Vogelsichtungen

Seltene Gäste in Österreich: Vogel-Highlights im April

Filip Reiter, Lisa Lugerbauer, Norbert Teufelbauer07.05.2025
Ohrenlerche in Kärnten.
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In unserer monatlichen Reihe "Seltene Gäste in Österreich: Vogel-Highlights im..." stellen wir eine Auswahl der spannendsten Vogelbeobachtungen des letzten Monats vor, die auf ornitho.at bis zum letzten Tag des jeweiligen Monats gemeldet wurden. Diese Meldeplattform dient dazu, wissenschaftlich verwertbare bzw. naturschutzrelevante Daten über Vögel in Österreich zu sammeln. Die Dokumentationen zur Sichtung sehr selten auftretender Vogelarten werden regelmäßig von der Avifaunistischen Kommission Österreich (AFK) überprüft. Bei aktuellen Meldungen ist das noch nicht erfolgt; die Nennung hier erfolgt daher mit Vorbehalt. Über die Ergebnisse ihrer Arbeit veröffentlich die AFK regelmäßig Berichte auf ihrer Website.

Der April überraschte mit zahlreichen spannenden Beobachtungen seltener Vogelarten – einige davon hätten wohl nur die wenigsten erwartet.

Seltene Lerchen

Gegen Mitte April fiel der Startschuss: Die erste Kurzzehenlerche (Calandrella brachydactyla) des Jahres wurde in Knittelfeld/STMK gesichtet. Kurz darauf folgten weitere Meldungen aus Vorarlberg, der Steiermark, dem Burgenland, Kärnten, Tirol und Salzburg – ein durchaus typisches Muster für diese Jahreszeit. An zwei Stellen traten die Lerchen sogar in kleinen Trupps auf. Die nächsten Brutgebiete dieser Art liegen in Norditalien und Slowenien sowie nur mehr sehr lokal in Ostungarn. In den 1950er und 1960er Jahren haben Kurzzehenlerchen zumindest in einem Jahr sicher in Österreich gebrütet, seitdem nach heutigem Wissensstand jedoch nicht mehr.

Ende April wurde ein weiterer Vertreter aus der Familie der Lerchen entdeckt: eine Ohrenlerche der nordeuropäischen Unterart (Eremophila alpestris flava) in St. Andrä/KTN.

Den Abschluss machte die Sichtung einer Kalanderlerche (Melanocorypha calandra) in Rattenberg/STMK. Ihr nächstes Brutvorkommen liegt in MittelItalien.

Grasmücken-Highlight in Kärnten

In Rittersdorf/KTN gelang die Beobachtung einer Samtkopf-Grasmücke (Curruca melanocephala) über die Meldeplattform www.naturbeobachtung.at, die dann auch auf ornitho.at gemeldet wurde. Dieser Nachweis stellt den 5. Nachweis dieser Vogelart in Österreich dar. Bei einer Nachsuche durch mehrere Ornitholog:innen konnte der Vogel nicht wieder entdeckt werden.

Haben Sie das gewusst?

"Samtkopf-Grasmücken gehören zu den häufigsten und am weitesten verbreiteten Grasmücken im Mittelmeerraum – trotzdem ist ihr Auftreten in Österreich eine extreme Seltenheit. Im Prachtkleid sind vor allem die wunderschönen Männchen leicht zu bestimmen".

Redaktionsteam

Greifvögel & Falken

Auch bei den Greifvögeln hatte der April einiges zu bieten: Anfang des Monats zog ein Schelladler (Clanga clanga) über Graz/STMK, Mitte April wurde ein Gleitaar (Elanus caeruleus) im Weinviertel/NÖ entdeckt sowie ein Zwergadler (Hieraaetus pennatus) in Nußbach/OÖ. Ein besonderes Highlight war die Beobachtung eines Eleonorenfalken (Falco eleonorae) im Feistritzer Moos/KTN – im Rahmen einer BirdLife-Exkursion am Karsamstag. Der letzte Nachweis dieser Art in Österreich datiert aus dem Jahr 2020.

Gleitaar im Weinviertel.
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Seltene Limikolen

Unter den Watvögeln fanden sich ebenso seltene Arten ein: Mehrere Doppelschnepfen (Gallinago media) wurden in Maria Elend/KTN, im Seewinkel/B sowie im Eferdinger Becken/OÖ gesichtet. Zudem konnte eine am Durchzug rastende Pfuhlschnepfe (Limosa lapponica) in Illmitz/B beobachtet werden. Im Mündungsbereich der Bregenzer Ach/VBG wurden sechs Austernfischer (Haematopus ostralegus) dokumentiert.

