Österreichs Wiesenvögel verschwinden, nur Schutzgebiete bieten noch etwas Hoffnung


PRESSEAUSSENDUNG
BirdLife Österreich mahnt politischen Handlungsbedarf ein: Wiesenvogelschutz braucht mehr Ressourcen
Wien, 29.04.2025 – Der aktuell von BirdLife Österreich veröffentlichte Bericht zu den Beständen wiesenbrütender Vogelarten zeigt, dass es den Wiesenvögeln in Österreich gar nicht gut geht: Alle untersuchten Arten zeigen negative Bestandstrends. Letzte Bestände beschränken sich bei manchen Arten nahezu ausschließlich auf explizit ausgewiesene Vogelschutzgebiete. Das unterstreicht die Dringlichkeit, den Schutz dieser letzten Refugien auszubauen, fordert die Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich.
Für den Bericht „Bestandsentwicklung von Wiesenbrütern in Österreich in Wiesenvogel- und SPA-Gebieten“ (*) wurden die Zielarten Wachtelkönig, Großer Brachvogel, Uferschnepfe, Bekassine, Rotschenkel, Feldschwirl, Braunkehlchen und Wiesenpieper sowie Kiebitz und Feldlerche ausgewählt. Die Analyse umfasste Daten von den bundesweit bedeutendsten Wiesenvogelgebieten und unterschied zwischen Gebieten mit und ohne räumlichen Bezug zu Vogelschutzgebieten gemäß EU-Vogelschutzrichtlinie (Natura 2000). Ziel der Auswertung war, zu beurteilen, ob die Vogelschutzgebiete ihren Zweck zum Erhalt gefährdeter Wiesenvögel erfüllen.
Ergebnisse im Detail
Österreichweit zeigen alle ausgewählten Wiesenvogelarten negative Bestandstrends. Nur der Große Brachvogel und der Kiebitz zeigen in den Wiesengebieten mehr positive als negative Trends. „Für die anderen Wiesenbrüter sieht es gar nicht rosig aus“, so Katharina Bergmüller von BirdLife Österreich: „Langfristige Bestandsabnahmen von 60-70 Prozent sind für Uferschnepfe, Bekassine und Rotschenkel zu verzeichnen.“ Die Bedeutung der Schutzgebiete sei gerade für diese Arten enorm: Uferschnepfe und Rotschenkel kommen inzwischen ausschließlich in Vogelschutzgebieten vor. Auch bei der Bekassine liegen 90 Prozent des Brutbestands in Vogelschutzgebieten.
„Bei den Singvögeln ist die Situation fast noch mehr besorgniserregend“, so die Ornithologin: „In den untersuchten Wiesengebieten sind Feldlerche, Braunkehlchen und Wiesenpieper langfristig um 70 bis fast 90 Prozent zurückgegangen. Auch in den letzten fünf bis zehn Jahren sind immer noch Abnahmen zu verzeichnen.“ Innerhalb von Vogelschutzgebieten sind die negativen Entwicklungen bei Braunkehlchen und Wiesenpieper weniger stark ausgeprägt als außerhalb.
Bedeutung der Vogelschutzgebiete
„Unser Bericht (*) zeigt die hohe Verantwortung der Vogelschutzgebiete für den Erhalt der Wiesenvögel. Drei Arten kommen quasi nur noch in diesen letzten Bastionen vor!“, so Katharina Bergmüller von BirdLife Österreich: „Auch wenn bereits schon viele Maßnahmen zum Wiesenvogelschutz unternommen wurden, werden angesichts dieser negativen Bestandstrends noch größere Anstrengungen nötig sein! In vielen Schutzgebieten sind die Gebietsbetreuungen personell und finanziell viel zu gering ausgestattet und müssen dringend aufgestockt werden, um die Managementpläne mit Leben zu erfüllen und effektiv umzusetzen.“ Seitens der Politik müssen Schutzgebiete ernst genommen werden, um nicht auch dort die letzten Vogelpopulationen zu verlieren. Vogelschutzgebiete sind das Rückgrat, das wir brauchen, so BirdLife Österreich.
Hintergrundinformationen
Laut EU-Vogelschutzrichtlinie (VS-RL) müssen die europäischen Mitgliedsstaaten für bestimmte Vogelarten eigene Schutzgebiete ausweisen (sogenannte Special Protection Areas, Natura 2000), um deren Erhalt sicherzustellen.
(*) Quellenangabe: BirdLife Österreich (2025): Bestandsentwicklung von Wiesenbrütern in Österreich in Wiesenvogel- und SPA-Gebieten. Endbericht. Wien.
Rückfragehinweis
Dr. Susanne Schreiner, Pressesprecherin BirdLife Österreich 1150 Wien, Diefenbachgasse 35/1/6 Mobil: +43 (0) 699 181 555 65 susanne.schreiner@birdlife.at
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