Seltene Gäste in Österreich: Vogel-Highlights im Oktober

In unserer monatlichen Reihe "Seltene Gäste in Österreich: Vogel-Highlights im..." stellen wir eine Auswahl der spannendsten Vogelbeobachtungen des letzten Monats vor, die auf ornitho.at bis zum letzten Tag des jeweiligen Monats gemeldet wurden. Diese Meldeplattform dient dazu, wissenschaftlich verwertbare bzw. naturschutzrelevante Daten über Vögel in Österreich zu sammeln. Die Dokumentationen zur Sichtung sehr selten auftretender Vogelarten werden regelmäßig von der Avifaunistischen Kommission Österreich (AFK) überprüft. Bei aktuellen Meldungen ist das noch nicht erfolgt; die Nennung hier erfolgt daher mit Vorbehalt. Über die Ergebnisse ihrer Arbeit veröffentlicht die AFK regelmäßig Berichte auf ihrer Website.
Nach einem ereignisreichen September verlief der Oktober deutlich ruhiger – dennoch gab es auch in diesem Monat wieder spannende Beobachtungen seltener Vogelarten, die zahlreiche begeisterte Vogelbeobachter:innen erfreuten.
Seltene Singvögel aus dem Norden
Anfang Oktober wurde in Frastanz/V ein Gelbbrauen-Laubsänger (Phylloscopus inornatus) entdeckt. Sein Brutgebiet liegt in der sibirischen Taiga, an der Nordwestflanke des Urals reicht es ein kleines Stück nach Europa. Unter den sibirischen Ausnahmeerscheinungen, die weiter westlich in den Kontinent vorstoßen, ist er die häufigste Art. Die Nachweise konzentrieren sich in Nord- und Westeuropa, in Österreich tritt er nur selten aber mittlerweile fast alljährlich auf.
Haben Sie das gewusst?
"Der Erstnachweis des Gelbbrauen-Laubsängers glückte 1836 in der Nähe von Wien, der zweite folgte erst knapp 140 Jahre später, 1975 in Illmitz im Seewinkel."

Redaktionsteam

Ein weiterer Laubsänger aus dem Osten ist der Taigazilpzalp (Phylloscopus collybita tristis), eine Unterart des Zilpzalps. Drei Individuen wurden gesichtet, einer in Haslau an der Donau/N, einer in Gols/B und ein weiterer bei St. Pölten/N. Er ist nur durch seine bräunliche Färbung in Kombination mit seinem typischen Ruf sicher bestimmbar – dieser kann mit „swii(e) umschrieben werden, und er steigt im Gegensatz zu den heimischen Zilpzalpen kaum an. Seine Brutgebiete liegen in den Nadelwäldern Sibiriens, seine Überwinterungsgebiete vorwiegend in Indien.
Auch die erste Schneeammer(Plectrophenax nivalis) der Saison wurde im Seewinkel/B entdeckt. Ihr werden erfahrungsgemäß im Verlauf des Winters noch weitere Individuen folgen.
Andere Singvogel-Besonderheiten
In Gaissau konnte ein Seggenrohrsänger(Acrocephalus paludicola) Mitte Oktober entdeckt werden. Zwar tritt diese Vogelart in Österreich immer wieder auf, doch dieser Zeitpunkt ist ungewöhnlich spät.
Im Hartberger Gmoos/STMK wurde an zwei Tagen ein diesjähriger Zistensänger (Cisticola juncidis) im Rahmen der Vogelberingung vor Ort gefangen und beringt. Die nächsten Brutgebiete dieser Art liegen in Norditalien.
Limikolen auf Umwegen
Für besonderes Aufsehen sorgte der Steppenkiebitz (Vanellus gregarius) im Seewinkel/B. Er wurde fast die gesamte erste Oktoberhälfte mehrmals – meist vergesellschaftet unter Kiebitzen – beobachtet. Er gilt als seltener Gast aus den Steppen Zentralasiens.
Phänologisch sehr spät einzuordnen war das Auftreten eines Mornellregenpfeifers (Eudromias morinellus) Ende Oktober im Seewinkel/B. Die meisten Mornellregenpfeifer treten im September in Österreich auf.
Ebenfalls im Seewinkel/B, aber auch im Rheindelta/V, wurden Pfuhlschnepfen (Limosa lapponica) gemeldet. Auch diese Vogelart gilt als seltener, aber regelmäßiger Gast in Österreich.
Anfang Oktober konnte ein Thorshühnchen (Phalaropus fulicarius) am Unteren Inn/OÖ – neben dem Neusiedler See Gebiet und dem Bodensee einer der besten Beobachtungsplätze Österreichs – entdeckt werden, Ende Oktober gelangen Sichtungen an den Königsdorfer Schotterteichen/B.
Spektakuläre Greifvogel-Beobachtungen
In Hochburg/OÖ gelang der österreichweit 25. Nachweis eines Gleitaars (Elanus caeruleus). Seit 2019 tritt diese Vogelart vermehrt in unserem Land auf.
Im Nordburgenland war eine Steppenweihe (Circus macrourus) zugegen (Seewinkel/B). Im Gegensatz zur anderen „Vier-Finger-Weihe“, der Wiesenweihe, zieht sie später in südlichere Gebiete ab – aber meist noch bevor Kornweihen aus dem Norden zum Überwintern nach Österreich kommen.
In der gleichen Region konnte bei Parndorf/B. ein Adlerbussard (Buteo rufinus) beobachtet werden). Diese Vogelart zählt zu den großen Bussarden der Gattung Buteo und kann – wie Mäuse- und Wespenbussard – auch in verschiedenen Farbmorphen auftreten.
Wasservogel-Sichtungen

