Vogelschutz ums Haus

Vogel-Oasen im Siedlungsraum schaffen

Dr. Susanne Schreiner05.05.2025

PRESSEAUSSENDUNG

Wien, 05.05.2025 – Bei der Gestaltung öffentlicher und privater Grünräume kommt die Biodiversität häufig zu kurz, weil der menschliche Ordnungssinn oft im Vordergrund steht. Das Projekt „Vogel-Oasen im Siedlungsraum als nachhaltige Bildungsinitiative“ von BirdLife Österreich hat gemeinsam mit Kooperationspartnern sogenannte Vogel-Oasen in Form von vielfältigen und naturnahen Grünräumen geschaffen, die zeigen, wie lebensraumverbessernde Maßnahmen für Vögel umgesetzt werden können. Ein eigens erstellter Leitfaden zeigt, wie in 10 Schritten eine Vogel-Oase geschaffen wird, abrufbar unter www.birdlife.at.

Bedeutung von Vogel-Oasen im Siedlungsraum

In den letzten Jahrzehnten haben Landschaftsveränderungen und die zunehmende Bodenversiegelung erheblich zur Verschlechterung der natürlichen Lebensräume für Vögel und andere Wildtiere beigetragen. Vögel, die in solchen ausgeräumten Siedlungsgebieten leben, haben durch Bodenversiegelung und eintönige Grünraumgestaltung häufig mit einem begrenztem Nahrungsangebot sowie einem Mangel an geeigneten Nistplätzen und Versteckmöglichkeiten zu kämpfen. Dennoch bieten Städte und Siedlungen auch Chancen, die heimische Artenvielfalt zu fördern. „Durch das Anlegen von Vogel-Oasen in Form von reich strukturierten und naturnah gestalteten Grünräumen auf Gemeindeflächen, in Friedhöfen oder Parks, aber auch in privaten Gärten kann für unsere gefiederten Freunde ein wertvoller Rückzugsort geschaffen werden“, so Evelyn Hofer, Projektleiterin bei BirdLife Österreich: „Dabei wird nicht nur den Vögeln unter die Flügel gegriffen, sondern auch die Lebensqualität der Menschen erhöht, da Natur direkt vor der Haustür erlebbar wir! Auch der kühlende Effekt ist in Anbetracht des Klimawandels, nicht außer Acht zu lassen.“

Vogel-Oasen: Was macht sie aus?

Eine optimale Vogel-Oase besteht aus einer abwechslungsreichen Kombination aus heimischen Bäumen und Sträuchern, hoher und niedriger Vegetation, offenen Bodenstellen und dicht bewachsenen Bereichen. Wichtig sind auch naturbelassene Bereiche, die weitgehend sich selbst überlassen werden. „Das spart nicht nur Arbeit, sondern bringt auch enormen Nutzen für die Natur!“, so Nagl.

Vogel-Oasen als „best-practice“-Beispiele

Um das Bewusstsein für die Bedeutung von biodiversitätsfördernden Maßnahmen im Siedlungsgebiet nachhaltig zu stärken, wurden im Rahmen dieses Projekts in Zusammenarbeit mit (Stadt-)Gemeinden, Friedhofsverwaltungen, Pädagog:innen und naturinteressierten Personen Vogel-Oasen angelegt oder entsprechende Konzepte entwickelt. Diese sollen als „best practice“-Beispiele dienen und zur Nachahmung anregen. Eigens gefertigte Schautafeln vor Ort informieren über die Vogel-Oase.

Auf Wiener Friedhöfen, insbesondere am Wiener Zentralfriedhof, werden gemeinsam mit dem Projekt Biodiversität am Friedhof (BaF) der BOKU Projekte umgesetzt, die die Vogelvielfalt untersuchen und deren Entwicklung in den kommenden Jahren wissenschaftlich begleitet wird. „Mit dieser Initiative wollen wir zeigen, dass auch auf kleineren Flächen Vielfalt entstehen kann, die sich positiv auf die Tier- und Pflanzenwelt auswirkt“, führt der BaF-Projektleiter Thomas Filek aus. Am Gelände des Zentralfriedhofs Wien wurden bisher mehr als 60 Brutvogelarten festgestellt und damit ziehen hier mehr als die Hälfte der in Wien nachgewiesenen Brutvogelarten ihren Nachwuchs groß. Eine Erhöhung der Strukturvielfalt auf den Gräbern und am Gelände ist somit ein wertvoller Beitrag für Wiens Vogelwelt. Eine im Rahmen des Projekts gestaltete Tafel soll darauf hinweisen und zur Nachahmung anregen.

