Vogelschutz ums Haus

Helfen wir unseren Finken!

Mag. Eva Karner-Ranner27.04.2025
Illustrierte heimische Finken von links nach rechts: Kernbeißer, Gimpel, Grünling, Buchfink, Bluthänfling, Stieglitz, Erlenzeisig, Girlitz.
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Sie erfreuen uns mit ihren fröhlichen Gesängen und ihrem bunten Federkleid – die vielfältige Finkenverwandtschaft ist aus unseren Städten und Dörfern nicht wegzudenken!

Um sie zu unterstützen, müssen wir auf Natur und ein wenig „Wildnis“ in unseren Gärten und Parks setzen. Denn mit versiegelten, aufgeräumten und ausgeräumten Siedlungen können sie nichts anfangen. Doch keine Angst – im idealen Finkenlebensraum darf durchaus auch gemäht und geschnitten werden – nur mit Maß und Ziel und etwas Rücksicht auf die Bedürfnisse dieser fröhlichen Mitbewohner.

Ein buntes Nebeneinander von bunten Wiesen, niedrigen Blütenrasen, spärlich bewachsenen Schotterflächen oder mit kleinsten Pflanzen versehenen Pflasterritzen, höheren Stauden, Büschen und Hecken und locker stehenden Laub- und Nadelbäumen – so sieht das ideale Umfeld aus, um die unterschiedlichsten Finken in unsere Gärten und Ortschaften zu locken. Das Um und Auf ist ein ausreichendes Angebot an den so wichtigen Wildkräutern von Löwenzahn über Hirtentäschel bis zu Disteln und Beifuß. Sorgen Sie aber auch dafür, dass es dichte Hecken und Büsche gibt, die zur Brutzeit ungestört bleiben und erhalten Sie alte Laub- und Nadelbäume.

Alle Arten haben etwas unterschiedliche Bedürfnisse. Lernen Sie die Finken in Ihrer Nachbarschaft kennen und erfahren Sie, wie Sie sie bestmöglich unterstützen können:

Girlitz – gefährdeter Siedlungsvogel

Der kleine, leuchtend gelb gestreifte Girlitz hat in den letzten Jahrzehnten massive Bestandrückgänge hinnehmen müssen. Er kommt vor allem in Gärten, Parks oder auf Friedhöfen vor, seltener in Obstwiesen- und Weingartenlandschaften. Zur Nahrungssuche halten sich Girlitze meist am Boden in sehr schütterer und niedriger Vegetation auf, z. B. auf Schotterrasen, Blütenrasen oder gepflasterten Wegen auf. Zarte Kräutersamen wie jene von Hirtentäschel, Vogelmiere, Löwenzahn und Wegwarte ihr Lieblingsfutter. Das Nest legen sie sehr versteckt in dichten Bäumen auf – gerne in Nadelbäumen. Als fast reine Samenfresser füttern sie sogar ihre Jungen mit einer Art Babybrei aus zerquetschten, unreifen Samen.

Bluthänfling – wenig bekannter Heckenbewohner

Der Bluthänfling ist einerseits an Ortsrändern sowie in reich strukturierten Weingartengebieten im Osten Österreichs anzutreffen, andererseits bewohnt er hochgelegene Bergwiesen und Almen in den Alpen. Er ernährt sich fast ausschließlich von Samen krautiger Pflanzen wie Vogelknöterich, Löwenzahn, Hirtentäschel und Ackersenf, die er auf schütter bewachsenen Gstetten und Randstreifen, Wiesen und Almweiden, später im Jahr auch auf Brachflächen findet. Wichtig sind dichte Büsche, Hecken oder junge Bäume, denn dort legt er sein gut verstecktes Nest an. Seit der Jahrtausendwende gingen seine Bestände um die Hälfte zurück.

Stieglitz – häufiger Fink

Der Stieglitz (auch Distelfink genannt) bewohnt Obstwiesen, Weingartenlandschaften, Weiden und Siedlungen – kurz, alle Lebensräume, die locker mit Laubbäumen bestanden sind, denn sein Nest baut er hoch oben in die Baumkronen. Seine Samennahrung erntet er vor allem aus hochwüchsigen Stauden wie Disteln, Flockenblumen oder Kletten, nimmt aber auch Löwenzahn und viele andere Wildkräuter, im Herbst und Winter zusätzlich kleine Baumsamen (v. a. Erlen), zur Brutzeit kleine Insekten, die er neben milchreifen Samen an die Jungvögel verfüttert. Als einzige Finkenart nahmen seine Bestände über die Jahre sogar zu.

