Seltene Gäste in Österreich: Vogel-Highlights im September

In unserer monatlichen Reihe "Seltene Gäste in Österreich: Vogel-Highlights im..." stellen wir eine Auswahl der spannendsten Vogelbeobachtungen des letzten Monats vor, die auf ornitho.at bis zum letzten Tag des jeweiligen Monats gemeldet wurden. Diese Meldeplattform dient dazu, wissenschaftlich verwertbare bzw. naturschutzrelevante Daten über Vögel in Österreich zu sammeln. Die Dokumentationen zur Sichtung sehr selten auftretender Vogelarten werden regelmäßig von der Avifaunistischen Kommission Österreich (AFK) überprüft. Bei aktuellen Meldungen ist das noch nicht erfolgt; die Nennung hier erfolgt daher mit Vorbehalt. Über die Ergebnisse ihrer Arbeit veröffentlicht die AFK regelmäßig Berichte auf ihrer Website.
Spätestens mit Anfang September ist nun auch die Zeit des Vogelzugs wieder in unseren Breiten angekommen, und wenn unzählige Individuen der verschiedensten Arten Österreich durchqueren, steigt die Chance auf Seltenheiten erheblich. Aus diesem Grund haben sich auch im September wieder viele Begeisterte der Vogelbeobachtung hingegeben – und wurden nicht enttäuscht!
Greif- und Schreitvogelhighlights
Mit dem Ausklang des Sommers konnten sich vor allem zu Monatsbeginn noch spannende Greifvogelarten beobachten lassen. So hielten sich zwei übersommernde Mönchsgeier (Aegypius monachus) in den Hohen Tauern zwischen Salzburg und Kärnten auch noch im September hier auf. Ein weiteres Exemplar wurde zudem in den Ötztaler Alpen/Nordtirol nachgewiesen. Schlangenadler (Circaetus gallicus) erfreuten Beobachtende in gleich drei Bundesländern: Neben mehreren Individuen im Seewinkel/B wurde die Art auch am Dobratsch/K sowie in Niederösterreich, im Marchfeld und bei Hohenau gemeldet. Ein adulter Zwergadler (Aquila pennata) der dunklen Morphe ließ sich bei Harbach/N bestaunen.
Meldungen von Adlerbussarden (Buteo rufinus) nahmen wieder zu: Neben dem Seewinkel/B wurde die Art besonders in Niederösterreich beobachtet, etwa in der Bernhardsthaler Ebene, in der Feuchten Ebene und nahe des Donaukraftwerks Melk.
Überdies konnten auch einige Steppenweihen (Circus macrourus) im Burgenland, Ober- und Niederösterreich, der Steiermark und in Vorarlberg beobachtet werden.
Unter den Schreitvögeln sorgten – neben den österreichweit vielen Kuhreihern (Bubulcus ibis) – auch Rallenreiher (Ardeola ralloides) in Niederösterreich und im Burgenland sowie Sichler (Plegadis falcinellus)im Seewinkel/B, im Rheindelta/V und in NÖ für Aufmerksamkeit.
Ein besonderes Highlight stellten jedoch zwei junge Rosaflamingos(Phoenicopterus roseus) dar, die im Rheindelta/V entdeckt wurden und dort über mehrere Tage zahlreiche Birder:innen begeisterten. Sie stellten den achten österreichischen Nachweis dar. Zudem gelang in den Thaurer Feldern/T der Nachweis eines weiteren Rosaflamingos – dem neunten österreichweit und zugleich dem ersten für Tirol!
Haben Sie das gewusst?
"Der Rosaflamingo (Phoenicopterus roseus) ist eine im Mittelmeerraum sowie in Teilen Afrikas und Asiens brütende Art. Er wurde im September nicht nur in Österreich nachgewiesen. Auch in den Nachbarländern fiel ein regelrechter Einflug auf, etwa mit Trupps von bis zu 20 Individuen in der Schweiz. Dabei handelte es sich überwiegend um diesjährige Tiere."

Redaktionsteam
Limikolenzug bringt Seltenheiten
Mit Einsetzen des Limikolenzugs tauchten erwartungsgemäß auch einige Raritäten aus dieser Artengruppe auf. Ein diesjähriger Grasläufer (Calidris subruficollis) blieb über den Monatswechsel hinweg im Seewinkel/B und konnte somit von vielen Interessierten beobachtet werden.

Gleich drei Graubrust-Strandläufer (Calidris melanotos) ließen sich im September nachweisen: Neben den beiden Individuen in Österreichs besten Limikolen-Gebieten, dem Seewinkel/B und dem Rheindelta/V, wurde auch im Schlammabsatzbecken Tulln/NÖ ein Individuum dieser seltenen Art entdeckt.