Am Friedhof St. Martin (Kärnten) sowie am Zentralfriedhof in Villach (Kärnten) wurden gemeinsam mit der Stadt Villach - StadtGRÜN und Friedhöfe insgesamt 700m² große Blühwiesen angelegt. Mit einer speziell für Finkenvögel zusammengestellten und mit dem Verein REWISA entwickelten, regionalen Samenmischung soll die neu erschaffene Vogel-Oase neben vielen anderen Vogelarten dem sehr selten gewordenen Girlitz unter die Flügel greifen.

Im öffentlichen Schaugarten der Gartenbauschule Langenlois (Niederösterreich) wurden zwei Schaugräber mit insekten- und vogelfreundlichen Pflanzen gestaltet, die Besucher zum Nachmachen anregen sollen. Um zusätzlich die Insektenvielfalt zu fördern, wurde zwischen den Gräber ein blühendes Bienenbeet angelegt.

In Zusammenarbeit mit der GARTEN TULLN wurden Ideen entwickelt, um für Vögel wertvolle Strukturen am Schaugelände sichtbar und erlebbar zu machen. Sie sollen inspirierend und bewusstseinsbildend wirken. Die Umsetzung ist für 2027 angedacht.

Mit der Gemeinde Micheldorf (Oberösterreich) wurde im Naturpark eine artenreiche Blühwiese angelegt, die vor allem heimischen Finkenarten als wichtige Nahrungsquelle dient. Ergänzend dazu werden vogelfreundliche Sträucher gepflanzt, die als Hecke oder in Form von Einzelgruppen Beeren tragende Rückzugs- und Nahrungsinseln für fruchtfressende Vogelarten bieten. Ein besonderes Highlight: Für Spatzen und andere Kleinvögel wird zusätzlich ein Sandbadeplatz geschaffen, ein wichtiges Element für Gefiederpflege und Wohlbefinden.

Vogel-Oasen ganz leicht selbst gemacht

„Für alle Interessierten, die jetzt auf den Geschmack gekommen sind, im eigenen Garten, auf einer öffentlichen Grünfläche, am Friedhof, im Schulgarten oder an einem anderen Ort ein Stück naturnahen Lebensraum für unsere Siedlungsvögel zu schaffen, bietet der Leitfaden von BirdLife Österreich eine Anleitung, wie man in 10 Schritten seine ganz eigene und individuelle Vogel-Oase schaffen kann“, empfiehlt Christina Nagl. Der Leitfaden kann unter www.birdlife.at abgerufen werden.

Hintergrundinformation:

Details Vogel-Oasen Zentrale Elemente sind heimische Bäume und Sträucher, wie Hainbuche, Vogelbeere, Schwarzer Holunder oder Weißdorn, die durch ihre Samen, Früchte und den angelockten Insekten viele Vogelarten nahezu das ganze Jahr über mit Nahrung versorgen. Blühwiesen oder Blührasen, mit heimischen Wildblumen ziehen ebenso zahlreiche Insekten an. Niedrigwüchsige Wildkräuter wie Löwenzahn und Vogel-Sternmiere, die in Pflasterritzen, auf Kiesflächen oder als Beikräuter in Blumenbeeten wachsen, bieten beispielsweise Finkenvögel wie Girlitz und Bluthänfling wichtige Nahrung. Totholzhaufen und Steinmauern schaffen zusätzlichen Lebensraum und erhöhen die Artenvielfalt. Eine Wasserstelle, wie etwa ein kleiner Teich, bietet Vögeln die Möglichkeit, zu trinken und zu baden. Natürlich lässt sich nicht allerorts alles umsetzen, jedoch kann jedes einzelne zusätzliche Element, sei es ein Totholzhaufen oder ein Einzelstrauch, die Strukturvielfalt erhöhen und ein wertvoller Beitrag zur Förderung der Artenvielfalt sein.

Das Projekt Vogel-Oasen im Siedlungsraum als nachhaltige Bildungsinitiative wird vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Klima und Umweltschutz, Wasserwirtschaft und Regionen gefördert.

Rückfragehinweis

Dr. Susanne Schreiner, Pressesprecherin BirdLife Österreich 1150 Wien, Diefenbachgasse 35/1/6 Mobil: +43 (0) 699 181 555 65 susanne.schreiner@birdlife.at

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