Grünling – bedrohter Gartenvogel

Seinen markanten, trillernden Gesang lässt der Grünling vor allem in Städten und Dörfern erklingen –außerhalb des Ortsgebietes ist er weit seltener in lichten Baumbeständen wie Obstwiesen oder aufgelockerten Auwäldern anzutreffen. Sein Nest baut er sehr gut versteckt meist in immergrünen Bäumen oder in Efeu, später im Jahr auch in Laubbäumen oder sommergrünen Kletterpflanzen. Zu den beliebtesten Futterpflanzen zählt der Löwenzahn. Daneben nutzt er im Jahreslauf eine Vielzahl anderer krautiger Pflanzen, als einziger Fink holt er regelmäßig auch die Samen aus fleischigen Früchten wie Hagebutten. Seine Bestände gingen seit etwa 2013 zurück – ein Grund dafür ist eine Trichomonadenerkrankung, die unter anderem an Futterstellen oder Vogeltränken übertragen wird.

Buchfink – bekannt und weit verbreitet

Als häufigste Vogelart Österreichs ist der Buchfink überall zu Hause, wo es ältere Bäume gibt – von großen geschlossenen Wäldern bis zu kleinen Baumgruppen in der Ackerlandschaft und städtischen Gärten und Parks. Die namensgebenden Bucheckern zählen im Winter neben den Samen von Hainbuchen, Ahorn, Fichten, Tannen und vielen anderen Gehölzen zur Vorzugsnahrung. Zur Brutzeit treten aber Insekten und deren Larven in den Vordergrund und die Jungvögel werden ausschließlich mit tierischer Nahrung gefüttert. Sein Nest baut er in größere Bäume, vor allem auf stärkere Äste mitten in der Krone.

Kernbeißer – fliegt auf größere Baumsamen

Der Kernbeißer bewohnt vorwiegend Laubwälder, am liebsten sind ihm die Eichenwälder der Tieflagen. Seltener brütet er in größeren Gärten und Parks mit großen, alten Laubbäumen. Zur Brutzeit nimmt er zu großen Teilen tierische Nahrung auf, vor allem die Jungvögel werden mit Raupen und anderen Insekten gefüttert. Übers Jahr gesehen überwiegen aber größere Baumsamen wie jene von Kirschen und Traubenkirschen, Hainbuchen, Eichen, Ahorn oder Eschen. Vor der herbstlichen Baumsamenreife nimmt er mit größeren Kräutersamen vorlieb und im Winter besucht er gerne Futterstellen in den Ortschaften. Seine Bestände werden als stabil eingeschätzt.

Wintergäste in den Ortschaften

Nur ganz ausnahmsweise sind Gimpel, Erlenzeisig und Birkenzeisig zur Brutzeit in Städten und Dörfern anzutreffen – sie besuchen uns vor allem im Herbst und Winter. Obwohl sie dann häufig zur Futterstelle kommen, kann man sie auch hier mit natürlicher Nahrung versorgen – lesen Sie im Herbst mehr, wie wir unsere Finken im Herbst und Winter unterstützen können.

Gedeckter Tisch

  • Die fünf wichtigsten Tipps für Gärten und Grünräume, um das Angebot an wertvollen Finkenpflanzen zu fördern: Lassen Sie in Ihrem Rasen Wildkräuter wie Löwenzahn, Wegerich und Reiherschnabel gedeihen. Mähen Sie nicht die ganze Fläche auf einmal, sondern lassen sie die Kräuter zumindest in einem Teil der Rasenfläche auch bis zur Samenreife kommen.

  • Legen Sie in wenig begangenen Teilen des Gartens eine bunte Blumenwiese an, die Sie nur 2–3 Mal pro Jahr und abschnittsweise mähen. Wichtige Finkenpflanzen in der Wiese sind u. a. Löwenzahn, Flockenblumen, Wiesen-Witwenblume, Wiesen-Margerite, Schafgarbe, Vergissmeinnicht

  • Lassen Sie Beikräuter wie Vogelmiere und Hirtentäschel in ihren Beeten mitwachsen oder legen Sie sogar eigene Beete mit heimischen Wildpflanzen an – wichtige Finkenpflanzen hier u. a. Wegwarte, Flockenblumen, Nachtkerze, Rainfarn, Mädesüß, Echt-Goldrute, Schmalblättriges Weidenröschen.

  • Gestalten Sie Wege und Freiflächen als Schotterrasen oder offene Pflaster und lassen Sie in den Pflasterritzen kleinste Wildkräuter wie Hungerblümchen oder Vogelknöterich wachsen.

  • Lassen Sie in einer „wilden Ecke“ oder an Randstreifen Natternkopf, Rauken, Gänsefuß, Brennnesseln, Beifuß und andere hochwüchsige Kräuter wuchern.

Mehr Informationen zu vogelfreundlichen Maßnahmen im Garten finden Sie hier: Vogelschutz ums Haus

Dieser Beitrag ist im Rahmen des Projektes "Vogel-Oasen im Siedlungsraum als nachhaltige Bildungsinitiative", gefördert durch das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Klima und Umweltschutz, Wasserwirtschaft und Regionen, entstanden.

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