und die Ausschlupfzahlen sehr vielversprechend. Trotz dieser Erfolge stehen viele Feld- und Wiesenvögel weiterhin unter massivem Druck. Durch die Ausrichtung der Landwirtschaftspolitik auf möglichst hohe Produktion konnten Schutzprojekte bisher leider immer nur lokale Effekte erzielen. Immer mehr Menschen erkennen jedoch die Wichtigkeit des Zusammenhaltens von Mensch und Natur.