Wildtierkriminalität

Wildtierkriminalitäts-Hotspot in Neusiedl am See

Dr. Susanne Schreiner17.10.2025
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PRESSEAUSSENDUNG

Wien, 17. Oktober 2025 – Der Bezirk Neusiedl am See bestätigt einmal mehr seinen traurigen Ruf als Brennpunkt der Wildtierkriminalität im Burgenland: Ein Anfang September aufgefundener Mäusebussard wurde nachweislich erschossen. Ganz aktuell wurde am 14. Oktober eine Falle mit lebender Elster als Ködertier entdeckt. BirdLife Österreich erstattete jeweils Anzeige gegen Unbekannt und fordert in diesem Zusammenhang einmal mehr eine umfassende Evaluierung und Reform der Jagdaufsicht.

Am 3. September wurde im Bezirk Neusiedl am See, in der Nähe des Nationalparks Neusiedler See-Seewinkel, ein toter Mäusebussard gefunden. Pikantes Detail: auf dem Dach einer Jagdkanzel. Mitarbeitende von BirdLife Österreich, die zufällig aufgrund einer Präventivaktion gegen Wildtierkriminalität im Bezirk unterwegs waren, bargen das Tier und leiteten es zur Untersuchung an das zuständige Labor der VetMedUni Wien weiter. Das nun vorliegende Ergebnis der forensischen Untersuchung zeigt eindeutig: Der Bussard wurde erschossen.

Ein weiterer Fall von Wildtierkriminalität wurde erst vergangenen Dienstag an BirdLife Österreich gemeldet: Ein Passant fand direkt an der Grenze zu Ungarn in der Nähe der Leitha eine Krähenfalle. Solche Fanggeräte können ausnahmsweise von der Behörde erlaubt werden, allerdings befand sich in dieser Falle eine lebende Elster als Ködertier, was quälerisch und daher laut burgenländischem Jagdgesetz strikt verboten ist.

Neusiedl am See – Hotspot der Wildtierkriminalität

„Neusiedl am See ist ein wahrer Hotspot für die illegale Verfolgung von Vögeln“, betont Johannes Hohenegger, Greifvogelexperte bei BirdLife Österreich und zählt auf: „Vor rund einem Jahr wurde hier im Bezirk Kaiseradler „Norbert“ erschossen. Im März dieses Jahres wurde bei einer präventiven Nachsuche der Polizei mit BirdLife und dem WWF Österreich ein ebenfalls erschossener Mäusebussard aufgefunden. Im August wurde eine mutmaßlich illegale Greifvogelfalle gemeldet und im September im selben Revier eine streng geschützte Rohrweihe aus einer Falle befreit. Letzten Monat belegten wir auch in mehreren Jagdrevieren die illegale Nutzung von Klangattrappen bei der Wachteljagd. Und das sind nur die Fälle, von denen wir Kenntnis haben. Die Dunkelziffer dürfte viel höher sein!“

BirdLife fordert Reform der Jagdaufsicht

BirdLife Österreich erstattete in den aktuellen Fällen Anzeige gegen Unbekannt. Gleichzeitig fordert die Organisation einen nationalen Aktionsplan gegen Wildtierkriminalität, um dieses Problem endlich wirksam zu bekämpfen. „Ebenso dringend ist die umfassende Evaluierung und Reform des Jagdaufsichtssystems, das für die Einhaltung der jagdrechtlichen Bestimmungen verantwortlich wäre. Das bestehende Aufsichtssystem ist stark lokal verankert und versagt bei dieser Aufgabe viel zu oft“, so Hohenegger: „Unabhängige, revierfremde Jagdaufseher:innen könnten mögliche Interessenkonflikte vermeiden und konsequent gegen illegale Praktiken wie Abschüsse, Fang oder Nutzung verbotener Lockmethoden vorgehen. Nur durch klare gesetzliche Regelungen und deren konsequente Kontrolle können Greifvögel und andere bedrohte Arten nachhaltig geschützt sowie illegale Handlungen wirksam unterbunden werden.“

Meldemöglichkeiten

Für eine lückenlose Aufklärung sind Hinweise aus der Bevölkerung essenziell. Wer verdächtige Beobachtungen im Zusammenhang mit Wildtierkriminalität macht oder Hinweise auf illegale Tötung geschützter Arten hat, wird gebeten, sich zu melden. Jede Information kann helfen, die Täter:innen zur Rechenschaft zu ziehen.

Grenzüberschreitendes EU-LIFE-Projekt „wildLIFEcrime“

Im Rahmen des EU-geförderten wildLIFEcrime-Projekts (LIFE22-GIE-DE-wildLIFEcrime) arbeiten 13 Organisationen aus Österreich und Deutschland an der Reduktion der Wildtierkriminalität. Eine Koalition aus Naturschutzverbänden, Polizei, Universitäten, Behörden und Veterinärmedizinern setzt sich für den besseren Schutz gefährdeter Arten ein, wodurch dieses Projekt bis 2028 dazu beitragen soll, die Wildtierkriminalität in Deutschland und Österreich zu reduzieren.

Weiterführende Links: Das Projekt wildLIFEcrime – wildLIFEcrime

https://www.birdlife.at/birdcrime/

Rückfragehinweis

Dr. Susanne Schreiner, Pressesprecherin BirdLife Österreich 1150 Wien, Diefenbachgasse 35/1/6 Mobil: +43 (0) 699 181 555 65 susanne.schreiner@birdlife.at

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