Durchziehende Mornellregenpfeifer(Charadrius morinellus) konnten in Niederösterreich, dem Burgenland und Tirol beobachtet werden – teils in größeren Trupps bis zu 34 Individuen. Pfuhlschnepfen (Limosa lapponica) wurden sowohl im Rheindelta/V als auch im Seewinkel/B festgestellt, und Austernfischer (Haematopus ostralegus) präsentierten sich an zwei Standorten in Oberösterreich sowie im Rheindelta/V.
Besonders bemerkenswert war das Auftreten beider Wassertreter: Odinshühnchen (Phalaropus lobatus) zeigten sich im Seewinkel/B und am Rande Wiens, während ein Thorshühnchen (Phalaropus fulicarius) Ende des Monats am Unteren Inn/OÖ für Begeisterung sorgte. Ein weiteres echtes Highlight bescherte das Monatsende: Unter Kiebitzen wurde Österreichs 23. Steppenkiebitz (Vanellus gregarius) entdeckt – ein eindrucksvoller Beleg dafür, wie lohnend es sein kann, Trupps vermeintlich häufiger Arten genauer zu prüfen!

Zweierlei Raubmöwen
Die Schmarotzerraubmöwe (Stercorarius parasiticus) trat auch im September wieder an mehreren Orten auf. Neben dem Burgenland, wo sie den Neusiedler See regelmäßig als Durchzugsgebiet nutzt, wurde sie in vier weiteren Bundesländern nachgewiesen: je ein Individuum am Millstättersee/K, an den Schwarzlteichen/Stmk, in Niederösterreich im Steinfeld und bei Klosterneuburg sowie gleich mehrere im Rheindelta/V. Dort konnte zudem auch die Falkenraubmöwe (Stercorarius longicaudus) beobachtet werden.
Weitere September-Highlights
Als wäre all dies nicht genug, gab es noch zahlreiche weitere ornithologische Schmankerl: Eine Blauracke(Coracias garrulus) verweilte über längere Zeit im Thoner Moor/K, und im Waldviertel/NÖ wurde eine Zitronenstelze (Motacilla citreola) festgestellt.
Gleich drei Nachweise glückten bei der Kurzzehenlerche (Calandrella brachydactyla): [HB1] nicht nur im Rheindelta/V auch in den Rosswiesen/Stmk sowie bei Grafenstein/K.
Neben einer Eiderente(Somateria mollissima) im Rheindelta/V sorgte ein weiteres Individuum am Innstau Kirchbichl/T für Aufsehen.
Ebenfalls im Rheindelta/V konnte Mitte September ein Rotkopfwürger (Lanius senator) beobachtet werden.
Ende September konnte abseits des Seewinkels ein Zwergsumpfhuhn (Zapornia pusilla) in Wartberg an der Krems/OÖ entdeckt werden.
Und schließlich darf auch eine typische Seltenheit des herbstlichen Kleinvogelzugs nicht fehlen: der Ortolan (Emberiza hortulana). Als Brutvogel in Österreich ausgestorben, tritt er nur noch unregelmäßig als Zugvogel auf. Im September wurde er in Vorarlberg, Tirol, Niederösterreich sowie mit mehreren ziehenden Individuen in Wien registriert.
Disclaimer
Vogelbeobachtung soll Freude bereiten – aber stets im Einklang mit dem Wohl der Vögel! Ein verantwortungsvolles Verhalten ist dabei unerlässlich. Absichtliche Störungen, das Beineinträchtigen von Lebensräumen sowie das bewusste Aufscheuchen oder Anlocken von Vögeln durch Klangattrappen lehnen wir entschieden ab. Eine „bessere“ Beobachtung oder ein vermeintlich „perfektes“ Foto rechtfertig so ein Verhalten unter keinen Umständen! Bitte bleiben Sie auf ausgeschriebenen und regelmäßig genutzten Wegen und vermeiden Sie das Betreten von Privatgrundstücken oder geschützten Flächen ohne Erlaubnis. Unbedachtes Verhalten kann nicht nur die beobachteten Vögel belasten, sondern auch andere Arten in der Umgebung unnötig stressen. Darüber hinaus sollten Sie als Naturliebhaber:in mit gutem Beispiel vorangehen. Rücksichtnahme ist der Schlüssel zu einem harmonischen Naturerlebnis!
Wir legen Ihnen zudem nahe, Ihre Anreise so klimafreundlich wie möglich zu gestalten – idealerweise ohne CO₂-Emissionen. Nutzen Sie öffentliche Verkehrsmittel, gehen Sie zu Fuß oder fahren Sie mit dem Fahrrad. Wenn eine Fahrt mit dem Auto notwendig ist, bilden Sie doch Fahrgemeinschaften – gemeinsam Vögel zu beobachten macht nicht nur mehr Freude, sondern schont auch die Umwelt!
Wir bedanken uns an dieser Stelle bei Fabio Fercher, Philipp Rauscher, Linus Jerabek und Filip Reiter für ihre Fotos.
Beobachtungen wildlebender Vogelarten können an BirdLife über die Meldeplattform www.ornitho.at gemeldet werden. Bei sehr seltenen Vogelarten (oder Unterarten) sollte zusätzlich auch eine Dokumentation bei der Avifaunistischen Kommission von BirdLife erfolgen. Die Überprüfung durch die Kommission ist die Grundlage für die weitere Verwendung dieser Beobachtungen (z. B. in Publikationen aller Art). Welche Arten gemeldet werden sollten, ist hier ersichtlich.









