Wildtierkriminalität

Giftalarm in OÖ - Zwei GPS-besenderte Rotmilane mit verbotenem Insektizid vergiftet!

Dr. Susanne Schreiner26.06.2025
Zusätzliche Informationen öffnen

PRESSEAUSSENDUNG

Wien, Linz, 26. Juni 2025 – Die Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich schlägt Alarm: Zwei besenderte Rotmilane wurden nachweislich in den Bezirken Braunau und Grieskirchen durch das hochgiftige und verbotene Insektizid Carbofuran getötet. Die pathologischen Untersuchungen an der Veterinärmedizinischen Universität Wien bestätigen zweifelsfrei eine gezielte Vergiftung. Beide Tiere wurden nicht nur in Oberösterreich besendert, sondern auch hier getötet – ein alarmierendes Signal für einen Brennpunkt der Umweltkriminalität in OÖ!

Der erste besenderte Rotmilan wurde am 5. Mai 2025 tot in Kirchberg/Mattighofen aufgefunden, nur rund 2.200 Meter entfernt vom Fundort eines im Jahr 2023 ebenfalls illegal getöteten Rotmilans in Auerbach/Höring. Laut toxikologischem Befund war der Kropf des Vogels mit Fleischresten und kristallinen Partikeln gefüllt, wobei Carbofuran zweifelsfrei nachgewiesen wurde. Zusätzlich wurde bei der Röntgenuntersuchung eine Schrotkugel in der Schwanzregion des Tieres festgestellt, ein eindeutiges Indiz für einen zurückliegenden, illegalen Anschuss. Der zweite besenderte Rotmilan wurde Anfang März von einem aufmerksamen Jäger in Gaspoltshofen (Bezirk Grieskirchen) tot aufgefunden und an die Behörden gemeldet. Auch hier ergab die toxikologische Untersuchung eine klare Diagnose: Carbofuranvergiftung.

„Bei diesen beiden Todesfällen handelt es sich weder um Zufälle oder Einzelfälle!“, zeigt sich BirdLife Österreich-Projektleiter Florian Billinger tief besorgt über die systematische Methode dieser Verfolgungsfälle: „Sie zeigen vielmehr ein strukturelles Problem auf, das sowohl den Artenschutz als auch die Sicherheit von Haustieren und Menschen bedroht. Die gezielte Verwendung von Carbofuran ist ein krimineller Akt gegen die Natur!“

Seit 2017 wurden in Oberösterreich mindestens 17 nachweislich illegal getötete Rotmilane dokumentiert, die Dunkelziffer um ein Vielfaches höher liegen dürfte. Im seit 2016 laufenden oö. Artenschutzprojekt für den Rotmilan erforscht BirdLife Österreich in Kooperation mit der Abteilung Naturschutz des Landes OÖ nicht nur die Bestandsentwicklungen und Gefährdungsursachen dieses seltenen Greifvogels, sondern setzt sich konsequent für Verbesserungen der Schutzmaßnahmen ein.

Forderung nach Maßnahmen

Gerade in dieser Schwerpunktregion illegaler Verfolgung fordert BirdLife Österreich mit Nachdruck ein umfassendes Maßnahmenpaket zum Schutze des Rotmilans und anderer betroffener Arten. Dieses umfasst die rechtliche Stärkung der Naturwacheorgane, die Einsetzung externer, unabhängiger Jagdschutzorgane in regelmäßig betroffenen Revieren, Schwerpunktkontrollen durch Polizei und Umweltbehörden sowie regelmäßige Präventivsuchen nach Giftködern und Kadavern mithilfe von speziell trainierten Suchhunden.

Meldung von Beobachtungen

BirdLife Österreich ruft die Bevölkerung dazu auf, verdächtige Beobachtungen, insbesondere das Auslegen von Giftködern oder andere Hinweise auf illegale Aktivitäten, umgehend zu melden. Auch konkrete Hinweise auf mögliche Täter: innen sind von großer Bedeutung. Jeder einzelne Hinweis kann helfen, Straftaten aufzuklären und weitere Verluste geschützter Arten zu verhindern.

Meldemöglichkeiten:

• 🚨 Polizei: 059 133 60 33 33

• 📞 BirdCrime-Hotline: +43 660 869 2327

•📧 E-Mail: meldung@wildlifecrime.at

• 🕵️‍♂️ Anonyme Meldeplattform: Zur Meldestelle

Projekthinweise

Die beiden nun dokumentierten Fälle sind Teil eines europaweiten Monitoringsystems, das durch das LIFE-Projekt EUROKITE ermöglicht wird. Ziel ist es, mithilfe von GPS-Sendern illegale Tötungen sichtbar zu machen und auf internationaler Ebene politisch zu adressieren. In Oberösterreich wurden mit Unterstützung von BirdLife Österreich bereits 40 Rotmilane im Rahmen des Projekts besendert.

BirdLife Österreich bekämpft die Verfolgung geschützter Arten im Rahmen des EU- geförderten wildLIFEcrime-Projekts (LIFE22-GIE-DE-wildLIFEcrime), in dem 13 Organisationen aus Österreich und Deutschland an der Reduktion der Wildtierkriminalität arbeiten. Eine Koalition aus Naturschutzverbänden, Polizei, Universitäten, Behörden und Veterinärmedizinern setzt sich für den besseren Schutz gefährdeter Arten ein, wodurch dieses Projekt bis 2028 dazu beitragen soll, die Wildtierkriminalität in Deutschland und Österreich zu reduzieren.

Rückfragehinweis

Dr. Susanne Schreiner, Pressesprecherin BirdLife Österreich 1150 Wien, Diefenbachgasse 35/1/6 Mobil: +43 (0) 699 181 555 65 susanne.schreiner@birdlife.at

Beigefügtes Foto sowie die Inhalte der Pressemappe stehen Ihnen bei Angabe des angeführten Fotoautors/der angeführten Fotoautor:in © und im Zusammenhang mit dieser Aussendung zur Verfügung.