
Vogel-Oasen im Siedlungsraum
Erfahren Sie, wie Sie in Ihrer Gemeinde naturfreundliche Vogel-Oasen schaffen können – mit 10 praktischen Schritten in unserem Leitfaden für mehr Vielfalt im Siedlungsraum zum Download.
Vogelfreundliche GemeindenVogel-Oasen im Siedlungsraum
Bei der Gestaltung öffentlicher und privater Grünräume kommt die Biodiversität häufig zu kurz, da der menschliche Ordnungssinn in vielen Fällen im Vordergrund steht. Doch die Ansprüche der Natur und des Menschen lassen sich bei der Anlage und Pflege von Parks, Gärten und anderen Grünflächen auch unter einen Hut bringen. Im Rahmen des vom BMLUK unterstützten Projektes „Vogel-Oasen im Siedlungsraum als nachhaltige Bildungsinitiative“ wurden gemeinsam mit Partnern „Vogel-Oasen“ in Form von vielfältigen und naturnahen Grünräumen geschaffen oder konzipiert, die veranschaulichen sollen, wie lebensraumverbessernde Maßnahmen für Vögel in die Praxis umgesetzt werden können. Ein eigens verfasster Leitfaden stellt 10 Schritte zur Schaffung einer naturfreundlichen Vogel-Oase vor – von der Auswahl geeigneter heimischer Bäume und Büsche über bunte Wiesen und Blütenrasen, naturnahen Randstreifen und unversiegelten Wegen bis hin zu Strukturen wie Totholzhaufen oder Teichen.
Für Vögel und Menschen
Vögel, die in Siedlungsgebieten leben, haben häufig mit dem Verlust von natürlichen Lebensräumen, der zunehmenden Bodenversiegelung, begrenztem Nahrungsangebot und Mangel an geeigneten Nistplätzen zu kämpfen. Doch in Zeiten der Klimakrise leiden auch wir Menschen unter ausgeräumten Beton- und Asphaltwüsten ohne grüne Inseln. Mit der Schaffung von naturfreundlichen Vogel-Oasen können wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Erholungs-Inseln und Balsam für die Seele für Bewohner:innen, wertvolle Rückzugsorte, Brutplätze und Nahrungsflächen für Vögel und zahlreiche andere Tierarten.
Vogel-Oasen: Was macht sie aus?
Eine optimale Vogel-Oase besteht aus einer abwechslungsreichen Kombination aus heimischen Bäumen und Sträuchern, hoher und niedriger Vegetation, offenen Bodenstellen und dicht bewachsenen Bereichen, darunter auch „wilde Ecken“, die weitgehend sich selbst überlassen werden. Dies spart nicht nur Arbeit, sondern bringt auch einen enormen Nutzen für die Natur! Zentrale Elemente sind heimische Bäume und Sträucher, wie Hainbuche, Vogelbeere, Schwarzer Holunder oder Weißdorn, die mit ihren Samen, Früchte und den angelockten Insekten viele Vogelarten nahezu das ganze Jahr über mit Nahrung versorgen. Blühwiesen oder Blührasen, mit heimischen Wildblumen ziehen ebenso zahlreiche Insekten an. Niedrigwüchsige Wildkräuter wie Löwenzahn und Vogel-Sternmiere, die in Pflasterritzen, auf Kiesflächen oder als Beikräuter in Blumenbeeten wachsen, bieten Finkenvögeln wie Girlitz und Bluthänfling wichtige Nahrung. Totholzhaufen und Steinmauern schaffen zusätzlichen Lebensraum und erhöhen die Artenvielfalt. Eine Wasserstelle, wie etwa ein kleiner Teich, bietet Vögeln die Möglichkeit, zu trinken und zu baden. Mit Schwalbenlacken und Sandbadestellen für Spatzen können wir gezielt einzelnen Arten unter die Flügel greifen. Natürlich lässt sich nicht immer die optimale Vogel-Oase mit all diesen Strukturen umsetzen, jedoch kann schon jedes einzelne zusätzliche Element, sei es ein Totholzhaufen, eine artenreiche Blühwiese oder ein Einzelstrauch ein wertvoller Beitrag zur Förderung der Artenvielfalt sein.
