Vogelschutz

Vogelschutz beim Freizeitspaß

Social Media Managerin
Lisa Lugerbauer, BA26.05.2025
Stand Up Paddler auf Fluss.
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Dieser Beitrag ist erstmals im Mitglieder-Magazin "Vogelschutz" im Mai 2025 erschienen.

Die Natur bietet uns Erholung, sportliche Herausforderungen und unvergessliche Erlebnisse. Doch während wir wandern, paddeln oder baden, können wir unbeabsichtigt großen Schaden anrichten – auch für die Vogelwelt. Viele Arten reagieren empfindlich auf Störungen, insbesondere während der Brutzeit. Bereits die bloße Anwesenheit von Spaziergänger:innen kann langfristige Auswirkungen haben, das bestätigen Studien. Daher ist Rücksichtnahme entscheidend, um den Erhalt bedrohter Vogelarten zu sichern. Auch Menschen sollten hochgewachsene Wiesen meiden, um nicht unabsichtlich Nester zu zerstören. Die genannten Vogelarten sind bereits ohne Spaziergeher:innen und ihre Hunde aufgrund des Lebensraum- und Nahrungsverlusts stark unter Druck. Der Zustand unserer Vogelwelt ist besorgniserregend. Laut der „Liste der für den Vogelschutz prioritären Vogelarten“ (Ampelliste) besteht bei fast der Hälfte der etwa 220 Brutvogelarten in Österreich Handlungsbedarf. Davon sind 27 Arten sogar dringend auf Schutzmaßnahmen angewiesen. Der Schutz unserer Vogelwelt beginnt bei jeder einzelnen Person – bereits ein bewusstes Freizeitverhalten kann einen wertvollen Beitrag leisten.

Hunde an die Leine

Freilaufende Hunde können eine nicht zu unterschätzende Gefahr für Wiesenbrüter darstellen. Bis Ende Juli sind auf Feldern und Wiesen noch viele Jungtiere von Kiebitz, Großem Brachvogel, Rebhuhn und Feldlerche unterwegs, die oft noch nicht flugfähig sind. Hunde sind von Natur aus neugierig – manchmal schnappen sie Jungvögel nicht aus Jagdtrieb, sondern aus reinem Entdeckerdrang.

Badegäste und bedrohte Kiesbrüter

Wenn die Temperaturen steigen, zieht es viele Menschen an Seen, Flüsse und Baggerteiche. Dort kommt es oft unbeabsichtigt und unbewusst zu Konflikten mit sensiblen Vogelarten, wie dem Flussuferläufer oder dem Flussregenpfeifer. Ersterer baut sein Nest in eine selbst gescharrte Mulde in dichter Vegetation, auf Inseln oder nahe dem Ufer. Am Weg zum Badeplatz wird die Brutstätte leicht übersehen und zertreten. Ähnlich verhält es sich mit dem Nest des Flussregenpfeifers. Dieser baut es direkt auf Kiesbänken. Nicht nur das Zertreten ist dort eine große Gefahr: Durch menschliche Störungen werden die brütenden Vögel immer wieder aufgeschreckt, wodurch die Eier ungeschützt der Sonne ausgesetzt sind – je häufiger sie gestört werden, umso weniger können sie die Eier bei starker Sonneneinstrahlung beschatten. Diese Kühlung ist aber notwendig, da der Schotter oder Sand durchaus Temperaturen jenseits der 40 Grad erreichen kann. Menschliche Störungen können so schnell den Verlust der Brut bedeuten. Auch Eisvögel, Wasseramseln und Gebirgsstelzen fühlen sich gestört, wenn sich Badegäste oder Angler:innen in der unmittelbaren Nähe ihres Brutplatzes aufhalten. Um diesen teils gefährdeten Arten zu helfen, ist es wichtig, einige Grundregeln zu beachten: Halten Sie Abstand, respektieren Sie Hinweisschilder und nutzen Sie naturbelassene Uferbereiche sowie Badestellen in Nationalparks und Schutzgebieten nur dort, wo es ausdrücklich erlaubt ist. Bemerken Sie einen aufgeregten Vogel, ziehen Sie sich bitte sofort zurück. So tragen wir alle dazu bei, diesen Vögeln eine erfolgreiche Brut zu ermöglichen.