Weitere bemerkenswerte Sichtungen

Neben den ersten Sichtungen von Kuhreihern (Bubulcus ibis) und Rallenreihern (Ardeola ralloides) wurden auch mehrere Trauerbachstelzen (Motacilla alba yarrellii), einer auf den britischen Inseln brütenden Unterart der Bachstelze, festgestellt. Ihre Bestimmung verlangt eine sehr sorgfältige Dokumentation. Darüber hinaus gab es Beobachtungen von in Österreich als Brutvogel ausgestorbenen Ortolanen(Emberiza hortulana) aber auch Zitronenstelzen (Motacilla citreola) sowie Küstenseeschwalben(Sterna paradisaea).

Eine Zitronenstelze im Schilf.
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Erwähnenswert sind außerdem zwei Sichtungen des Rotkopfwürgers (Lanius senator): jeweils ein Individuum in Nord- und Osttirol.

Daneben waren auch einige Arten zu beobachte, die ihren Auftretensschwerpunkt bei uns im Winterhalbjahr haben – darunter Amerikanische Krickente (Anas carolinensis), Eiderente (Somateria mollissima), Weißwangengans(Branta leucopsis), Singschwan (Cygnus cygnus) und Taigazilpzalp (Phylloscopus collybita tristis).

Auch im Mai dürfen wir wieder mit seltenen Gästen rechnen. Erfahrungsgemäß ist dieser Monat besonders

spannend für verschiedene Seeschwalbenarten, und selbst Erstnachweise sind im Mai keine Seltenheit.

Achtung: Von Samstag, 17. bis Sonntag, 18. Mai (15 Uhr – 15 Uhr) findet das 22. Österreichische BirdRace statt. Wir würden uns freuen, wenn sich viele Personen beteiligen und neben der Suche nach nicht nur seltenen Vogelarten auch Geld für den Artenschutz sammeln!

Disclaimer

Vogelbeobachtung soll Freude bereiten – aber stets im Einklang mit dem Wohl der Vögel! Ein verantwortungsvolles Verhalten ist dabei unerlässlich. Absichtliche Störungen, das Beineinträchtigen von Lebensräumen sowie das bewusste Aufscheuchen oder Anlocken von Vögeln durch Klangattrappen lehnen wir entschieden ab. Eine „bessere“ Beobachtung oder ein vermeintlich „perfektes“ Foto rechtfertig so ein Verhalten unter keinen Umständen! Bitte bleiben Sie auf ausgeschriebenen und regelmäßig genutzten Wegen und vermeiden Sie das Betreten von Privatgrundstücken oder geschützten Flächen ohne Erlaubnis. Unbedachtes Verhalten kann nicht nur die beobachteten Vögel belasten, sondern auch andere Arten in der Umgebung unnötig stressen. Darüber hinaus sollten Sie als Naturliebhaber:in mit gutem Beispiel vorangehen. Rücksichtnahme ist der Schlüssel zu einem harmonischen Naturerlebnis!

Wir legen Ihnen zudem nahe, Ihre Anreise so klimafreundlich wie möglich zu gestalten – idealerweise ohne CO₂-Emissionen. Nutzen Sie öffentliche Verkehrsmittel, gehen Sie zu Fuß oder fahren Sie mit dem Fahrrad. Wenn eine Fahrt mit dem Auto notwendig ist, bilden Sie doch Fahrgemeinschaften – gemeinsam Vögel zu beobachten macht nicht nur mehr Freude, sondern schont auch die Umwelt!

Wir bedanken uns an dieser Stelle bei Johannes Hohenegger, Peter Rass und Ralph Winkler für ihre Fotos!

Beobachtungen wildlebender Vogelarten können an BirdLife über die Meldeplattform www.ornitho.at gemeldet werden. Bei sehr seltenen Vogelarten (oder Unterarten) sollte zusätzlich auch eine Dokumentation bei der Avifaunistischen Kommission von BirdLife erfolgen. Die Überprüfung durch die Kommission ist die Grundlage für die weitere Verwendung dieser Beobachtungen (z. B. in Publikationen aller Art). Welche Arten gemeldet werden sollten, ist hier ersichtlich.