Tödlicher Giftanschlag auf Seeadler in der Steiermark


PRESSEAUSSENDUNG
BirdLife Österreich, WWF Österreich und LKA NÖ melden vergiftete Greifvögel in NÖ
Wien, Graz, 11. Juni 2025 – In der Gemeinde Unterlamm im Bezirk Südoststeiermark wurde Anfang Mai ein Seeadler tot neben einem Fuchswelpen aufgefunden. Die pathologischen Untersuchungen haben nun bestätigt: Der majestätische Greifvogel starb an einer Carbofuran-Vergiftung – einem hochgefährlichen, seit 2008 in Österreich verbotenen Pestizid. Offenbar diente der zuvor erschossene Fuchswelpe als präparierter Giftköder. BirdLife Österreich und WWF Österreich erstatteten Anzeige und rufen die Bevölkerung zur Mithilfe auf.
Ein Angriff auf den Artenschutz
Am 7. Mai 2025 entdeckte ein Passant in der Katastralgemeinde Magland (Gemeinde Unterlamm) im Raum nördlich des Raabtals einen erwachsenen Seeadler mit einem jungen Fuchs in den Fängen. Nachdem sich der Beobachter dem Vogel angenähert hatte, erkannt er, dass dieser stark beeinträchtigt wirkte und keinen Fluchtinstinkt zeigte. Der Zustand des Adlers war so schlecht, dass er sich fangen ließ. Trotz fachkundiger Betreuung verendete das Tier kurze Zeit später. Die daraufhin informierte Bezirkshauptmannschaft Südoststeiermark leitete umgehend Untersuchungen zur Todesursache ein.
Im Rahmen der pathologischen Analyse am Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie (Vetmeduni Wien) wurde violettes Granulat im Verdauungstrakt des Adlers festgestellt. Die toxikologische Analyse ergab: Es handelt sich um Carbofuran. Auch am Kadaver des Fuchswelpen wurde das Gift nachgewiesen – dieser wurde zuvor mit Jagdmunition erschossen. Die Indizien sprechen klar für eine gezielte Köderlegung.
Carbofuran: Illegales Gift mit tödlicher Wirkung
Carbofuran ist ein hochgefährliches Pestizid, dessen Besitz in Österreich seit 2008 verboten ist. Bereits kleinste Mengen dieses Gifts können für Wildtiere, Haustiere und sogar Menschen tödlich sein. „Die absichtliche Ausbringung von Giftködern ist eine besonders heimtückische Form der Wildtierkriminalität“, betont Johannes Hohenegger, Greifvogelexperte bei BirdLife Österreich: „Sie trifft nicht nur das Zieltier, sondern gefährdet unzählige andere.“
Ein dramatischer Rückschlag für den Naturschutz
„Dieser Vorfall ist ein schwerwiegender Angriff auf die Artenvielfalt der Steiermark“, so Christina Wolf-Petre von WWF Österreich: „Seeadler sind nicht nur ein bedeutendes Symbol unserer heimischen Tierwelt, sondern auch ein wichtiger Bestandteil des Ökosystems. Solche Straftaten dürfen nicht ohne Konsequenzen bleiben.“
Streng geschützte Art massiv gefährdet
Der Seeadler (Haliaeetus albicilla) steht unter strengem Schutz nach der EU- Vogelschutzrichtlinie (Anhang I). Durch konsequente Schutzmaßnahmen konnte sich die Population langsam erholen – dennoch brüten in der Steiermark derzeit nur etwa zehn Paare, wobei nicht von allen der Horststandort bekannt ist.
„Dementsprechend dramatisch ist der Verlust eines brutfähigen Altvogels und Fälle wie dieser gefährden die Erfolge des Artenschutzes massiv,“ verdeutlicht Hohenegger von BirdLife Österreich. Derzeit führt die Vogelschutzorganisation ein Projekt zum Schutze des Seeadlers in der Steiermark im Auftrag des Landes Steiermark durch.
Hinweise dringend erbeten
BirdLife Österreich und WWF Österreich haben den Fall dem Landeskriminalamt Steiermark angezeigt, das nun ermittelt. Für eine lückenlose Aufklärung sind Hinweise aus der Bevölkerung essenziell. Wer verdächtige Beobachtungen zu dieser Tat gemacht hat oder andere Hinweise auf illegale Tötung geschützter Arten hat, wird gebeten, sich zu melden – jede Information kann helfen, die Täter:innen zur Rechenschaft zu ziehen.
„Wir appellieren an alle, die Hinweise zu diesem Fall haben, sich bei der Polizei oder uns zu melden. Nur durch empfindliche Sanktionen können solche Verbrechen in Zukunft verhindert werden“, betonen die Organisationen BirdLife Österreich und WWF Österreich.
Meldemöglichkeiten:
• 🚨 Polizei: 059 133 60 33 33
• 📞 BirdCrime-Hotline: +43 660 869 2327
•📧 E-Mail: meldung@wildlifecrime.at
• 🕵️♂️ Anonyme Meldeplattform: Zur Meldestelle
Grenzüberschreitendes EU-LIFE-Projekt „wildLIFEcrime“
Im Rahmen des EU-geförderten wildLIFEcrime-Projekts (LIFE22-GIE-DE-wildLIFEcrime) arbeiten 13 Organisationen aus Österreich und Deutschland an der Reduktion der Wildtierkriminalität. Eine Koalition aus Naturschutzverbänden, Polizei, Universitäten, Behörden und Veterinärmedizinern setzt sich für den besseren Schutz gefährdeter Arten ein, wodurch dieses Projekt bis 2028 dazu beitragen soll, die Wildtierkriminalität in Deutschland und Österreich zu reduzieren.
Weiterführende Links: Das Projekt wildLIFEcrime – wildLIFEcrime
Rückfragehinweis
Dr. Susanne Schreiner, Pressesprecherin BirdLife Österreich 1150 Wien, Diefenbachgasse 35/1/6 Mobil: +43 (0) 699 181 555 65 susanne.schreiner@birdlife.at
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