Der Berg ruft, der Uhu auch … aus Verzweiflung?

Neben Wassersport kann auch das Klettern und Wandern die Vogelwelt gefährden. Uhus, Wanderfalken, Schwarzstörche, Mauerläufer und Steinadler brüten oft an Felswänden und verlassen bei zu großer Störung ihre Nester – mit schwerwiegenden Folgen für ihren Nachwuchs. Kletterer:innen sollten daher unbedingt auf gekennzeichneten Routen bleiben und sich bei Anzeichen gestresster Vögel zurückziehen. Auch beim Wandern gilt: Markierte Wege nicht verlassen und Abstand zu Vögeln und ihren Nestern halten. Vor allem im Winter können Störungen durch Schifahren, Snowboarden, Schitouren gehen und Schneeschuhwandern fatale Folgen haben. Durch das Aufscheuchen verbrauchen Raufußhühner wie z. B. Birkhuhn oder Auerhuhn wichtige Fettreserven, deren Verlust ihnen das Leben kosten kann, ähnlich wie bei den Wasservögeln.

Wassersport und Wasservögel

Neben motorisierten Wassersportarten können auch andere Aktivitäten Wasservögel stören. Besonders Stand-Up-Paddling (SUP) soll einen stärkeren Negativeinfluss haben als Rudern, Segeln oder Kanufahren. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass vor allem die Erkennbarkeit der menschlichen Silhouette einen großen Einfluss haben dürfte. Häufige Störungen können sich bei den Vögeln sogar negativ auf die Fortpflanzung auswirken. Ein einzelner Stand-Up-Paddler kann zur Vogelzugzeit tausende Vögel aufscheuchen und so den Verlust wichtiger Fettreserven verursachen. Zu den störungsempfindlichen Arten zählen z. B. Kolbenente, Tafelente und Schellente, die beiden letzten gelten in Österreich als sehr seltene Brutvögel. Am wenigsten empfindlich reagierten Höckerschwan, Graugans und Haubentaucher. Um Störungen zu minimieren, sollte ganzjährig ein Mindestabstand von 300 Metern zu Vogelansammlungen eingehalten werden. Zudem ist es wichtig, ausschließlich gekennzeichnete Einstiegsstellen zu nutzen und geschützte Bereiche wie Flachwasserzonen und Schilfgürtel zu meiden. Während der Zugzeit wird sogar empfohlen, SUP ganz zu unterlassen.

Aufruf zur Rücksichtnahme

Der Rückgang der Vogelpopulation ist natürlich nicht primär auf Wandern, Klettern, Naturbaden oder Skitouren zurückzuführen. Dennoch sollte ihr Einfluss nicht unterschätzt werden. Zudem erfordern viele Freizeitaktivitäten den Bau und die Instandhaltung von Infrastrukturen, die wiederum zur Zerstörung natürlicher Lebensräume beitragen. In zahlreichen Regionen wurden die Habitate von Alpenvögeln durch Skigebiete zerschnitten, und in Österreich sind bis zu 90 Prozent der Uferbereiche einiger Seen verbaut. Dadurch fehlen wertvolle natürliche Strukturen, die sowohl Alpen- als auch Wasservögel als Brut- und Nahrungsraum benötigen. Natürlich können und sollen wir uns nicht vollständig aus der Natur zurückziehen – sie ist essenziell für unser körperliches und seelisches Wohlbefinden. Dennoch liegt es in unserer Verantwortung, achtsam mit ihr umzugehen und sie nicht weiter zu belasten.

Referenzen

https://www.lbv.de/files/user_upload/Dokumente/Projektreporte_Projektskizzen/Stand%20Up%20Paddling/Berichte-zum-Vogelschutz_Bull_R%C3%B6dl-SUP.pdf