
Landwirtschaftspolitik
Die Landwirtschaftspolitik sollte Rahmenbedingungen schaffen, die es Landwirt:innen ermöglichen, ihre Flächen im Einklang mit der Artenvielfalt zu bewirtschaften.
Landwirtschaftspolitik der Europäischen Union und Österreich
Der Einsatz für unsere Feld- und Wiesenvögel ist einer der wichtigsten Schwerpunkte unserer Arbeit. Neben konkreten Schutzprojekten wie z. B. für die Zwergohreule oder den Kiebitz ist hier viel politische Überzeugungsarbeit notwendig. Denn gerade in diesem Lebensraum ist es wichtig, dass Änderungen zum Besseren möglichst großflächig in ganz Österreich passieren.
Das landwirtschaftliche Fördersystem der EU gestaltet unsere Felder und Wiesen
Die politischen Entwicklungen in der EU haben große Auswirkungen darauf, wie unsere Landschaft aussieht. Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP), die ein Drittel des EU-Budgets verwaltet, gibt vor, welche Bewirtschaftungsformen und Betriebe Geld erhalten – und wieviel. Bis heute wurde durch diese Förderschiene die intensive Landwirtschaft deutlich bevorzugt, u.a. durch die sogenannten „Direktzahlungen“, die flächenabhängig sind, wodurch große Betriebe stärker profitieren. Es gibt aber auch gewisse ökologische Grundanforderungen (GLÖZ – guter landwirtschaftlicher und ökologischer Zustand; z.B. Brachen, Grünlanderhalt, Fruchtwechsel) im Rahmen der GAP, die ein Mindestmaß an Natur erhalten sollen.
BirdLife und andere Umwelt-NGOs setzen sich seit vielen Jahren für die Weiterentwicklung solcher Auflagen ein. Trotz Green Deal sind diese doch bei Weitem nicht gesichert, aktuell fordern viele Mitgliedsstaaten eine Reduktion der Auflagen, und die Bauern von Bürokratie zu entlasten. BirdLife Österreich arbeitet innerhalb der „Agricultural Task Force“ von BirdLife Europe laufend an Stellungnahmen und Briefen an europäische Politiker:innen und Beamt:innen, bewertet neue Entwicklungen und kommuniziert diese an die breite Öffentlichkeit. Auch wir wollen die Bauern und Bäuer:innen nicht belasten, aber es muss klar sein, dass nachhaltiges Wirtschaften sich auch finanziell lohnt!
Umsetzung auf nationaler Ebene
Die neue landwirtschaftliche Förderperiode der der EU hat bereits 2023 begonnen, dieses wichtige Instrument zur Lenkung der Biodiversitätswirkung ist also inhaltlich bis 2028 festgeschrieben. BirdLife begleitet jedoch auch die Umsetzung in Österreich, um sicherzustellen, dass die vorhandenen Förderinstrumente bestmöglich eingesetzt werden.
Zu diesem Zweck sind wir in verschiedenen Gremien vertreten, in denen sich Vertreter von Politik, Verwaltung und Interessensvertretungen austauschen. Zentral ist dabei der Biodiversitätsbeirat, der speziell die Wirkung der Landwirtschaft und des GAP Strategieplans auf die biologische Vielfalt im Fokus hat und erstmalig auch Vertreter der Wissenschaft einbezieht. BirdLife analysiert regelmäßig im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums den Einfluss des österreichischen Agrarumweltprogramms ÖPUL auf die Feld- und Wiesenvögel und berechnet den Farmland Bird Index. Durch diese Daten haben wir schlagkräftige Argumente für die Gestaltung und Verbesserung der Fördermaßnahmen, was bereits einiges bewirken konnte. So konnten wir den Rückgang der Artenvielfalt im Grünland belegen, und einen Anstoß für verstärkte Anstrengungen zu dessen Erhalt geben. Auch die Umsetzung des Renaturierungsgesetzes (Wiederherstellungsverordnung), speziell in Bezug auf landwirtschaftliche Lebensräume, wird von uns in politischen Arbeitsgruppen begleitet.
Gemeinsam mit der Landwirtschaft
Parallel dazu stehen wir auch im Austausch mit verschiedenen landwirtschaftlichen Vertreter:innen und Verbänden. Dies ist besonders wichtig, weil der Erhalt der Artenvielfalt in der Kulturlandschaft nur gemeinsam mit Landwirt:innen gelingen kann. Speziell mit den Bio-Verbänden Erde&Saat und BioAustria, sowie der Vereinigung der österreichischen Berg- und Kleinbäuerinnen (ÖBV) hat sich eine gute Zusammenarbeit entwickelt. Ein Produkt davon ist die Forderung nach „10 Schritten für eine sozial und ökologisch gerechte Landwirtschaft“.