Nachdem im September einige Sichler (Plegadis falcinellus) in Österreich gesichtet wurden, konnten auch im Oktober einige im Seewinkel/, Rheindelta/V, Machland/OÖ und am Völkermarkter Stausee/K entdeckt werden.
In Kärnten wurde eine Trauerente(Melanitta nigra) beobachtet.
Eine weitere seltene Entenart wurde am Innstau Kirchbichl/T und im Rheindelta/V entdeckt – eine Eiderente(Somateria mollissima).
Raubmöwen blieben im Oktober auch heuer eine Ausnahme, lediglich im Seewinkel/B konnte eine auf Artniveau nicht bestimmte Raubmöwe entdeckt werden.
Hervorheben möchten wir abschließend noch die hohe Anzahl an Kuhreihern (Bubulcus ibis) mit v.a. vielen Sichtungen im Seewinkel/B. Diese kleinen Reiher wurden von Anfang bis Ende Oktober täglich gemeldet.
Disclaimer
Vogelbeobachtung soll Freude bereiten – aber stets im Einklang mit dem Wohl der Vögel! Ein verantwortungsvolles Verhalten ist dabei unerlässlich. Absichtliche Störungen, das Beineinträchtigen von Lebensräumen sowie das bewusste Aufscheuchen oder Anlocken von Vögeln durch Klangattrappen lehnen wir entschieden ab. Eine „bessere“ Beobachtung oder ein vermeintlich „perfektes“ Foto rechtfertig so ein Verhalten unter keinen Umständen! Bitte bleiben Sie auf ausgeschriebenen und regelmäßig genutzten Wegen und vermeiden Sie das Betreten von Privatgrundstücken oder geschützten Flächen ohne Erlaubnis. Unbedachtes Verhalten kann nicht nur die beobachteten Vögel belasten, sondern auch andere Arten in der Umgebung unnötig stressen. Darüber hinaus sollten Sie als Naturliebhaber:in mit gutem Beispiel vorangehen. Rücksichtnahme ist der Schlüssel zu einem harmonischen Naturerlebnis!
Wir legen Ihnen zudem nahe, Ihre Anreise so klimafreundlich wie möglich zu gestalten – idealerweise ohne CO₂-Emissionen. Nutzen Sie öffentliche Verkehrsmittel, gehen Sie zu Fuß oder fahren Sie mit dem Fahrrad. Wenn eine Fahrt mit dem Auto notwendig ist, bilden Sie doch Fahrgemeinschaften – gemeinsam Vögel zu beobachten macht nicht nur mehr Freude, sondern schont auch die Umwelt!
Wir bedanken uns an dieser Stelle bei Patrick Mösinger, Samuel Schnierer und Gerald Puchberger für die Fotos.
Beobachtungen wildlebender Vogelarten können an BirdLife über die Meldeplattform www.ornitho.at gemeldet werden. Bei sehr seltenen Vogelarten (oder Unterarten) sollte zusätzlich auch eine Dokumentation bei der Avifaunistischen Kommission von BirdLife erfolgen. Die Überprüfung durch die Kommission ist die Grundlage für die weitere Verwendung dieser Beobachtungen (z. B. in Publikationen aller Art). Welche Arten gemeldet werden sollten, ist hier ersichtlich.