„Best-practice“-Beispiele
Um das Bewusstsein für die Bedeutung von biodiversitätsfördernden Maßnahmen im Siedlungsgebiet nachhaltig zu stärken, wurden im Rahmen dieses Projekts in Zusammenarbeit mit (Stadt-)Gemeinden, Friedhofsverwaltungen, Pädagog:innen und naturinteressierten Personen Vogel-Oasen angelegt oder entsprechende Konzepte entwickelt. Diese sollen als „best practice“-Beispiele dienen und zur Nachahmung anregen. Eigens gefertigte Schautafeln vor Ort informieren über die Vogel-Oase.
Am Friedhof St. Martin sowie am Zentralfriedhof in Villach (Kärnten) wurden gemeinsam mit der Stadt Villach - StadtGRÜN und Friedhöfe insgesamt 700m² große Blühwiesen angelegt. Mit einer speziell für Finkenvögel zusammengestellten und mit dem Verein REWISA entwickelten, regionalen Samenmischung soll die neu erschaffene Vogel-Oase neben vielen anderen Vogelarten dem sehr selten gewordenen Girlitz unter die Flügel greifen.
Im öffentlichen Schaugarten der Gartenbauschule Langenlois (Niederösterreich) wurden zwei Schaugräber mit insekten- und vogelfreundlichen Pflanzen gestaltet, die Besucher zum Nachmachen anregen sollen. Um zusätzlich die Insektenvielfalt zu fördern, wurde zwischen den Gräber ein blühendes Bienenbeet angelegt.
In Zusammenarbeit mit DIE GARTEN TULLN GmbH wurde ein Konzept entwickelt, um für Vögel wertvolle Strukturen am Schaugelände sichtbar und erlebbar zu machen. Sie sollen inspirierend und bewusstseinsbildend wirken. Die Umsetzung des Konzepts ist für 2027 angedacht.
Mit der Gemeinde Micheldorf (Oberösterreich) wurde im Naturpark eine artenreiche Blühwiese angelegt, die vor allem heimischen Finkenarten als wichtige Nahrungsquelle dient. Ergänzend dazu wurden vogelfreundliche Sträucher gepflanzt, die als Hecke oder in Form von Einzelgruppen Beeren tragende Rückzugs- und Nahrungsinseln für fruchtfressende Vogelarten bieten. Ergänzend werden hier noch zwei Obstbäume gepflanzt werden. Ein besonderes Highlight: Für Spatzen und andere Kleinvögel wird zusätzlich ein Sandbadeplatz geschaffen, ein wichtiges Element für Gefiederpflege und Wohlbefinden.
Auf Wiener Friedhöfen, insbesondere am Wiener Zentralfriedhof, sollen gemeinsam mit dem Projekt Biodiversität am Friedhof (BaF) der BOKU Maßnahmen umgesetzt werden, die die Vogelvielfalt unterstützen und deren Entwicklung in den kommenden Jahren wissenschaftlich begleitet wird. Ein „Forschungsgrab“ am Wiener Zentralfriedhof soll den Anfang machen. Das Schaugrab wird mit insekten- und vogelfreundlichen Pflanzen bepflanzt.


Vogel-Oasen und ihre gefiederten Bewohner.
10 Schritte zur naturfreundlichen Vogel-Oase
Im Rahmen des Projektes wurde ein Leitfaden entwickelt, mit dem Vogel-Oasen in 10 Schritten geschaffen werden können. Ob Umweltgemeinderat oder -Gemeinderätin, ob Verantwortliche:r für die Friedhofsverwaltung, Hausverwalter:in, engagierte:r Bewohner:in oder Gartenbesitzer:in – sicher finden auch Sie wertvolle Tipps, wie Sie dazu beitragen können, dass es in unseren Städten und Ortschaften wieder vermehrt zwitschert, summt und flötet.
Dieser Beitrag wurde im Rahmen des Projektes „Vogel-Oasen im Siedlungsraum als nachhaltige Bildungs-Initiative“, unterstützt vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Klima und Umweltschutz, Wasserwirtschaft und Regionen, erstellt.

Leitfaden downloadenVogel-Oasen
Der Leitfaden zeigt, wie sich eine Vogel-Oase einfach und wirkungsvoll gestalten lässt – im Garten, auf Schulgeländen, Friedhöfen oder öffentlichen Flächen. Kosten: gratis
