Zugvögel

Hier finden Sie einen Einblick in unsere Schutzaktivitäten für Zugvögel.

Vogelzug ist allgegenwärtig und findet in einer Vielzahl von Facetten statt. Zu jeder Jahreszeit, in jedem Lebensraum lassen sich ziehende Arten finden. Vom brütenden Zugvogel, dem Durchzügler, dem Sommer- oder Winter-Gastvogel– alle Teil des komplexen und faszinierenden Systems des Vogelzugs. Während ihrer Wanderungen sind Zugvögel besonders vielen Gefahren ausgesetzt und vor allem Langstrecken-Zieher sind oft stark gefährdet, wodurch ihrem Schutz eine besondere Bedeutung zukommt.

Aufgrund des Facettenreichtums und der Allgegenwärtigkeit des Vogelzugs muss erfolgreicher Zugvogelschutz ebenfalls vielseitig erfolgen. Es geht nicht nur darum bei uns brütende Zugvögel zu schützen, sondern auch jene Vögel die durch Österreich ziehen oder hier nur als Gastvögel auftreten. Um dieser Diversität des Phänomen Vogelzugs gerecht zu werden, versuchen wir von BirdLife Österreich, Zugvogelschutz durch eine Vielzahl von Aktivitäten umzusetzen. Viele unsere Zugvogelschutz- Schutzbemühungen können aber nicht losgelöst von unseren anderen Arbeitsfeldern gesehen werden und Zugvogelschutz findet sich in fast jedem unserer Tätigkeitsfelder in irgendeiner Form wieder.

Forschung und Monitoring

Forschung und Monitoring sind grundlegende Werkzeuge für einen erfolgreichen Vogelschutz. Dies gilt auch bzw. besonders für den Zugvogelschutz. Monitoring-Programme, wo wir unsere Zugvögel erfassen sind etwa:

  • Das Kärntner Greifvogelcamp, wo seit 2007 alljährlich der Wespenbussard Zug in den letzten Augustwochen standardisiert erfasst wird.

  • Die jährlichen Wasservogelzählungen, bei denen Entenvögel, Lappentaucher, Limikolen, Möwen und Seeschwalben das ganze Jahr über in zwei- bis vierwöchigen Abständen erfasst werden.

  • Unsere Wasservogel- und Limikolenzählungen im Seewinkel, wo Lacken und Feuchtgebiete als Rast- und Brutgebiete einer Fülle von Zugvogelarten dienen.

  • Unser Brutvogel-Monitoring, in welchem natürlich auch die Bestände unserer ziehenden Brutvögel erfasst werden.

Darüber hinaus führt BirdLife Österreich auch immer wieder konkrete Forschungsprojekte zum Thema Vogelzug durch, wie etwa das abgeschlossene Projekt „V.i.A.- Vogelzug im Alpenraum“. In diesem mehrjährigen Projekt wurden Grundlagen zum Vogelzug im Alpenraum durch eine Kombination verschiedener Erhebungsmethoden erforscht. Mittels Radar-Geräten, einem breiten Netzwerk aus freiwilligen und professionellen Beobachter:innen wurde über ganz Österreich der herbstliche Vogelzug erfasst und grundlegende Erkenntnisse zu Zugverlauf, Höhenverteilung und Flugrichtung gesammelt. So konnte etwa festgestellt werden, dass der Kleinvogelzug in breiter Front über die Alpen verläuft, es aber auch topographie-bedingt lokal zu starken Verdichtungen kommen kann. Wichtige Erkenntnisse für unsere Schutzbemühung zur Freihaltung von Zugvogelkorridoren. Neben einem Forschungsbericht wurde die Ergebnisse des Projekts auch wissenschaftlich publiziert.

Ein weiteres Forschungsprojekt zum Vogelzug war beispielsweise die Besenderung von Rohrweihen in Niederösterreich und Burgenland, wo mittels GPS-Telemetrie Erkenntnisse zu Wegzugverhalten, der Zugwege und die Überwinterungsgebiete gesammelt wurden. Unsere Vogelzug-Projekte erfolgen oft in Zusammenarbeit mit Partnern anderen Organisationen und unsere Daten werden auch internationalen Forschungsgruppen zur Verfügung gestellt und tragen auch so zum Schutz der Arten bei (z.B. die Telemetrie-Daten unserer besenderten Vögel).

Schutz und politisches Engagement

Die Erkenntnisse unserer Forschungs- und Monitoringstätigkeiten liefern uns die Grundlagen um Entscheidungsträgern sowie der Öffentlichkeit fachliche Zusammenhänge näher zu bringen, auf Probleme hinzuweisen und somit positiv den Schutz unserer Zugvögel zu beeinflussen.

Wesentlich für den Zugvogelschutz ist der Erhalt von Rastgebieten und unseren Aktivitäten zum Schutz von Feuchtgebieten insbesondere des Seewinkels mit seinen Lacken kommt hier sicherlich eine Schlüsselrolle zu.

Auch der Erhalt von Zugkorridoren ist entscheidend für einen erfolgreichen Zugvogelschutz. In Hinblick auf den Ausbau der erneuerbaren Energien bringen wir im Rahmen von Zonierungen, Stellungnahmen oder Einzelprojekten unser Wissen ein und versuchen bedeutende Rast- und Knotenpunkte sowie Korridore für Zugvögel freizuhalten und zu schützen. Dazu haben wir unter anderem Leitfäden für die Standortbewertung von Windkraftanlagen im Rahmen von Umweltverträglichkeitsprüfungen erarbeitet, welche faktenbasierte Entscheidungen ermöglichen und somit unnötigen Konflikten zwischen Klima- und Biodiversitätsschutz vorbeugen sollen.

Die legale und illegale Verfolgung stellt ein weiteres massives Problem für unsere Zugvögel dar und sowohl auf nationaler als internationaler Ebene setzen wir uns gegen die Bejagung von ziehenden Arten ein. Lokal etwa für den Schutz von Turteltaube oder Waldschnepfe (Frühjahrsbejagung), international durch Unterstützung unserer Parteiorganisationen um die Wanderwege von Zugvögeln zu schützen (z.B. im Kaukasus oder die Flight-for-Survival-Kampange). Denn nachhaltiger und effektiver Zugvogelschutz ist nur grenzübergreifend möglich.

Ihre Spende hilft

Viele Zugvogelarten sind mittlerweile vom Aussterben bedroht. Helfen Sie uns, sichere Rastplätze und Zugrouten zu schaffen.

Erfolgsgeschichten und Herausforderungen

Der Schutz eines so vielschichtigen Phänomens wie dem Vogelzug führt zu einer ganzen Reihe von Herausforderungen und die einzelnen Erfolge sind oft schwer zu greifen. Ein Meilenstein war sicherlich, dass es gelungen ist, die legale Jagd auf die Turteltaube in Österreich zu beenden und somit den Druck auf diese bedrohte Zugvogelart zumindest im Brutgebiet zu reduzieren.

Die wohl größte Herausforderung ist der Politik und breiten Öffentlichkeit zu vermitteln, das bei der notwendigen Bekämpfung der Ursachen des Klimawandels nicht auf den Schutz unserer Biodiversität vergessen werden darf und wertvolle Rastgebiete und Korridore geschützt werden müssen. Klima- und Biodiversitätskrise, beides Hauptbedrohungen für unsere Zugvögel, können nicht losgelöst von einander betrachtet werden und erfolgreicher Klimaschutz und Biodiversitätsschutz kann nur unter wechselseitiger Berücksichtigung erfolgen.